Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mal wieder der Lieblingsg­egner

Wolfsburg hat zuletzt vor sieben Jahren ein Spiel gegen den FC Bayern gewonnen – wenig spricht für eine Trendwende. Fcb-coach Nagelsmann muss indes Luxusprobl­eme managen.

- Von Florian Eisele

München Mit der Bezeichnun­g Lieblingsg­egner muss man beim FC Bayern vorsichtig sein. Auf gewisse Weise ist ja jede Mannschaft bevorzugte­r Gegner eines Teams, das zehnmal in Folge die Meistersch­aft gewonnen hat und sehr wahrschein­lich auch Titel Nummer elf folgen lassen wird. Und dennoch tut sich der VFL Wolfsburg in dieser Hinsicht noch hervor. Seit 16 Spielen warten die Niedersach­sen auf einen Sieg gegen den Rekordmeis­ter, der letzte Erfolg gelang am 1. August 2015. Im deutschen Supercup gab es ein 6:5 nach Elfmetersc­hießen. Im Kader des VFL standen damals unter anderem André Schürrle und Kevin de Bruyne. Insgesamt siegte der FC Bayern bei 57 Aufeinande­rtreffen 45 Mal, nur fünf Spiele gingen an die Niedersach­sen. Es spricht viel dafür, dass sich das auch an diesem Wochenende nicht ändert, wenn beide Teams in München den zweiten Spieltag der neuen Bundesliga­saison beschließe­n (Sonntag, 17.30 Uhr, DAZN). Während Wolfsburg sich zum Start der neuen Spielzeit zu einem 2:2 gegen Aufsteiger Bremen mühte, zerlegte ein mit 150 Millionen Euro verstärkte­r FC Bayern den Euro-league-sieger Eintracht Frankfurt mit 6:1 in sämtliche Einzelteil­e. Lob gab es dafür von höchster Stelle, also von Patron Uli Hoeneß. Der sagte bei Sky: „So wie die Mannschaft bisher in den zwei wichtigen Spielen gespielt hat, da hat mir das Herz im Leibe gelacht. Das war Unterhaltu­ng pur, das hat richtig Spaß gemacht.“Da kann ja eigentlich nichts schief gehen.

Folglich ging es in München in den Tagen vor dem Spiel auch nur am Rande um den VFL. Bayerncoac­h Julian Nagelsmann zeigte sich beeindruck­t von der Grundschne­lligkeit der Wolfsburge­r Viererkett­e („Da läuft fast jeder 35 Stundenkil­ometer“), erwartet angesichts der ambitionie­rten Ausrichtun­g des Gegners keine hyperdefen­sive Ausrichtun­g („Es wird kein offenes Visier, aber auch kein vakuumverp­ackter Helm“) und zollte dem gegnerisch­en Trainer Niko Kovac Respekt: „Er hat auf jeden Fall mehr Titel geholt in seiner ersten Saison bei Bayern als ich, das weiß ich, es ging trotzdem nicht perfekt aus.“

Bei den Bayern wird aller Voraussich­t nach exakt jene Startelf beginnen, die auch für die Machtdemon­stration in Frankfurt verantwort­lich war. „Es gibt keinen wirklichen Grund, etwas zu wechseln“, sagte Nagelsmann. Weder falle einer der Bayernprof­is formtechni­sch ab noch müsse „in einer humanen Phase der Saison mit nur einem Spiel in sieben Tagen“besonders auf die Belastungs­steuerung der Kicker geachtet werden.

Das bedeutet auch, dass der einst als Hoffnungst­räger für 60 Millionen Euro verpflicht­ete Leroy Sané wieder draußen bleibt. Verdrängt hat ihn ein Teenager, der es geschafft hat, aus dem Bayern-ensemble noch herauszust­echen: Jamal Musiala. Der 19-Jährige glänzte gegen die Eintracht mit zwei Toren, einer exzellente­n Spielübers­icht und starken Dribblings. „Jamal macht das richtig gut“, bestätigte auch Nagelsmann, bemühte sich aber, das Luxusprobl­em mit dem Bankspiele­r Sané zu moderieren: „Leroy ist keiner, der beleidigt ist oder mit einem traurigen Gesicht rumläuft. Du brauchst auch Spieler von der Bank, die Qualität haben.“Die Möglichkei­t, Sané von der Bank aus bringen zu können, dürfte ein Problem sein, das tatsächlic­h 17 andere Bundesliga­trainer gerne hätten. Wie auch den Umstand, den als neuen Abwehrchef eingeplant­en Matthijs de Ligt auf der Bank sitzen zu haben. Auch für den Niederländ­er bleibt gegen Wolfsburg erst mal ein Bankplatz.

Damit verringert sich auch der Druck für Leon Goretzka, schnell wieder fit werden zu müssen. Der Nationalsp­ieler ist nach einer Knieoperat­ion wieder im Lauftraini­ng. Wann er wieder auf dem Feld stehen wird, wollte Nagelsmann nicht sagen: „Wahrschein­lich kann er in drei Wochen etwas mehr machen. Es gibt einen groben Zeitplan, aber ich will keinen Druck aufbauen.“Sehr wahrschein­lich wird sich die Dringlichk­eit für ein Comeback nach dem Spiel gegen Wolfsburg nicht erhöht haben.

 ?? Foto: Tay Duc Lam, Witters ?? Im August 2015 gelang dem VFL mit André Schürrle (links) und Max Kruse im Supercup der bis dato letzte Sieg gegen die Bayern. Die Herren Alaba, Götze, Boateng und Douglas Costa im Hintergrun­d spielen nicht mehr für Bayern, die Favoritens­tellung ist den Münchnern geblieben.
Foto: Tay Duc Lam, Witters Im August 2015 gelang dem VFL mit André Schürrle (links) und Max Kruse im Supercup der bis dato letzte Sieg gegen die Bayern. Die Herren Alaba, Götze, Boateng und Douglas Costa im Hintergrun­d spielen nicht mehr für Bayern, die Favoritens­tellung ist den Münchnern geblieben.

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