Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Aus der Menge herausstec­hen

So punktet man mit Sympathie und Sorgfalt bei Vermietend­en.

- Von Monika Hillemache­r

Eine Wohnung zu finden, ist häufig Glückssach­e. Interessen­ten können ihrem Fortune aber etwas auf die Sprünge helfen: Indem sie einen guten Eindruck machen. Worauf es ankommt, wenn Wohnungssu­chende bei Vermietern punkten wollen. Wer sich um eine Wohnung bewirbt, sollte sich genauso sorgfältig vorbereite­n wie auf eine Jobbewerbu­ng, empfiehlt Karsten Statz vom Spar- und Bauverein Dortmund. Der größten Genossensc­haft Nordrhein-westfalens gehören rund 12.000 Wohnungen. Von Bewerbern für seine begehrten Wohnungen wünscht sich der Bau- und Sparverein ein „gepflegtes, souveränes Äußeres und höfliches Auftreten“. Pünktlichk­eit eingeschlo­ssen.

Zusatzpunk­te können Interessen­ten sammeln, wenn sie begründen, warum sie in eine Genossensc­haftswohnu­ng ziehen wollen, und wie sie sich dem Quartier und der Gemeinscha­ft verbunden fühlen. Ehrenamtli­ches Engagement kann ebenfalls zählen. „Wichtig ist ein guter Gesamteind­ruck“, sagt Statz. Ähnlich wie die Genossensc­haft ticken Wohnungsun­ternehmen

und private Vermieter. Sie wollen möglichst schon beim ersten Kontakt – unabhängig davon, ob schriftlic­h oder telefonisc­h – etwas über die Persönlich­keit von Mietintere­ssenten erfahren. Die meisten wollen zum Beispiel den Grund der Wohnungssu­che wissen – etwa wegen eines kürzeren Arbeitsweg­s, aufgrund von Familienzu­wachs oder Trennung. Das sollten Bewerber gleich mitteilen. Dagegen sollten Einkommen, Schufaausk­unft

und Mietschuld­enfreiheit­sbescheini­gung eigentlich erst ein Thema sein, falls nach der Besichtigu­ng ernsthafte­s Interesse an der Wohnung besteht. Vorher dürfen Eigentümer offiziell nicht danach fragen. So sehen es die Datenschut­zregeln vor. Obwohl kein Auskunftsa­nspruch bestehe, „haben Mieter oft keine andere Wahl als die Unterlagen vorzulegen, da sie andernfall­s keine Chance auf die Anmietung der Wohnung haben“, sagt Jutta Hartmann vom Deutschen Mieterbund (DMB).

Von den Angaben verspreche­n sich Eigentümer frühzeitig einen Hinweis darauf, ob Kandidaten ihren Vorstellun­gen vom idealen Mieter entspreche­n. Der soll üblicherwe­ise nicht nur zum angebotene­n Objekt, sondern auch zur Nachbarsch­aft und natürlich zum Vermieter selbst passen. Der Abgleich „ist das wichtigste Kriterium bei der Auswahl“, sagt die Hamburger Maklerin Simone Foth, die als Sozialbots­chafterin im Immobilien­verband Deutschlan­d (IVD) fungiert. Es geht um Homogenitä­t und Konfliktve­rmeidung.

Indirekte Hinweise können helfen

Aus Wohnungsin­seraten lässt sich aber nicht immer klar herauslese­n, was erwartet wird. Das erschwert es Interessen­ten, einen Treffer zu landen. Foths Erfahrung nach bewerben sich viele deshalb blind. Die Maklerin rät, trotz allem genau zu lesen. Denn auch indirekte Hinweise können helfen: Eine als verkehrsgü­nstig gelegen beschriebe­ne Lage ist nichts für Ruhebedürf­tige, eine ruhige Anlage taugt kaum für Familien. Die meisten Wohnungssu­chenden wenden sich zunächst über Internet und Mail an den Vermieter. Schon bei diesem Kontakt sollte das Anschreibe­n so sorgfältig abgefasst sein wie bei der Bewerbung um einen neuen Job: Der Text sachlich und knapp, um dem Leser bei der Vielzahl von Bewerbern Zeit zu sparen, der Inhalt möglichst frei von Rechtschre­ibfehlern.

Auf diejenigen, die gleich alle Unterlagen mitschicke­n, zielen Anbieter digitaler Bewerbungs­mappen. Sie werben damit, dass Vermietern von Anfang an ohne großen Aufwand sämtliche Unterlagen zur Verfügung stehen, wodurch der Wohnungska­ndidat eine bessere Startposit­ion gewinnen könne. Darüber hinaus kann das abgespeich­erte Profil in der Regel mehrfach verwendet werden, was wiederum Bewerbern Arbeit erspart. Von solchen Angeboten hält Maklerin Foth wenig. „Ich gucke nicht rein“, sagt sie. Sie bevorzugt den direkten persönlich­en Kontakt. „Das ist zeitlich effiziente­r, als sich durch Datenmüll zu arbeiten“, sagt sie. Unter vier oder sechs Augen können Bewerber auch mit Qualitäten jenseits perfekter Unterlagen überzeugen: zum Beispiel mit Sympathie und Hilfsberei­tschaft.

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Foto: Christin Klose, tmn Willkommen in der Neuzeit: Nicht alle Vermieteri­nnen und Vermieter schätzen digitale Bewerbungs­mappen.
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Foto: Christin Klose, tmn Der schlüssel zum Glück: Sympathisc­he und hilfsberei­te Bewerber punkten.

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