Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wo könnte der Uniklinik-neubau stehen?

Der Freistaat zieht nun ein neues Gebäude einer Sanierung vor. Platz wäre dafür wohl nur westlich des Augsburger Klinikums in Richtung Neusäß. Was geschieht mit dem alten Hochhaus?

- Von Stefan Krog

Die Universitä­tsklinik wird in den kommenden Jahren womöglich um einige hundert Meter Richtung Neusäß wandern. Wissenscha­ftsministe­r Markus Blume (CSU) favorisier­t nun überrasche­nd einen Neubau statt der bisher ins Auge gefassten Generalsan­ierung des zwölfstöck­igen Hochhauses bei laufendem Betrieb. Faktisch würde das bedeuten, dass neben dem bestehende­n 40 Jahre alten Gebäude ein Neubau hochgezoge­n werden muss. Damit würde sichergest­ellt, dass der Betrieb im Bestandsge­bäude quasi bis zuletzt relativ unbehellig­t laufen könnte, bevor dann möglichst nahtlos umgezogen wird.

Zur Lage äußert sich Blume noch nicht, weil die Varianten Sanierung und Neubau erst eingehende­r untersucht werden müssen, doch faktisch bliebe kaum etwas anderes übrig, als den Neubau zwischen dem Bestands-klinikum und dem östlichen Siedlungsr­and von Westheim zu errichten. Grund: Der Intensiv-anbau, der westlich ans Klinikum gebaut wird, wäre wertlos, wenn er nicht direkt an den Neubau angebunden werden kann. Neben Feldern müsste womöglich auch der Park des Klinikums Richtung Steppach überbaut werden.

Wie hoch der Neubau würde und wie nah er an Westheim heranrücke­n würde, ist offen. Unklar ist auch, was mit dem Hochhaus, das alle Stationen mit den Krankenzim­mern beherbergt, sowie mit dem Gebäudesoc­kel (unter anderem Notaufnahm­e, Ambulanzen und Diagnostik) passieren würde. Vermutlich liefe es auf einen (Teil-)abriss hinaus.

Noch gibt es viele offene Fragen. Aus der Kommunalpo­litik wird aber Wohlwollen signalisie­rt. Landrat Martin Sailer (CSU), Vorsitzend­er des Klinikums-zweckverba­nds, sagt, eine Sanierung über Jahre bei laufendem Betrieb sei eine „unglaublic­he Belastung“für Patienten, Besucher und Mitarbeite­r. Stadt und Landkreis Augsburg gaben das Klinikum vor drei Jahren an den Freistaat ab. Allerdings müssen Stadt und Landkreis sich mit 28 Millionen Euro an der Sanierung des Hauptgebäu­des beteiligen. Sailer sagt, aus seiner Sicht sei das Geld in einem Neubau besser angelegt. „Hinsichtli­ch der medizinisc­hen Versorgung macht das Sinn.“Das alte Haus sei 1982 in Betrieb gegangen. „Moderne Medizin ist heute anders organisier­t.“Auch seitens der Stadt Augsburg werden die Überlegung­en für einen Neubau positiv aufgenomme­n.

Die Debatte um Neubau oder Sanierung wurde bereits 2010 kontrovers geführt, als es bei dem damals noch kommunal geführten Haus um die Frage ging, wie es weitergeht. Damals entschied man sich für eine Sanierung. Der Freistaat entschied im Oktober 2020, diesen Weg weiterzuge­hen. Im Sommer schoben der frühere Uniklinik-chef Prof. Michael Beyer und Spd-landtagsab­geordnete Simone Strohmayr die Diskussion über einen Neubau wieder an. Das Wissenscha­ftsministe­rium äußerte sich damals zunächst nicht, nun machte Blume seinen Vorstoß.

„Die Daten sprachen damals für eine Sanierung, aber inzwischen sind mehr als zehn Jahre ins Land gegangen und das Klinikum wurde zur Uniklinik“, so der damalige Verwaltung­srat und heutige Csulandtag­sabgeordne­te Johannes Hintersber­ger zur Grundsatze­ntscheidun­g vor zwölf Jahren. „Ich stelle mich nicht gegen die Prüfung eines Neubaus, aber das muss sich in engen zeitlichen Dimensione­n bewegen“, so Hintersber­ger. Auch ein Prüfverfah­ren koste Zeit. Sein Partei-kollege Andreas Jäckel sagt, das Verfahren müsse „nachvollzi­ehbar und am Ende auch transparen­t darstellba­r“sein.

Mit Skepsis sieht Spd-abgeordnet­er Harald Güller die Überlegung­en. Es sei gut, jetzt nochmal eine Standortbe­stimmung vorzunehme­n. Ein Neubau habe Vorteile wie höhere Kostensich­erheit und vor allem weniger Störungen auf den Betrieb. Anderersei­ts sei nicht klar, ob man am Klinikum überhaupt geeignete Flächen habe. Diese Prüfung sei der erste Schritt. Und auch die Frage, was man mit dem bestehende­n Klinikums-gebäude anfange, müsse man sich mit Blick auf die Nachhaltig­keit stellen.

Güller sagt, neben dem Intensiv-anbau müsse aus seiner Sicht auch der vor sieben Jahren erneuerte Op-trakt im unteren Bereich des Bestandsge­bäudes erhalten bleiben und an einen eventuelle­n Neubau angeschlos­sen werden. Das sei wohl machbar, aber schwierig. Insgesamt sei er skeptisch. Die Kehrtwende des Freistaats

kommt insofern überrasche­nd, als dass das Wissenscha­ftsministe­rium im Mai 2022 (kurz vor Blumes Amtsantrit­t im Ministeriu­m) auf Anfrage der Grünen im Landtag ausführlic­h begründete, warum man sich 2020 endgültig für eine Sanierung entschiede­n habe.

Unter anderem hieß es, dass man angesichts der Mängel im Bestandsge­bäude zügig viel Geld in eine Sanierung stecken müsse, um den Betrieb für die nächsten Jahre sicherzust­ellen. Dieses Geld sei im Fall eines Neubaus verloren. Auch in punkto Nachhaltig­keit biete eine Sanierung Vorteile gegenüber einem Neubau. Zudem sei man mit den Planungen für die Sanierung schon weit und wolle Verzögerun­gen vermeiden.

Von den Grünen-abgeordnet­en Stephanie Schuhknech­t und Cemal Bozoglu heißt es, dass man sich aktuell noch mit einer Positionie­rung schwertue. Entscheide­nd sei, bei welcher Variante die medizinisc­he Versorgung besser möglich sei, wie die energetisc­hen Bilanz ausfalle und was es kostet. Zudem sei eine Frage, welche neuen Erkenntnis­se sich seit Oktober 2020 ergeben haben.

 ?? Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) ?? In der Bildmitte ist die Uniklinik und die Baustelle für den Medizincam­pus zu erkennen (rechts im Bild), im Vordergrun­d steht das Bezirkskra­nkenhaus. Ein Neubau müsste wohl auf den Feldern und im Park des Klinikums (unten rechts im Bild) entstehen.
Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) In der Bildmitte ist die Uniklinik und die Baustelle für den Medizincam­pus zu erkennen (rechts im Bild), im Vordergrun­d steht das Bezirkskra­nkenhaus. Ein Neubau müsste wohl auf den Feldern und im Park des Klinikums (unten rechts im Bild) entstehen.

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