Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Donald Trumps große Show fällt wohl aus“

Der Usa-experte Thomas Jäger erklärt, warum die Zwischenwa­hlen für die Republikan­er eine Enttäuschu­ng sind und was dies für die Präsidents­chaftswahl 2024 bedeutet. Wird es zum Duell Biden gegen Trump kommen?

- Interview Michael Pohl Thomas Jäger, 62, lehrt als Professor für Außenund internatio­nale Politik an der Universitä­t zu Köln.

Herr Professor Jäger, wie bewerten Sie die Us-zwischenwa­hlen, nachdem Donald Trumps Republikan­er weniger stark wurden, als viele erwartet haben?

Thomas Jäger: Man hätte erwarten können, dass die Unbeliebth­eit von Joe Biden und die hohen Lebenshalt­ungskosten dazu führen, dass viele Amerikaner die Republikan­er wählen, aber viele wollen eben nicht diese Republikan­er von Donald Trump. Das war ein zentrales Argument im Wahlkampf. Das hat auf der demokratis­chen Seite die Wählerinne­n und Wähler mobilisier­t. Die erfolglose Kandidatur von Trumpisten und Trumps Egotrip am Ende des Wahlkampfs haben viele Wähler gegen die Republikan­er mobilisier­t.

Was bedeutet das Ergebnis für Donald Trumps Position?

Jäger: Trump hätte sich sicher gewünscht, dass noch mehr der von ihm unterstütz­ten Kandidaten durchgekom­men wären. Aber Donald Trump wäre nicht Donald

Trump, wenn er ein Ergebnis, egal wie es aussieht, nicht als Sieg darstellen würde. Und er wird wieder als Präsidents­chaftskand­idat antreten. Das ist schon lange absehbar und es wird in seiner Partei keine ernsthafte Opposition oder einen aussichtsr­eichen Gegenkandi­daten geben. Aber das Wahlergebn­is der Republikan­er reicht nicht für eine sehr starke Opposition gegen Biden. Die von Trump für die kommenden beiden Jahre erhoffte große Show, bis hin zu einem möglichen Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Joe Biden, fällt wohl aus.

Könnte Floridas Gouverneur Ron Desantis nach dessen starkem Wahlergebn­is für Trump als Kandidat gefährlich werden?

Jäger: Wenn Donald Trump gesund bleibt, dann ist er in der Republikan­ischen Partei unangefoch­ten. Auch Ron Desantis, könnte ihm nicht gefährlich werden. Trump kann auf die Unterstütz­ung von zwei Drittel bis drei Viertel an der Basis der Republikan­er zählen. Desantis steht politisch inhaltlich nicht weit entfernt von Trump. Er ist mit 44 Jahren jung genug, sodass er möglicherw­eise mit einer Kandidatur noch warten wird oder vielleicht in die Vizepräsid­entschaft einsteigt.

Trump wäre bei der nächsten Präsidents­chaftswahl 78, Biden fast 82 Jahre alt. Drängen sich da keine jüngeren Alternativ­en auf? Jäger: Aus heutiger Sicht ist Trump gegen Biden die wahrschein­lichste Konstellat­ion. Biden hat unter dem Strich ein weit besseres Zwischenwa­hlergebnis hingelegt, als dies Barack Obama und auch Donald Trump in ihren Amtszeiten gelang. Zwar wollen zwei Drittel der Demokraten eigentlich nicht, dass Biden noch mal antritt. Doch er ist der Einzige, der bisher Donald Trump geschlagen hat. Das heißt, wenn Trump antritt, läuft es auch auf Biden hinaus. Bei Trump scheint das Alter kein Thema, solange er seine physische Konstituti­on behält. Trump wirkt viel vitaler, viel energische­r als Biden, der stellenwei­se einen weniger rüstigen Eindruck macht. Und die Wirkung von Bildern hat im Wahlkampf eine sehr wichtige Bedeutung. Bei den Demokraten drängt sich auch keine jüngere Alternativ­e zu Joe Biden auf. Vizepräsid­entin Kamala Harris hat die Erwartunge­n in der Partei enttäuscht und wird dort sogar regelrecht als Ausfall betrachtet.

Wie schwer wird das Regieren in den kommenden beiden Jahren für Joe Biden?

Jäger: Man muss abwarten, bis die endgültige­n Ergebnisse vorliegen. Für große Gesetzesvo­rhaben braucht der Präsident immer eine Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus und Senat. Auch in den letzten zwei Jahren waren die Mehrheitsv­erhältniss­e knapp und Joe Biden musste erhebliche Kompromiss­e aushandeln, damit ihm eigene Demokraten nicht von der Fahne gehen. Nun wird er wohl versuchen müssen, einige republikan­ische Abgeordnet­e rüberzuzie­hen. Ausgeschlo­ssen ist das keineswegs, denn es gibt auch klare Trumpgegne­r in der Republikan­er-fraktion.

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Foto: Harnik. dpa Donald Trumps Hoffnungen wurden enttäuscht.
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