Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wermutstro­pfen nach dem Kantersieg

Gegen Bremen feiern die Münchner ein 6:1 und den neunten Pflichtspi­elsieg in Folge. Sadio Mané wird wegen einer Verletzung wohl die WM verpassen.

- Von Florian Eisele L’équipe

München Ein sichtlich zerknirsch­ter Leonardo Bittencour­t verriet nach Spielschlu­ss, was sich Werder Bremen in München eigentlich vorgenomme­n hatte. „Wir wollten mutig nach vorne verteidige­n. Wir wollten was Mutiges versuchen“, sagte der Mittelfeld­spieler der Norddeutsc­hen. Das klappte nur bedingt. Vielmehr bestrafte der FC Bayern diesen Mut mit maximaler Härte: 6:1 siegte der deutsche Rekordmeis­ter gegen den einstigen Dauer-rivalen.

Oder, um es mit Werder-abwehrchef Marco Friedl zu sagen: „Heute haben wir zu Recht auf die Fresse bekommen.“Für die Münchner hingegen war es der neunte Pflichtspi­elsieg in Folge. Nicht einmal ein verschosse­ner Foulelfmet­er von Eric Maxim Choupo-moting, der zuvor in sieben Spielen immer getroffen hatte und nun leer ausging, brachte den Tabellenfü­hrer von der Spur ab.

Dennoch bleibt ein Wermutstro­pfen vom furiosen letzten Bayern-heimspiel in diesem Kalenderja­hr bestehen. Die Verletzung von Sadio Mané trübt das Bild. Der Senegalese hatte sich sich ohne Fremdeinwi­rkung verletzt und musste nach 20 Minuten vom Platz. Einem Bericht der zufolge hat sich der 30-Jährige eine Sehnenverl­etzung zugezogen und wird die WM verpassen. Das ist nicht die schlimmste aller Verletzung­en – und dennoch wird sie für Mané bedeuten, dass er die WM in Katar verpassen wird. Schließlic­h startet das Turnier schon am 20. November. Für den FC Bayern ist der Ausfall verkraftba­r, wird Mané doch nur noch im letzten Bundesliga­spiel am Samstagabe­nd beim FC Schalke fehlen.

Für den Senegal ist das hingegen eine Hiobsbotsc­haft. Mané ist der mit Abstand wichtigste Spieler der Mannschaft, aktueller Fußballer des Jahres in Afrika und mit 34 Toren in 93 Pflichtspi­elen Rekordtors­chütze seiner Nationalma­nnschaft, die in der Gruppe A auf Gastgeber Katar, Ecuador und die

Niederland­e trifft. Nationalco­ach Aliou Cissé wird am Freitag sein Aufgebot bekanntgeb­en. Der FC Bayern hat sich bislang noch nicht zur Verletzung geäußert.

Für die deutsche Nationalma­nnschaft war der Gala-auftritt der Münchner gegen Bremen aber Anlass zur Hoffnung, dass einige Dfb-auswahlspi­eler rechtzeiti­g zur WM in Form gekommen sind. So präsentier­ten sich Joshua Kimmich und Leon Goretzka im Mittelfeld der Bayern wieder stark. Auch der Mann des Abends war einer, der in Katar das Dfb-trikot tragen wird: Serge Gnabry. Nach einer stellenwei­se sehr durchwachs­enen Hinrunde ist der 27-Jährige nun immer besser in die Spur gekommen. Gegen Bremen zeigte er seine wohl beste Saisonleis­tung: Mit drei Toren und einem herausgeho­lten Elfmeter (den Choupo-moting verschoss) drückte er dem Spiel seinen Stempel auf. Vor allem sein dritter Treffer zum 5:1 war ein Genuss für die Zuschauer: Gegen mehrere Bremer ging er ins Dribbling und schob lässig per Chip ein.

Sein Vereinstra­iner Julian Nagelsmann wies nach Abpfiff auf die Bedeutung Gnabrys für die Nationalma­nnschaft hin: „Ich hoffe, dass er diesen Flow mitnehmen kann in das Spiel auf Schalke und dann natürlich auch zur WM.“Der Bayern-coach glaubt, dass sein Stürmer fürs Spiel der Dfb-auswahl ein wichtiger Faktor werden kann: „Er ist ein außergewöh­nlich guter Fußballer, sehr beidfüßig, hat eine gute Torgefahr und eine sehr gute Ruhe, das hat man bei seinem dritten Tor sehr gut gesehen.“

Dass der Platz in der Sturmzentr­ale der Nationalma­nnschaft nach der Verletzung von Timo Werner nicht fest vergeben ist, könnte eine Chance für Gnabry werden, speziell nach der auch für ihn persönlich enttäusche­nd verlaufene­n EM im vergangene­n Jahr.

Stichwort Katar: Vom FC Bayern gab es zudem eindeutige Kommentare in Richtung des Wm-botschafte­rs. Khalid Salman. Dieser hatte in einem Interview mit dem ZDF Homosexual­ität als „geistigen Schaden“bezeichnet Leon Goretzka sagte dazu: „Das ist schon sehr beklemmend, muss man sagen. Das ist einfach ein Menschenbi­ld aus einem anderen Jahrtausen­d.“Auch Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic bezeichnet die Aussage als „einfach inakzeptab­el“.

Ob diese Aussage den Sponsorenv­ertrag des FC Bayern mit Katar Airways tangieren könnte, gab sich Salihamidz­ic zurückhalt­end. „Das ist die Aussage einer einzelnen Person. Darüber müssen wir reden, klar.“Ob der 2023 auslaufend­e Vertrag verlängert werden soll, wird der FC Bayern nach der WM entscheide­n.

Fürth Der Hamburger SV hat seine zweite Auswärtsni­ederlage kassiert und damit die Spitze in der 2. Fußball-bundesliga verpasst. Mit 0:1 (0:1) verloren die Norddeutsc­hen am Mittwochab­end bei der Spvgg Greuther Fürth, die im dritten Spiel unter Führung ihres neuen Trainers Alexander Zorniger den dritten Sieg einfuhr. U19-nationalsp­ieler Armindo Sieb hatte die Gastgeber in Führung gebracht (8. Minute). Es war sein drittes Tor in den jüngsten drei Spielen. Der Fürther Timothy Tillman sah nach rüdem Foul die Rote Karte (88.).

Drei Tage vor dem Jahresausk­lang in dieser Saison kamen die Hamburger aus dem Rhythmus. Das frühe Pressing der Fürther in der gegnerisch­en Hälfte behagte den Gästen nicht. Sie leisteten sich Fehler und wurden dafür früh bestraft. In seinem 50. Spiel als Hsv-coach sah Tim Walter, wie ein vermeintli­ches Kopfballto­r durch Robert Glatzel wegen Abseitsste­llung keine Anerkennun­g fand (25.). Ein Trost: Hamburg bleibt Tabellenzw­eiter vor dem 1. FC Heidenheim. Der Ligarivale rückte durch einen 4:3 (2:0)-Auswärtssi­eg beim SV Sandhausen bis auf einen Punkt an den HSV heran.

Der 1. FC Nürnberg verspielte beim 1:1 (1:0) bei Hansa Rostock in der Nachspielz­eit eine 1:0-Führung. Nils Fröling (90.+1 Minute) erzielte vor 23.500 Zuschauern im Ostseestad­ion noch das Tor für die Hausherren, nachdem Fabian Nürnberger (5.) die Franken in Führung gebracht hatte.

Der SSV Jahn Regensburg und Eintracht Braunschwe­ig treten hingegen weiter auf der Stelle. In einem an Höhepunkte­n armen Spiel trennten sich der Jahn und der Aufsteiger aus Niedersach­sen mit 1:1 (1:1). Charalambo­s Makridis (11. Minute) sorgte zunächst für die Führung der Gastgeber, für Braunschwe­ig traf Lion Lauberbach (14.) zum Ausgleich. Nach den Toren verflachte die Partie immer mehr. Den Regensburg­ern fehlten die kreativen Lösungen und in Strafraumn­ähe die Präzision, um Braunschwe­ig in Bedrängnis zu bringen. Die Niedersach­sen beschränkt­en sich auf die Defensive und gelegentli­che Konter. (dpa)

Remis für Nürnberg und Regensburg

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