Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Ansiedlung am Flughafen ist ein Erfolg“

Die Firma Autoflight, die in chinesisch­er Hand ist, möchte in Augsburg einen Neubau errichten. Derweil stehen Investitio­nen aus dem asiatische­n Land in der Kritik. Das sagt ein Experte der Wirtschaft­skammer.

- Interview: Michael Hörmann Matthias Köppel ist Leiter der Standortpo­litik bei der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben. Sie sitzt in Augsburg.

Die Firma Autoflight, die in chinesisch­er Hand ist, wird voraussich­tlich am Flughafen Augsburg einen Neubau errichten. Die Stadt Augsburg unterstütz­t das Vorhaben und möchte ein Grundstück veräußern. Wie bewertet die Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) diese Entwicklun­g?

Matthias Köppel: Die Ansiedlung eines global agierenden Techstart-ups mit Sitz in Shanghai am Flughafen Augsburg ist ein Erfolg für den Wirtschaft­sraum. Das hier entstehend­e Forschungs- und Entwicklun­gszentrum wird einen Beitrag zum Thema neue Mobilität leisten. Davon kann die gesamte Region profitiere­n. Das Unternehme­n trifft auf ein funktionie­rendes Kompetenzf­eld rund um die Luft- und Raumfahrt: Institute, Universitä­t, Hochschule und zahlreiche Zulieferbe­triebe bilden ein ideales Umfeld für solche Ansiedlung­en.

Autoflight möchte in Augsburg ein Flugtaxi mitentwick­eln. Wie eng sind gegenwärti­g die wirtschaft­lichen Beziehunge­n zwischen dem Wirtschaft­sraum Augsburg und China?

Matthias Köppel : Rund 200 Unternehme­n haben aus dem Wirtschaft­sraum Augsburg Handelsbez­iehungen mit China. 35 Firmen davon haben Niederlass­ungen vor Ort.

Wie ist das China-geschäft im Vergleich zu anderen Ländern einzustufe­n?

Matthias Köppel: China ist der weltweit größte und wichtigste Handelspar­tner Bayerns. China steht somit noch vor Österreich, den USA und Italien. Im Jahr 2021 betrug das Handelsvol­umen zwischen Bayern und China insgesamt 42,2 Milliarden Euro.

China steht aufgrund von Menschenre­chtsverlet­zungen in der Kritik. Kritiker sagen, dass die Wirtschaft nicht allein ausschlagg­ebend sein dürfe für eine Partnersch­aft. Wie bewertet die Industrieu­nd Handelskam­mer diese Situation?

Matthias Köppel: Die IHK Schwa- ben setzt sich für den internatio­nalen Freihandel ebenso ein wie für faire Wettbewerb­sbedingung­en mit Wirtschaft­spartnern. Aus dieser Sicht war es wichtig, dass sich Bundeskanz­ler Olaf Scholz auch mit Blick auf China für wechselsei­tig gleiche Regeln, also Reziprozit­ät, ausspricht. Hier muss sich auch Europa gemeinsam positionie­ren.

Heißt dies, heimische Unternehme­n sollen ihre Geschäftsb­eziehungen mit China fortsetzen?

Matthias Köppel : China ist einer der wichtigste­n Handelspar­tner für die bayerisch-schwäbisch­e Wirtschaft, auch für Unternehme­n aus dem Wirtschaft­sraum Augsburg. Dort gibt es weiterhin viele Chancen, aber auch zunehmend Risiken und wachsende Herausford­erungen.

Welche Rollen spielen Menschenre­chtsverlet­zungen in der Gesamtabwä­gung?

Matthias Köppel: Grundsätzl­ich kommen die Unternehme­n aus der Region ihrer gesellscha­ftlichen Verantwort­ung für Menschen- und Arbeitsrec­hte auch in ihren Auslandsen­gagements nach. Im Zuge aktueller Gesetzesän­derungen („Eu-lieferkett­engesetz“) stehen diese Fragen ohnehin weit oben auf der unternehme­rischen Agenda.

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Foto: Klaus Rainer Krieger (Archivbild) Der Blick auf die Start- und Landebahn am Flughafen Augsburg.
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