Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Ansiedlung am Flughafen ist ein Erfolg“
Die Firma Autoflight, die in chinesischer Hand ist, möchte in Augsburg einen Neubau errichten. Derweil stehen Investitionen aus dem asiatischen Land in der Kritik. Das sagt ein Experte der Wirtschaftskammer.
Die Firma Autoflight, die in chinesischer Hand ist, wird voraussichtlich am Flughafen Augsburg einen Neubau errichten. Die Stadt Augsburg unterstützt das Vorhaben und möchte ein Grundstück veräußern. Wie bewertet die Industrieund Handelskammer (IHK) diese Entwicklung?
Matthias Köppel: Die Ansiedlung eines global agierenden Techstart-ups mit Sitz in Shanghai am Flughafen Augsburg ist ein Erfolg für den Wirtschaftsraum. Das hier entstehende Forschungs- und Entwicklungszentrum wird einen Beitrag zum Thema neue Mobilität leisten. Davon kann die gesamte Region profitieren. Das Unternehmen trifft auf ein funktionierendes Kompetenzfeld rund um die Luft- und Raumfahrt: Institute, Universität, Hochschule und zahlreiche Zulieferbetriebe bilden ein ideales Umfeld für solche Ansiedlungen.
Autoflight möchte in Augsburg ein Flugtaxi mitentwickeln. Wie eng sind gegenwärtig die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Wirtschaftsraum Augsburg und China?
Matthias Köppel : Rund 200 Unternehmen haben aus dem Wirtschaftsraum Augsburg Handelsbeziehungen mit China. 35 Firmen davon haben Niederlassungen vor Ort.
Wie ist das China-geschäft im Vergleich zu anderen Ländern einzustufen?
Matthias Köppel: China ist der weltweit größte und wichtigste Handelspartner Bayerns. China steht somit noch vor Österreich, den USA und Italien. Im Jahr 2021 betrug das Handelsvolumen zwischen Bayern und China insgesamt 42,2 Milliarden Euro.
China steht aufgrund von Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Kritiker sagen, dass die Wirtschaft nicht allein ausschlaggebend sein dürfe für eine Partnerschaft. Wie bewertet die Industrieund Handelskammer diese Situation?
Matthias Köppel: Die IHK Schwa- ben setzt sich für den internationalen Freihandel ebenso ein wie für faire Wettbewerbsbedingungen mit Wirtschaftspartnern. Aus dieser Sicht war es wichtig, dass sich Bundeskanzler Olaf Scholz auch mit Blick auf China für wechselseitig gleiche Regeln, also Reziprozität, ausspricht. Hier muss sich auch Europa gemeinsam positionieren.
Heißt dies, heimische Unternehmen sollen ihre Geschäftsbeziehungen mit China fortsetzen?
Matthias Köppel : China ist einer der wichtigsten Handelspartner für die bayerisch-schwäbische Wirtschaft, auch für Unternehmen aus dem Wirtschaftsraum Augsburg. Dort gibt es weiterhin viele Chancen, aber auch zunehmend Risiken und wachsende Herausforderungen.
Welche Rollen spielen Menschenrechtsverletzungen in der Gesamtabwägung?
Matthias Köppel: Grundsätzlich kommen die Unternehmen aus der Region ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für Menschen- und Arbeitsrechte auch in ihren Auslandsengagements nach. Im Zuge aktueller Gesetzesänderungen („Eu-lieferkettengesetz“) stehen diese Fragen ohnehin weit oben auf der unternehmerischen Agenda.