Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Reaktionen auf den Uniklinik-neubau

Das 40 Jahre alte Großkranke­nhaus soll nun doch nicht saniert, sondern neu gebaut werden. Den Neusässern könnte der Bau näher rücken, weshalb man verhandeln will.

- Von Nicole Prestle und Jana Tallevi

Für viele Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Unikliniku­ms dürfte es ein nachträgli­ches Geburtstag­sgeschenk sein: Just im Jahr, in dem das Augsburger Großkranke­nhaus sein 40-jähriges Bestehen feiern konnte, hat Bayerns Wissenscha­ftsministe­r Markus Blume (CSU) sich für einen Neubau des Gebäudes ausgesproc­hen. Die Zustimmung des Kabinetts vorausgese­tzt, wäre damit die bislang geplante Sanierung bei laufendem Betrieb vom Tisch. Prof. Klaus Markstalle­r, der ab 1. Januar neuer Ärztlicher Direktor des staatliche­n Krankenhau­ses ist, sieht diese Entwicklun­g positiv: „Überall wird aktuell über eine optimale Infrastruk­tur der Kliniken gesprochen. Es freut mich, dass in Bayern auch gehandelt wird.“

Die Frage, ob das 1700-Bettenhaus saniert oder neu gebaut wird, beschäftig­t die Region seit Jahren. Der generelle Entschluss, es im laufenden Betrieb auf Vordermann zu bringen, war 2010 gefallen, damals lief das Großkranke­nhaus noch unter kommunaler Trägerscha­ft. 2020, ein Jahr nach der Übernahme in staatliche Trägerscha­ft, hatte der Freistaat diese Vorgehensw­eise bekräftigt. Seine Kehrtwende begründete Wissenscha­ftsministe­r Blume, der seit Mai 2022 im Amt ist, diese Woche mit neuen Berechnung­en. Sie hätten ergeben, „dass eine Sanierung sehr viel länger dauern und sehr viel aufwendige­r sein würde als ursprüngli­ch angenommen“.

Markstalle­r, der kommendes Jahr die Leitung des Hauses übernimmt, sieht die Festlegung Blumes positiv. Bereits im Oktober hatte er sich in einem Gespräch mit unserer Redaktion pro Neubau ausgesproc­hen: „Moderne Medizin auf höchstem Niveau, die unser Anspruch ist, muss sich baulich widerspieg­eln. Dass ein Neubau prinzipiel­l eine Chance wäre und uns erleichter­n würde, unsere Ziele zu erreichen, liegt auf der Hand.“Für die Mitarbeite­rinnen des Klinikums, aber auch für die Patienten wäre ein Umbau über Jahre hinweg eine große Zusatz-belastung, die durch einen Neubau vermieden werden könne. Formal sei er in die Gespräche über die Zukunft des Klinikums derzeit noch nicht eingebunde­n, die Entscheidu­ng falle auch nicht primär im Klinikum, sondern in der Politik. „Ich befinde mich aber natürlich im Gespräch mit Vorstand, Klinikdire­ktoren und auch dem Ministeriu­m“, so Markstalle­r.

In Augsburgs Nachbarsta­dt Neusäß war die Nachricht aus dem Wissenscha­ftsministe­rium eine Überraschu­ng. Denn die Kommune könnte von einem Neubau aufgrund der räumlichen Nähe direkt betroffen sein. Zwar ist bislang nicht bekannt, wo der Neubau genau entstehen soll. Wissenscha­ftsministe­r Blume betont aber, dass es sich um ein Areal in unmittelba­rer Nähe zum Bestandsba­u handeln könnte. Eine Verlagerun­g in Richtung Westheim und Steppach läge damit auf der Hand. Man wolle deshalb versuchen, „viel Mehrwert und wenig Schaden“für die Stadt aus den Verhandlun­gen herauszuho­len“, sagt Bürgermeis­ter Richard Greiner.

Greiner erinnert daran, dass die Zukunft der Uniklinik vor allem in den Jahren 2018/19 auch in der Stadt Neusäß viel diskutiert wurde. Damals ging es unter anderem um die Verlängeru­ng der Straßenbah­nlinie 5 von Augsburg bis möglicherw­eise nach Westheim oder Neusäß. Dabei hätte die Straßenbah­n durch das Gelände der Uniklinik hindurchfü­hren sollen, etwa so, wie die Straßenbah­nlinie 1 in Göggingen durch das Grundstück der Hessingkli­nik verläuft. „Vom damaligen Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler gab es eine gewisse Zurückhalt­ung. Es hieß, man wolle sich dort nichts verbauen“, erinnert sich Greiner. Seit damals rechnete er zwar irgendwie mit dem Neubau, die Nachricht jetzt sei aber dennoch überrasche­nd gekommen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Unikliniku­m „sitzt“in einem Bau, der 40 Jahre alt ist. Jetzt strebt Wissenscha­ftsministe­r Markus Blume einen Neubau an.

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