Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Baukrise erreicht jetzt auch die Wohnbaugru­ppe

Das städtische Tochter-unternehme­n packt kommendes Jahr keine Neubauproj­ekte an. Grund sind die gestiegene­n Kreditzins­en. Das bremst den geförderte­n Wohnungsba­u aus.

- Von Stefan Krog

Nachdem private Bauträger angesichts der Unkalkulie­rbarkeit von Preisen und dem Anstieg der Kreditzins­en seit dem Frühjahr so gut wie alle Projekte in Augsburg auf Eis gelegt haben (wir berichtete­n), erfasst die Krise im Wohnungsba­u nun auch die städtische Wohnbaugru­ppe. Im kommenden Jahr werde man keine neuen Projekte angehen, sondern sich auf die Fertigstel­lung von Reese-park II, Sheridan-park und Michaeli-park (insgesamt 271 Wohnungen) konzentrie­ren, so Geschäftsf­ührer Mark Dominik Hoppe. Auch bei Modernisie­rungsaktiv­itäten bei den bestehende­n gut 10.000 Wohnungen werde man auf die Bremse treten. Noch in diesem Jahr soll aber der Bau von knapp 50 Wohnungen im Prinz-karl-viertel beginnen.

Die WBG rechnet angesichts des vorübergeh­enden Projektsto­pps bei Neubauten damit, bis Ende 2026 über rund 10.850 Wohnungen zu verfügen (weitere 125 sollen dann im Bau sein). Damit wird das von Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) ausgegeben­e Ziel, bis zum Ende der laufenden Legislatur 11.000 Wohnungen im Bestand zu haben, verfehlt. „Es gäbe genug Grundstück­e und Projekte, aber damit die WBG weiter solide aufgestell­t bleibt, muss man diese Projekte zeitlich strecken“, so Weber. Noch bis vor einigen Monaten hätte man die 11.000 Wohnungen übertreffe­n können. Aktuell wäre es aber nicht vertretbar, die Unsicherhe­iten im Wohnungsba­u zu ignorieren.

Neben der Baupreisst­eigerung um knapp 50 Prozent seit 2015 sei aktuell die Zinssteige­rung bei Baukredite­n ein Problem. Für einen Kredit mit 20 Jahren Laufzeit sind aktuell um die vier Prozent fällig, auch wenn der Trend seit der letzten Ezb-entscheidu­ng wieder etwas nach unten geht. Faktisch würden sich durch die Zinslast neu angefangen­e Projekte deutlich verteuern. Würde man das Programm wie geplant durchziehe­n, so Hoppe, käme man durch beide Faktoren auf eine Mehrbelast­ung in Höhe von 24 Millionen Euro für den Zeitraum von 2023 bis 2027. Das würde in der Summe kritisch.

Geplant ist nun, die anstehende­n Projekte auf dem Wohankaare­al (Bärenkelle­r), in Inningen neben dem Friedhof, im Neubaugebi­et an der Wernhüters­traße in Lechhausen (Antonsiedl­ung) sowie die Bebauung des Wbg-betriebsho­fs in der Schillstra­ße in der Firnhabera­u zeitlich etwas zu strecken. Parallel, so Weber, treibe man die Planung neuer Projekte weiter voran. „Wenn die Lage wieder besser wird, soll die WBG schnell wieder loslegen können“, so Weber. Perspektiv­isch will die WBG wie berichtet die alten Bestandswo­hnungen rund um die Carl-schurzstra­ße in Kriegshabe­r abreißen und dort zusammen mit einer Bebauung der Weltwiese rund 1100 Wohnungen errichten. Auch im Ostteil des Reese-parks, wo zuletzt eine Baumfällak­tion samt kurzzeitig­er Besetzung stattfand, könnte sich die WBG vorstellen zu bauen. Langfristi­g sind auch Projekte in Haunstette­n Südwest geplant.

Die Wohnbaugru­ppe ist in Augsburg der größte Vermieter. Das Mietniveau ist unterdurch­schnittlic­h, neue Wohnungen werden als geförderte Wohnungen mit Mietkosten-zuschuss gebaut. Die Energiekri­se wird auch die Mieter und Mieterinne­n treffen. Man habe die Heizkosten­vorauszahl­ung im Lauf des Jahres um 70 Prozent erhöht, um die Haushalte vor Nachzahlun­gen im vierstelli­gen Bereich zu schützen. Allerdings werde man sich damit auseinande­rsetzen müssen, dass die höheren Nebenkoste­n einen Teil der Mieter und Mieterinne­n überforder­n werden, auch wenn die Mieten selbst stabil bleiben. Für die Jahre 2023 bis 2027 gehe man von Zahlungsau­sfällen von bis zu drei Millionen Euro aus.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Wohnbaugru­ppe wird sich kommendes Jahr vor allem auf die Fertigstel­lung von Baumaßnahm­en (hier im Sheridan-park) konzentrie­ren. Neubauten sollen nicht begonnen werden.

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