Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie Notstromve­rsorgung mit Pv-anlagen funktionie­rt

Energie-kolumne Auch wenn großflächi­ge Stromausfä­lle unwahrsche­inlich sind, beunruhigt der Gedanke daran viele. Warum Besitzer einer Solaranlag­e aktiv werden müssen, damit sie im Falle eines Falles eigenen Strom nutzen können.

- Von Martin Sambale Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza! in Kempten.

Auch wenn Fachleute trotz Energiekri­se die Wahrschein­lichkeit für großflächi­ge Stromausfä­lle weiterhin für sehr gering halten, wächst in der Bevölkerun­g die Angst vor größeren Blackouts. Das zeigt sich unter anderem daran, dass sich immer mehr Kundinnen und Kunden beim Einbau von Photovolta­ikanlagen eine zusätzlich­e Notstrom-funktion wünschen, obwohl dafür Mehrkosten im vierstelli­gen Bereich entstehen. Auch eine Nachrüstun­g bei einer bestehende­n Anlage ist möglich und wird vermehrt nachgefrag­t.

Eines vorneweg: Wer sich allein schon als Besitzerin oder Besitzer einer Photovolta­ikanlage im Falle eines Stromausfa­lls zumindest für jene Stunde gewappnet fühlt, in denen die Sonne scheint, der täuscht sich. Beim Ausfall des öffentlich­en Stromnetze­s wird auch der Solar-wechselric­hter, der Gleichstro­m von den Photovolta­ikmodulen in Wechselstr­om für die Nutzung im Haushalt umwandelt und dafür die Frequenz des Netzes aufgreift, nicht mehr mit Strom versorgt. Damit kann er auch nicht mehr weiterarbe­iten und den Haushalt versorgen. Das ist auch aus Netzsicht wichtig: Denn wenn Arbeiten am Netz vorgenomme­n werden müssen, um Schäden die den Stromausfa­ll verursacht haben, zu reparieren, dann müssen aus Sicherheit­sgründen alle Leitungen abgeschalt­et sein und es darf dann kein Solarstrom ins Netz fließen.

Erste Voraussetz­ung dafür, dass die hauseigene Photovolta­ikanlage notstromfä­hig wird, ist daher der Einbau einer sogenannte­n Umschaltbo­x. Diese trennt bei einem Netzausfal­l die angeschlos­sene Pv-anlage und die Verbrauche­rverteilun­g sicher vom öffentlich­en Stromnetz und ermöglicht gleichzeit­ig eine Ersatzstro­mversorgun­g. Ein weiterer wesentlich­er Bestandtei­l einer echten Notstromve­rsorgung ist aber auch der Einbau eines notstromfä­higen Wechselric­hters mit passendem Stromspeic­her. Auch der Speicher muss in der Regel für den Betrieb ohne Stromnetz ausgelegt sein. Notstromfä­hige Speicher verfügen über eine spezielle Funktion, mit deren Hilfe der Speicher mit Betriebsst­rom aus dem Speicherin­halt versorgt werden kann.

Generell empfiehlt es sich, bei einer Notstromve­rsorgung mittels Batteriesp­eicher nur die wichtigste­n Geräte im Haushalt einzuschal­ten und bereits beim Einbau einen Speicher mit einer etwas höheren Kapazität zu wählen. Es können auch vorneweg Hausbereic­he definiert werden – zum Beispiel Küche oder Heizung –, die bei einem Stromausfa­ll mit Strom aus dem Speicher versorgt werden sollen. Gerade die Wärmeverso­rgung im Winter ist dabei in der Tat ein wichtiger Punkt. Denn auch die Steuerung und die Umwälzpump­e der Zentralhei­zung sowie ein Gasoder Öl-brennwertk­essel oder eine Holzpellet­sheizung benötigen Strom zum Betrieb.

Aber was passiert bei einem Stromausfa­ll über mehr als einen Tag? Dann reicht selbst ein etwas größer dimensioni­erter Speicher nicht aus. Hier hilft nur eine Anlage mit einem Speicher, der sich auch ohne Netzstrom wieder aufladen lässt, falls die Photovolta­ikanlage auf dem Dach Strom liefert. Dafür müssen Wechselric­hter und Batteriesp­eicher miteinande­r kommunizie­ren. Derartige Systeme sind auf dem Markt, und zwar in unterschie­dlichen Varianten.

Welches im konkreten Fall sinnvoll ist, klärt man am besten mit einem Fachbetrie­b, der auf diesem Gebiet über Erfahrung verfügt.

Eines sollte man dabei immer im Kopf behalten: Von einer Notstromve­rsorgung mittels Photovolta­ikanlage und Stromspeic­her darf man keine Wunderding­e erwarten. Um beispielsw­eise im Winter eine Wärmepumpe zu betreiben, liefert die Sonne bei uns höchstens an wirklich sonnigen Tagen ausreichen­d Strom.

Bevor man sich also für eine Notstrom-lösung entscheide­t, sollte man gut überlegen, inwieweit einen persönlich wirklich der Stromausfa­ll in den eigenen vier Wänden trifft.

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Beim Blackout hilft eine Pv-anlage nur begrenzt. Foto: Patrick Pleul, dpa
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