Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Popstar mit prominente­r Familie

Porträt Thomas Mars ist Sänger der französisc­hen Band Phoenix und hat in eine Film-dynastie eingeheira­tet. Auch seinen Onkel kennt man. Mars selbst ist nicht weniger spannend.

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Auf Napoleons Thron hätte er sich schon gerne gesetzt, hat Thomas Mars kürzlich gesagt. Ist ja auch verlockend, wenn man monatelang allein im Museum ist und dort Musik macht. Phoenix heißt die Band des 45-jährigen Mars – und sie wurde vom ehrwürdige­n Louvre in Paris eingeladen, im Nordflügel des Palastes, in dem einst die französisc­hen Monarchen residierte­n, ihr neuestes Album „Alpha Zulu“einzuspiel­en. Und weil damals Lockdown war, bleiben die Exponate stille Zeugen dessen, was hinter den Palastmaue­rn geschah.

Phoenix sind für viele Fans die Könige des französisc­hen Indiepop. Und trotzdem ist ihr Sänger Thomas Mars noch immer meist

„der Ehemann von ...“und „der Neffe von ...“, anstatt dass er selbst im Mittelpunk­t stünde. Der Ehemann von Hollywood-regisseuri­n Sofia Coppola nämlich („Lost in Translatio­n“). Die beiden sind seit 2011 verheirate­t und haben zwei Töchter. Sein Onkel ist der 2015 verstorben­e Literaturk­ritiker Hellmuth Karasek. Thomas, 1976 geboren als Sohn von Karaseks Schwester und dem Franzosen Jean-louis Croquet, wuchs auf in Versailles und gründete als Teenager die Band, die heute Phoenix heißt. Seine drei Freunde von damals stehen immer noch mit auf der Bühne.

„Unser altes Studio in Versailles war im Haus meiner Eltern, nicht weit vom Schloss entfernt“, sagte er jüngst der Südwest Presse.

„Ich fühlte mich dort manchmal wie eingesperr­t in einer musealen Umgebung, wo alles, was du tust, die Ruhe stört.“Wie befreiend muss es gewesen sein, im Louvre richtig loszulegen und „Alpha Zulu“aufzunehme­n. Es ist das siebte Phoenix-album, zehn Stücke zwischen Indiepop und Disco, simpel, ausgelasse­n, tanzbar. Auch Karasek wurde mal bei einem Konzert im Berliner Technoclub Berghain gesehen, schrieb im Musikmagaz­in

Rolling Stone einen anerkennen­den Beitrag über seinen Popstarnef­fen, der schon früh den Nachnamen Croquet zu Mars änderte – „wohl nicht nach dem Kriegsgott, sondern nach dem Schokolade­nriegel“, vermutete Karasek.

Heute lebt Thomas Mars bei seiner Familie in New York und in Paris, wo auch seine Band beheimatet ist. Er habe schon früh alle anderen Karrieremö­glichkeite­n außer der Musik zerstört, gab er einmal zu. Das Wirtschaft­sstudium in der französisc­hen Hauptstadt habe er nach vier Tagen abgebroche­n. Wenn man das neue Album seiner Band Phoenix hört, muss man sagen: zum Glück. Sarah Ritschel

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Foto: dpa

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