Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Fca-torwart Gikiewicz will rasch Klarheit

Der 35-Jährige patzt bei seiner Rückkehr an alter Wirkungsst­ätte vor dem 0:1. Beim 2:2 gegen Union Berlin kann er sich an diesem Abend aber auf seine Mitspieler verlassen. Nun geht es mal wieder um seine Zukunft.

- Von Marco Scheinhof

Rafal Gikiewicz fühlt sich einfach wohl in Berlin. Die Alte Försterei kennt er bestens, das Stadion, das in der Fußball-bundesliga noch immer etwas Besonderes ist. Ein Treffpunkt weit vor dem Spiel für alle Fans, zudem herrscht eine spezielle Stimmung, die auch ein 2:2 (2:2) gegen den FC Augsburg nur ein wenig trüben kann. Gikiewicz blieb zunächst lange auf dem Feld, verabschie­dete sich von den Zuschaueri­nnen und Zuschauern und den alten Kollegen. Auch in den Katakomben hatte er es nicht eilig. Er nahm sich Zeit für viele Gespräche. So lange, dass er etwas zur Eile angetriebe­n werden musste. Schließlic­h stand irgendwann die Abfahrt an.

Gikiewicz war längere Zeit verletzt. Ein Bluterguss im Oberschenk­el, der nach erster Diagnose eine Ausfallzei­t von sechs Wochen nach sich ziehen sollte, bremste ihn. Der Pole aber stand nach gut vier Wochen wieder auf dem Platz. Trainieren konnte und kann er mit der Mannschaft kaum. Er bleibt zu Reha-übungen im Stadion, das war auch nach dem 1:2 gegen Frankfurt so und wird sich wohl vor dem Spiel gegen Bochum am Samstag (15.30 Uhr) nicht ändern. 800 Milliliter Blut wurden aus seinem Oberschenk­el entfernt, er nimmt starke Schmerzmit­tel, um die Spiele überhaupt durchzuhal­ten. Er wollte aber unbedingt auf den Platz. Erst recht in Berlin. Dabei sei erst am Spieltag entschiede­n worden, ob er auflaufen könne. Zwei Stunden ließ er sich vom Physiother­apeuten behandeln.

Der 35-Jährige erlebte in der Hauptstadt einen durchwachs­enen Abend. Das 0:1 verschulde­te er durch zu ungestümes Herauslauf­en, in der Folge aber wehrte er etliche Bälle ab. „Das 0:1 war mein Fehler. Ich muss mich bei meinen Mitspieler­n bedanken, sie haben mich gerettet“, sagte der Torwart. Für ihn war es das fünfte Spiel in Folge ohne Niederlage gegen Union. Das gefällt ihm. Solche Statistike­n treiben ihn an. Auch deswegen wollte er spielen. „Es war immer meine Entscheidu­ng. Wenn ich mich gut fühle, spiele ich“, sagte er, „ich weiß, welches Risiko ich nehmen kann.“Die bald anstehende lange Winterpaus­e hat ihm wohl die Entscheidu­ng erleichter­t. Im Winter bleibt viel Zeit, die Verletzung auszukurie­ren. Gikiewicz fliegt in die Dominikani­sche Republik, um sich zu erholen.

Bis zum Saisonende läuft noch sein Vertrag. Erreicht er eine bestimmte Anzahl von Spielen, verlängert er sich automatisc­h. Wie viele das denn sind? „Ehrlich, das weiß ich gar nicht“, sagte Gikiewicz. Tatsächlic­h? Wichtig sei ihm, dass er in Augsburg bleiben könne. Er fühle sich hier sehr wohl. Er möchte aber rasch Klarheit und sich im Idealfall mit Stefan Reuter noch in diesem Jahr zu Gesprächen zusammense­tzen. Gikiewicz strebt eine Verlängeru­ng an, die länger als ein Jahr ist. Er könne sich vorstellen, seine Karriere beim FCA zu beenden. „Wenn sie mich aber nicht wollen, brauche ich einen anderen Plan und daher mehr Zeit“, begründete der Torwart seine Eile, betonte aber gleichzeit­ig, keinen Druck aufbauen zu wollen. Allerdings dürfte die Lage ohnehin klar sein. Erreicht er seine Spiele, wird der Vertrag um ein Jahr verlängert. Mit viel mehr wird er wohl kaum rechnen können. Stefan Reuter wollte sich deshalb auch nicht mehr zu diesem Thema äußern.

Gikiewicz ist 35 Jahre alt. Trainer Enrico Maaßen schätzt ihn und seine Leistungen. Der Pole ist seine klare Nummer eins und rechtferti­gte das bisher mit sehr guten Leistungen. Gikiewicz aber ist klar, dass er auch künftig ins Konzept passen müsse. „Wenn sie einen anderen Plan haben, muss ich das akzeptiere­n“, sagte der Torwart, der aber betonte: „Ich habe nur wenige Argumente geliefert, dass sie mich nicht mehr wollen.“Soll heißen: Bleibt seine Leistung stabil, braucht es keinen anderen Torwart.

Auch Florian Niederlech­ner hat nur noch einen Vertrag bis Saisonende. Er hatte am Mittwoch mit seinen beiden Toren großen Anteil am Punktgewin­n. Und mit der soliden Erledigung seiner Spezialauf­gabe, sich um die Bewachung von Rani Khedira zu kümmern. Berlins Kapitän ist ein Spezialist im Gewinnen von zweiten Bällen. Daran sollte ihn Niederlech­ner hindern. Ordentlich habe er das gemacht, urteilte Maaßen. Für Niederlech­ner war es das 100. Bundesliga­spiel für den FCA. Eines, das ihm gut gelungen war. „Noch schöner wäre es, wenn wir gewonnen hätten“, meinte er hinterher. Das sei aber nicht drin gewesen, auch wegen der Stärke der Berliner. „Wir sind mit dem 2:2 sehr zufrieden“, betonte der Stürmer. Nun noch einmal alle Kräfte gegen Bochum bündeln. „Ich bin froh, dass danach die Pause ansteht. Es ist unfassbar, wie viele Verletzte wir in dieser Saison haben“, sagte Niederlech­ner. Am Mittwoch kam Mergim Berisha dazu. Er hatte Probleme an der Hüfte, damit plagt er sich schon längere Zeit. „Wir müssen schauen, dass wir das über den Winter hinbekomme­n“, sagte Maaßen. Gleiches könnte für den Vertrag für Gikiewicz zählen.

 ?? Foto: O. Behrendt, Imago ?? Alles klar. oder doch nicht? Rafal Gikiewicz ist derzeit die Nummer eins im Tor des FC Augsburg. Daran lassen die Fca-verantwort­lichen keine Zweifel. Aber wie sieht seine Zukunft beim FCA aus?
Foto: O. Behrendt, Imago Alles klar. oder doch nicht? Rafal Gikiewicz ist derzeit die Nummer eins im Tor des FC Augsburg. Daran lassen die Fca-verantwort­lichen keine Zweifel. Aber wie sieht seine Zukunft beim FCA aus?

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