Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Kunst zwischen Alpha und Omega
Monika Mendat befasst sich in ihren Werken mit der Idee einer „Zeitenwende“, einer Rückverzauberung der Welt. Ihre Arbeiten, mit Einflüssen von Archimedes über Kandindsky bis Albert Einstein, zeigt sie jetzt im Schaezlerpalais.
Augsburgern ist Monika Mendat durch ihre Ausstellung „Heimat.auschwitz“bekannt, die in der Stadtbücherei Augsburg zu sehen war. Denn die Wahl-friedbergerin stammt gebürtig aus Polen. Über ihr neue Ausstellung „Zeitenwende“, die im Café und Liebertzimmer des Schaezlerpalais noch bis Februar 2023 zu sehen ist, sagt Monika Mendat: „Sie hat auch einen politischen Hintergrund, aber keinen dystopischen.“Denn dieses Mal wirft die Künstlerin einen Blick aus der Vergangenheit in die Zukunft und sogar in das Weltall. Das Besondere am Konzept: Die „musealen Räume werden durch die Ausstellung so aufgeladen, dass sie zu einer Startrampe für eine neue Wahrnehmung werden“, so Kurator Elmar Zorn.
Tatsächlich entsteht ein eigentümlich anziehender Kontrast zwischen den Räumen mit ihren hohen weißen Stuckdecken und den Kristalllüstern, die den Sog, der von den geometrisch abstrakten
Bildern Mendats ausgeht, noch unterstreichen. Ausgedehnte Kreise und Kugeln sind vor einem blauen Hintergrund zu sehen. Die Künstlerin erklärt, dass sie Blau gewählt habe, da es eine „Kontrastfarbe mit großer Spiritualität“sei. Das hat vor Monika Mendat schon die Künstlergruppe „Blauer Reiter“um Wassily Kandinsky so empfunden. Und auf die Retrospektive „Absolut Abstrakt“über Kandinsky, die 2008 im Lenbachhaus in München zu sehen war, baut Mendat mit ihrem Werkzyklus auf.
Aber auch der französische Künstler Yves Klein, der in den 50er- und 60er-jahren Bilder ganz in Ultramarin-blau kreiert hat, hat sie beeinflusst. Auch wenn Mendat in ihrem Bild „Delta“eher auf Indigo gesetzt hat. Wie sie verrät, arbeitet sie sich von den helleren zu den dunkleren Farbtönen vor, die zu jeder Tageszeit und in jedem Licht changieren.
Schwarze Acryltusche hat Monika Mendat zu blasenförmigen Gebilden ausgearbeitet. Dabei hat sie Naturelemente wie Wasser und Eis genutzt, um auf ihren Werken
„Kristalleffekte“zu erzielen. Auch Steine und Blätter haben ihre Muster auf den Werken hinterlassen. So vereinen die Bilder althergebrachte, künstlerische Techniken wie die Tafelmalerei mit Einflüssen der Natur. Für Elmar Zorn wirken die Acrylbilder, die auf Karton oder Leinwand gemalt sind, „so ähnlich wie durchsichtige Zellkörper unter einem Nanomikroskop“.
Monika Mendat betont: „Fantasie braucht Ruhe.“Die hat sie während der zweijährigen Corona-zeit zur Genüge gehabt. Themen wie „Alpha“und „Omega“, die sinnbildlich für Anfang und Ende stehen, hat Künstlerin Mendat in ihrem Werkzyklus ebenso aufgegriffen wie das Todessymbol „Theta“. Das hat sie mit dem „Tau“, das für Leben steht, kombiniert. Entstanden ist ein Bild, das in eine dunkle und eine helle Hälfte unterteilt ist. Zwei Umlaufbahnen sind zu sehen. Auf einer kreisen überraschenderweise zwei Objekte. Oder wie Zorn es beschreibt, habe Monika Mendat eine „magische Welt entworfen, in der sich alles auf surrealistische Weise verändert“.
Mendat beruft sich dabei nicht nur auf antike Mathematiker wie Archimedes und Thales, die wegen ihrer Experimente mit Kreisen bis heute bekannt und relevant sind, sondern auch auf Albert Einsteins Relativitätstheorie. Die liegt ihrem Bild „Kappa“zugrunde. Die Sehnsucht nach einem neuen Raum und einer anderen Zeit ist den Werken immanent. Denn auch romantische Anklänge finden sich in Mendats Bildern. Insbesondere in ihren Werken „Himmelsmond“und „Blue Moon“. Goethes Werk stand Pate für diese Mondserie, an deren Ausarbeitung Mendat aktuell gerade noch in ihrem Friedberger Atelier weiterarbeitet. Sein Gedicht „An den Mond“hat sie dazu inspiriert.
Beim Anblick der Bilder, die in der Corona-zeit entstanden sind, keimt Mut auf. Krisen können auch positiv genutzt werden und Veränderungen, ja Wachstum bewirken.