Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Geisterhaus“hat einen neuen Eigentümer
Die bekannte Bauruine am Schmiedberg rottete zuletzt vor sich hin. Nun ist klar, wer die Immobilie erworben hat. Ein Vertreter der Firma sagt, was mit dem Objekt geschehen soll.
Jahrelang verfiel die Bauruine am Schmiedberg in der Innenstadt immer mehr, nun gibt es neue Entwicklungen. Die Immobilie, aufgrund ihrer schier endlosen Leerstandsgeschichte in Augsburg als „Geisterhaus“bekannt, ist verkauft worden. Neue Eigentümerin ist eine Objektgesellschaft von „Köse Immobilien“, ein Unternehmen für Projektentwicklung aus Hamburg. Wie Projektleiter Cihat Nazirli auf Anfrage bestätigt, wurde der Verkaufsprozess im Oktober abgeschlossen. Die Baufirma hat mit dem heruntergekommenen Objekt große Pläne.
Wie mehrfach berichtet, hatte 2011 ein international vernetzter Geschäftsmann mit Wohnsitz in Dubai das Gebäude erworben, das zu dem Zeitpunkt bereits ungenutzt gewesen war. Erst wollte der Unternehmer das Haus wieder verkaufen, dann ein Stadthotel aus dem maroden Bau machen. Zuletzt sollten in dem Gebäude eigentlich 55 kleine Apartments, zwei Penthäuser und Gewerbeflächen entstehen, das war die jüngste Planung, und zumindest 2019 gab es tatsächlich mal ein paar Baufortschritte zu sehen, seither allerdings nichts mehr. Stattdessen machte in Augsburger Immobilienkreisen die Runde, dass das „Geisterhaus“verkauft werden solle; ein Gerücht, das sich in den vergangenen Monaten konkretisierte, als eine Maklerfirma ein Plakat an der Ostseite des Gebäudes aufhängte.
Cihat Nazirli sagt, man habe sich vor dem Kauf intensiv mit der technischen Prüfung der Immobilie beschäftigt, der Schmiedberg habe eine „super Lage“. Abgerissen werden müsse das Gebäude nicht – stattdessen wolle man auf der bestehenden Baugenehmigung aufbauen und die bisherigen Pläne optimieren. Angedacht ist also weiterhin, dass das Gebäude am Schmiedberg 6 einmal ein Wohn- und Geschäftshaus werden soll, allerdings wohl mit etwas anderen Grundrissen, als der vorherige Eigentümer sie angedacht hatte. Die Änderungswünsche von „Köse Immobilien“sind allerdings noch nicht behördlich abgesegnet, doch sobald das der Fall sei, könnten die Bauarbeiten eigentlich direkt starten, sagt Nazirli. Zunächst müsse man die Immobilie entrümpeln; insgesamt rechne man mit 15 bis 18 Monaten Bauzeit, sobald man beginnen könne.
Das bedeutet, dass im Laufe der kommenden Monate tatsächlich Bewegung in die Entwicklung der Bauruine kommen könnte – eine Vorstellung, die manche Anliegende fast schon aufgegeben hatten. Das „Geisterhaus“hatte sich nicht nur zu einer Endlosbaustelle entwickelt, sondern war auch unter dem früheren Eigentümer Bestandteil eigentümlicher internationalen Wirtschaftsverflechtungen gewesen. Der frühere Eigentümer ist ein gebürtiger Chinese mit kasachischem Pass, der zur uigurischen Minderheit gehört. Viele seiner Geschäfte waren Bestandteile internationaler
Angedacht ist weiterhin, dass das Gebäude einmal ein Wohn- und Geschäftshaus werden soll.
Das „Geisterhaus“wurde zur Endlosbaustelle.
Berichterstattungen und warfen Fragen auf, etwa die Tatsache, dass es am Schmiedberg 6 zwar jahrelang nicht einmal einen Briefkasten gab, die Adresse aber offizieller Sitz einer Energiefirma namens „AKA Petroleum“war. Sie wies einmal eine Bilanzsumme von erstaunlichen 70 Millionen Euro auf.
Auch wenn der unfertige Rohbau wohl nicht abgerissen werden muss, dürfte es für die neue Eigentümerfirma viel zu tun geben; das Einzige, was am Schmiedberg halbwegs neu wirkt, sind die vor Jahren einmal eingesetzten und inzwischen verschmutzten Fenster. Teils wellt sich die Fassade, im Inneren des Gebäudes liegen Baumaterialien und abgebröckelter Putz. Angeblich winkten in der Augsburger Immobilienbranche mögliche Käufer angesichts der herausfordernden Umstände des Projektes ab. Die Hamburger Firma, die das Objekt über das Unternehmen „Köse Projektentwicklung Augsburg Gmbh & Co. KG“erworben hat, traut sich die Sanierung aber offenbar zu. Köse Immobilien ist vorrangig im norddeutschen Raum tätig und hat einem Bericht des zufolge mehr als 20 Mitarbeiter.