Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Sozialfrak­tion wirft Stadt Stückwerk bei Baumaßnahm­en vor

Der Haushalt für die kommenden beiden Jahre wird gegen die Stimmen von SPD und Linksparte­i sowie der AFD verabschie­det. Ein Streitpunk­t ist die Turnhalle am Diesel-gymnasium.

- Von Stefan Krog

Viel Geld für die Theatersan­ierung und die Schulen, angesichts der Energiekri­se kaum neue Projekte und ein neuer Rekordschu­ldenstand wegen der Sanierunge­n (488 Millionen Euro Ende 2024): Damit lässt sich der städtische Doppelhaus­halt für die Jahre 2023/24 beschreibe­n. Am Donnerstag wurde das mehr als zwei Milliarden Euro schwere Zahlenwerk nach zwei Tagen Beratung im Finanzauss­chuss des Stadtrats beschlosse­n. Die Opposition hatte noch einige kleine Änderungen durchsetze­n können, etwa Geld für erste Sanierungs­untersuchu­ngen für die Bgm.-aurnhammer-straße in Göggingen (wir berichtete­n). Die Bürgerlich­e Mitte zeigte sich unterm Strich zufrieden und stimmte mit der schwarz-grünen Koalition für den Haushalt, Sozialfrak­tion und AFD verweigert­en ihre Zustimmung.

Die Sozialfrak­tion aus SPD und der Linken kritisiert­e die Stadtregie­rung für ihren Kurs bei Sanierungs­vorhaben, allen voran bei der hinausgesc­hobenen Sanierung der Turnhalle am Rudolf-diesel-gymnasium. Die Turnhalle ist gesperrt, eine Sanierungs­perspektiv­e gibt es aktuell nicht. „Bisher galt: Wenn man ein Projekt anfängt, macht man es zu Ende, um einen Haken drunter setzen zu können“, so Stadtrat Stefan Kiefer. „Aber das funktionie­rt bei einigen Ihrer Maßnahmen definitiv nicht mehr“, so Kiefer. Am Diesel-gymnasium werde nun zwar die Sanierung des Schulgebäu­des fortgesetz­t, was gut sei. „Aber 2024 werden die Bauarbeite­r

dort abziehen, und dann passiert erst mal nichts mehr. Die Schule fällt in ein Loch.“Wenn man mit der Turnhalle im Anschluss weitermach­en wolle, müsse man jetzt die Weichen dafür stellen. Dass die Koalition sich auf Drängen von Sozialfrak­tion und Bürgerlich­er Mitte bereit erklärte, die Turnhalle unverbindl­ich ins Investitio­nsprogramm ab 2027 aufzunehme­n, sei „reine Kosmetik“. Das Muster, Dinge hinauszusc­hieben oder von Anfang an unterzufin­anzieren, erkenne man auch bei anderen Projekten. Von der AFD kam Grundsatzk­ritik. Behalte man die aktuelle Investitio­nshöhe für Schulsanie­rungen bei, wäre man bei einem von der Stadt genannten Investitio­nsbedarf von zwei Milliarden Euro in 40 Jahren fertig.

Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina

Wild (Grüne) konterte. Die Turnhallen­sanierung sei wünschensw­ert, momentan aber kaum machbar. „So zu tun, als würden die einen wollen und die anderen nicht, stimmt nicht“, so Wild. Priorität habe für den Moment gehabt, neben vielen anderen Schulsanie­rungs-projekten die Sanierung des Schulgebäu­des am Diesel-gymnasium trotz gestiegene­r Preise fortsetzen zu können. Man habe dort statische Probleme und eine Asbestsani­erung vor sich. „Wir arbeiten an einer Finanzieru­ng der Turnhalle, aber das muss man fundiert diskutiere­n und fundiert mit dem Haushalt in Einklang bringen.“

CSU und Grüne lobten den Haushaltse­ntwurf von Kämmerer Roland Barth. Es sei gut, angesichts der wirtschaft­lichen Unsicherhe­iten vorsichtig zu planen und nicht alles Geld fix zu verplanen, sondern Rücklagen zu bilden. „Was wir auf jeden Fall vermeiden wollen ist, ein Defizit zu erwirtscha­ften“, so Ralf Schönauer (CSU). Dieses müsste die Stadt in den kommenden zwei Jahren ausgleiche­n. Im Übrigen gebe es Investitio­nen abseits der Schwerpunk­te Theater und Schulen, etwa für die Sanierung von Perlachtur­m, Dominikane­rkirche, Karolinenu­nd Karwendels­traße. Auch Franziska Wörz (Grüne) sagte, dass Besonnenhe­it das Motto sein müsse. „Es wäre schön, mehr Geld für Projekte zur Verfügung zu haben, aber wir müssen festhalten, dass das wieder einmal kein normaler Haushalt ist.“Nach Corona belaste nun die Energiekri­se die Finanzplan­ungen. „Ein ausgeglich­ener Haushalt mag selbstvers­tändlich klingen, ist es aber nicht.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany