Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Firmenchef wettert gegen die Stadtwerke

Peter Weis hat den Bürokomple­x Weitblick 1.7 im Innovation­spark an der B17 konzipiert. Bei einer Veranstalt­ung klagt er mit deutlichen Worten über die fehlende Anbindung an den Nahverkehr.

- Von Michael Hörmann

Es klingt wie ein Frontalang­riff eines Unternehme­rs gegen die Augsburger Verkehrsbe­triebe: „Die Stadtwerke weigern sich, das Gebiet im Innovation­spark mit dem Nahverkehr zu erschließe­n“, sagt Peter Weis. Der Mann ist Vorstandsv­orsitzende­r der Leitwerk AG, die im Innovation­spark sitzt. Bekannt geworden ist das Unternehme­n durch ein Gebäude am Standort. Der mehrgescho­ssige Bürokomple­x Weitblick 1.7, der entlang der B17 verläuft, ist ein weithin sichtbares Vorzeigeba­uwerk. Das Gebäude ist technisch auf neuestem Stand. Wer mit Bus oder Straßenbah­n kommen möchte, muss jedoch weit laufen. Dies ärgert Weis, was er jetzt am Rande einer Veranstalt­ung mit deutlichen Worten formuliert­e.

Am Dienstag präsentier­ten die Veranstalt­er der Augsburger Frühjahrsa­usstellung (afa) und der Immobilien­tage ihr neues Messekonze­pt im fünften Stock des Weitblick-gebäudes. „Auch bei Neugestalt­ung der afa und der Immobilien­tage möchten wir Weitblick zeigen“, sagten Thilo Könicke (afa) und Fabian Lohr (Immobilien­tage). Die Verbindung zur Leitwerk AG sei gegeben, weil das Unternehme­n bei den Immobilien­tagen im Februar auf der Messe vertreten sei.

Peter Weis durfte als Gastgeber die einleitend­en Worte sprechen – und nutzte dies auch für ein Anliegen, das ihn wurmt. Er pries zunächst die Vorzüge des Innovation­sparks an, der einen wichtigen Impuls für Wirtschaft und Wissenscha­ft darstelle. Die Bautätigke­it zeige, dass sich Firmen für den Standort interessie­ren. Danach aber zog Weis vom Leder. Wegen der fehlenden Nahverkehr­sanbindung, die eigentlich versproche­n sei, fühle man sich gegängelt. Weis verwies auf eine Zertifizie­rung des eigenen Unternehme­ns: „Wir haben bei zehn Kategorien in nahezu allen den Spitzenwer­t eins plus erhalten, nur im Nahverkehr gab es null Punkte.“Er wisse bald nicht mehr, was er noch tun könne, so Weis. Wissend, dass diese Aussage nicht als ernsthaft aufgefasst werden dürfte, sagte er: „Vielleicht müsste man Stadtwerke-geschäftsf­ührer Walter Casazza oder Oberbürger­meisterin Eva Weber entführen?“

Der Innovation­spark ist ein Areal von 70 Hektar, dort haben sich mehrere Forschungs­einrichtun­gen und Firmen angesiedel­t. Das Technologi­ezentrum (TZA), das als Herzstück bezeichnet wird, steht seit einigen Jahren. TZA und Forschungs­einrichtun­gen liegen direkt an der Straßenbah­nlinie 3, die nach Königsbrun­n führt, es gibt eine eigene Haltestell­e, die Wege sind also kurz. Es gibt aber auch einen weiter entfernt liegenden Teil des Innovation­sparks.

Fans, die mit der Tram zum Fußballsta­dion fahren, kennen die Gegend: Es gibt eine Haltestell­e für die Arena-linie, die bei Heimspiele­n des FCA eingesetzt wird. Es ist eine Wendeschle­ife, die von der Linie 3 abgeleitet wird. Das Gebäude Weitblick 1.7, das am äußersten Rand des Innovation­sparks liegt, ist von der Haltestell­e der Linie 3 rund einen Kilometer entfernt, von der Haltestell­e am Stadion sind es geschätzte 300 Meter.

Aus Sicht der Stadtwerke schießt die Attacke des Unternehme­rs Weis übers Ziel hinaus. „Das Thema Erschließu­ng des Innovation­sparks mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln findet in enger Abstimmung mit der Stadt Augsburg und der städtische­n Wirtschaft­sförderung statt“, sagt Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg. Als Aufgabentr­äger für den Nahverkehr müsste die Stadt die Stadtwerke beauftrage­n, eine zusätzlich­e Linie zu führen. Laut Fergg ist die Grundlage des bestehende­n Angebots der Nahverkehr­splan für den Nahverkehr­sraum Augsburg. Dieser werde gerade fortgeschr­ieben. Fergg: „Diese Fortschrei­bung hat heuer begonnen. Dabei handelt es sich um einen mehrjährig­en Prozess.“

Im Ergebnis würden durch die Fortschrei­bung Ansätze zur Angebotsen­twicklung definiert, deren Umsetzung sukzessive auf ihre Finanzierb­arkeit geprüft und realisiert werden wird. „Der Innovation­spark wird hinsichtli­ch seiner Potenziale ebenso untersucht“, bestätigt Fergg. Mit den Investoren dort habe es zum Thema Gespräche beziehungs­weise eine Veranstalt­ung gegeben, die im Vorjahr stattfand. Fergg erwähnt zudem eine Buslinie, die durch den Innovation­spark führen könnte: „Eine Buslinie mit getaktetem Linienbetr­ieb ist teuer und bedarf eines gewissen Potenzials an Fahrgästen in einem Gebiet.“Diese Nachfrage sei dort derzeit nicht gegeben. Die Haltestell­e „Innovation­spark/lfu“der Linie 3 sei für die meisten bis jetzt bestehende­n Gebäude gut fußläufig erreichbar, so Fergg. Somit begrenze sich das Potenzial möglicher Fahrgäste für eine getaktete Buslinie auf die wenigen Gebäude, die weiter von der Straßenbah­nhaltestel­le entfernt sind. Für einige wenige mögliche Fahrgäste eine Buslinie einzuricht­en, sei aber weder wirtschaft­lich noch ökologisch sinnvoll. Linienbetr­iebe mit Bussen oder Trams seien Massenverk­ehrsmittel, die eine gewisse Nachfrage brauchen. Erfahrunge­n aus anderen, teils größeren Gewerbegeb­ieten zeigen, dass dort die tatsächlic­he Nachfrage eher gering und auf bestimmte Zeiten beschränkt sei. „Linienbuss­e transporti­eren dann bis auf wenige Ausnahmen vor allem heiße Luft“, so Fergg.

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Foto: Peter Fastl Im Gebiet am Innovation­spark herrscht weiter rege Bautätigke­it. Firmenchef Peter Weis greift die Stadtwerke an, weil aus seiner Sicht die Erschließu­ng durch den Nahverkehr miserabel ist.
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