Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Firmenchef wettert gegen die Stadtwerke
Peter Weis hat den Bürokomplex Weitblick 1.7 im Innovationspark an der B17 konzipiert. Bei einer Veranstaltung klagt er mit deutlichen Worten über die fehlende Anbindung an den Nahverkehr.
Es klingt wie ein Frontalangriff eines Unternehmers gegen die Augsburger Verkehrsbetriebe: „Die Stadtwerke weigern sich, das Gebiet im Innovationspark mit dem Nahverkehr zu erschließen“, sagt Peter Weis. Der Mann ist Vorstandsvorsitzender der Leitwerk AG, die im Innovationspark sitzt. Bekannt geworden ist das Unternehmen durch ein Gebäude am Standort. Der mehrgeschossige Bürokomplex Weitblick 1.7, der entlang der B17 verläuft, ist ein weithin sichtbares Vorzeigebauwerk. Das Gebäude ist technisch auf neuestem Stand. Wer mit Bus oder Straßenbahn kommen möchte, muss jedoch weit laufen. Dies ärgert Weis, was er jetzt am Rande einer Veranstaltung mit deutlichen Worten formulierte.
Am Dienstag präsentierten die Veranstalter der Augsburger Frühjahrsausstellung (afa) und der Immobilientage ihr neues Messekonzept im fünften Stock des Weitblick-gebäudes. „Auch bei Neugestaltung der afa und der Immobilientage möchten wir Weitblick zeigen“, sagten Thilo Könicke (afa) und Fabian Lohr (Immobilientage). Die Verbindung zur Leitwerk AG sei gegeben, weil das Unternehmen bei den Immobilientagen im Februar auf der Messe vertreten sei.
Peter Weis durfte als Gastgeber die einleitenden Worte sprechen – und nutzte dies auch für ein Anliegen, das ihn wurmt. Er pries zunächst die Vorzüge des Innovationsparks an, der einen wichtigen Impuls für Wirtschaft und Wissenschaft darstelle. Die Bautätigkeit zeige, dass sich Firmen für den Standort interessieren. Danach aber zog Weis vom Leder. Wegen der fehlenden Nahverkehrsanbindung, die eigentlich versprochen sei, fühle man sich gegängelt. Weis verwies auf eine Zertifizierung des eigenen Unternehmens: „Wir haben bei zehn Kategorien in nahezu allen den Spitzenwert eins plus erhalten, nur im Nahverkehr gab es null Punkte.“Er wisse bald nicht mehr, was er noch tun könne, so Weis. Wissend, dass diese Aussage nicht als ernsthaft aufgefasst werden dürfte, sagte er: „Vielleicht müsste man Stadtwerke-geschäftsführer Walter Casazza oder Oberbürgermeisterin Eva Weber entführen?“
Der Innovationspark ist ein Areal von 70 Hektar, dort haben sich mehrere Forschungseinrichtungen und Firmen angesiedelt. Das Technologiezentrum (TZA), das als Herzstück bezeichnet wird, steht seit einigen Jahren. TZA und Forschungseinrichtungen liegen direkt an der Straßenbahnlinie 3, die nach Königsbrunn führt, es gibt eine eigene Haltestelle, die Wege sind also kurz. Es gibt aber auch einen weiter entfernt liegenden Teil des Innovationsparks.
Fans, die mit der Tram zum Fußballstadion fahren, kennen die Gegend: Es gibt eine Haltestelle für die Arena-linie, die bei Heimspielen des FCA eingesetzt wird. Es ist eine Wendeschleife, die von der Linie 3 abgeleitet wird. Das Gebäude Weitblick 1.7, das am äußersten Rand des Innovationsparks liegt, ist von der Haltestelle der Linie 3 rund einen Kilometer entfernt, von der Haltestelle am Stadion sind es geschätzte 300 Meter.
Aus Sicht der Stadtwerke schießt die Attacke des Unternehmers Weis übers Ziel hinaus. „Das Thema Erschließung des Innovationsparks mit öffentlichen Verkehrsmitteln findet in enger Abstimmung mit der Stadt Augsburg und der städtischen Wirtschaftsförderung statt“, sagt Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg. Als Aufgabenträger für den Nahverkehr müsste die Stadt die Stadtwerke beauftragen, eine zusätzliche Linie zu führen. Laut Fergg ist die Grundlage des bestehenden Angebots der Nahverkehrsplan für den Nahverkehrsraum Augsburg. Dieser werde gerade fortgeschrieben. Fergg: „Diese Fortschreibung hat heuer begonnen. Dabei handelt es sich um einen mehrjährigen Prozess.“
Im Ergebnis würden durch die Fortschreibung Ansätze zur Angebotsentwicklung definiert, deren Umsetzung sukzessive auf ihre Finanzierbarkeit geprüft und realisiert werden wird. „Der Innovationspark wird hinsichtlich seiner Potenziale ebenso untersucht“, bestätigt Fergg. Mit den Investoren dort habe es zum Thema Gespräche beziehungsweise eine Veranstaltung gegeben, die im Vorjahr stattfand. Fergg erwähnt zudem eine Buslinie, die durch den Innovationspark führen könnte: „Eine Buslinie mit getaktetem Linienbetrieb ist teuer und bedarf eines gewissen Potenzials an Fahrgästen in einem Gebiet.“Diese Nachfrage sei dort derzeit nicht gegeben. Die Haltestelle „Innovationspark/lfu“der Linie 3 sei für die meisten bis jetzt bestehenden Gebäude gut fußläufig erreichbar, so Fergg. Somit begrenze sich das Potenzial möglicher Fahrgäste für eine getaktete Buslinie auf die wenigen Gebäude, die weiter von der Straßenbahnhaltestelle entfernt sind. Für einige wenige mögliche Fahrgäste eine Buslinie einzurichten, sei aber weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll. Linienbetriebe mit Bussen oder Trams seien Massenverkehrsmittel, die eine gewisse Nachfrage brauchen. Erfahrungen aus anderen, teils größeren Gewerbegebieten zeigen, dass dort die tatsächliche Nachfrage eher gering und auf bestimmte Zeiten beschränkt sei. „Linienbusse transportieren dann bis auf wenige Ausnahmen vor allem heiße Luft“, so Fergg.