Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Undank ist des Finders Lohn

Ein paar Tüten Gummibärch­en für einen Millionens­check.

- Von Michael Stifter

Wie finden Sie das? Ein Mann findet auf der Straße einen Scheck in Höhe von 4,6 Millionen Euro. Damit wollte eine Supermarkt­kette eine Rechnung beim Gummibären-riesen Haribo begleichen. Und natürlich denkt man sich erst mal, wie viele Cola-fläschchen man wohl für diese kaufen könnte. Aber darum geht es jetzt nicht. Sondern darum, dass der Finder ein ehrlicher ist und sich bei Haribo meldet. Dort bittet man ihn, den Millionens­check zu vernichten. Macht der Mann natürlich – und findet kurz darauf seinen Finderlohn in der Post: Sechs Tüten Gummibärch­en. Das kann man nun etwas kleinlich finden. Scheint aber im Trend zu liegen.

Als der deutsche Nationalto­rwart Manuel Neuer neulich seinen Geldbeutel im Taxi vergessen hatte, fuhr ihm der Finder hunderte Kilometer hinterher, um das Portemonna­ie persönlich am Tegernsee abzugeben. Der Fußball-millionär dankte es ihm mit einem Bayerntrik­ot samt Autogramm, womit der Taxler allerdings wenig anfangen konnte. Am Ende sprang ein Lothar Matthäus ein, kaufte das Ding für völlig überteuert­e 1000 Euro und ließ es anschließe­nd für einen guten Zweck versteiger­n.

So viel Glück hatte der Obdachlose nicht, der vor vielen Jahren das Laptop des heutigen Cduchefs Friedrich Merz fand – und es pflichtbew­usst bei der Polizei abgab. Gelohnt hat sich das für ihn nicht. Denn als kleine Anerkennun­g schickte Merz eine signierte Ausgabe seines eigenen Buches mit dem Titel „Nur wer sich ändert, wird bestehen. Vom Ende der Wohlstands­illusion – Kursbestim­mung für unsere Zukunft“. Der Empfänger warf das Druckerzeu­gnis in die Spree.

Nun muss man Merz zugutehalt­en, dass er wohl nicht wusste, wer der Finder war, doch davon kann sich der Mann eben auch nichts kaufen. Vielleicht wären ein paar Tüten Gummibärch­en die bessere Alternativ­e gewesen.

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