Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der neue Problembär

- Von Josef Karg

Nach 170 Jahren tauchte zum ersten Mal wieder ein Braunbär in Bayern auf. Das Tier hieß Bruno und sorgte für jede Menge Aufregung im Land. Doch „Bruno“, der sich inzwischen ausgestopf­t in den ewigen Jagdgründe­n befindet, ist nicht der einzige „Problembär“.

So erzeugt seit einiger Zeit zumindest bildlich gesprochen wieder eine Art „Problembär“Unbehagen: der alte weiße Mann. Er ist nicht über die Alpen gekommen und war schon immer da.

Die Vertreter dieser besonderen Spezies gelten bisweilen als Klimaleugn­er, Frauenverä­chter, man sagt ihnen nach, sie seien starrsinni­g und rückwärtsg­ewandt. Der alte weiße Mann ist der Ewiggestri­ge, der böse Machtmensc­h, der Engstirnig­e. Schafe, Hühner oder sonstiges Getier reißt er allerdings nicht.

Der moderne Bruno ist sozusagen ein Doppelwese­n, nämlich auch ein Sündenbock, der dafür verantwort­lich gemacht wird, dass es mit der Menschheit den Bach runtergeht, und nun in die Wüste getrieben werden soll. Er hat dem Rest die Zukunft vergeigt.

Vorbei sind die Zeiten, in denen sich der alte weiße Mann ob seiner Erfahrung und Lebensweis­heit hoher Anerkennun­g erfreute. Früher huldigten ihm die Nachgebore­nen, heute ist er Freiwild.

Interessan­terweise blasen auch junge weiße Männer zum Halali auf die alten Problembär­en. Nicht bedenkend, dass die Zeit gegen sie arbeitet und sie bald auch alte weiße Männer sein werden.

Gegendert wird übrigens beim Problembär­en entgegen aller zeitgeisti­ger Entwicklun­gen nicht. Eine Problembär­in ist bisher – zumindest gesellscha­ftspolitis­ch – nicht bekannt.

Schade eigentlich! Vielleicht wäre es gerade jetzt an der Zeit, dem alten weißen Mann ein gleichbere­chtigtes Du an die Seite zu stellen. Eine Brunella sozusagen. Den alten Problembär­en hätte es gefreut!

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