Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der neue Problembär
Nach 170 Jahren tauchte zum ersten Mal wieder ein Braunbär in Bayern auf. Das Tier hieß Bruno und sorgte für jede Menge Aufregung im Land. Doch „Bruno“, der sich inzwischen ausgestopft in den ewigen Jagdgründen befindet, ist nicht der einzige „Problembär“.
So erzeugt seit einiger Zeit zumindest bildlich gesprochen wieder eine Art „Problembär“Unbehagen: der alte weiße Mann. Er ist nicht über die Alpen gekommen und war schon immer da.
Die Vertreter dieser besonderen Spezies gelten bisweilen als Klimaleugner, Frauenverächter, man sagt ihnen nach, sie seien starrsinnig und rückwärtsgewandt. Der alte weiße Mann ist der Ewiggestrige, der böse Machtmensch, der Engstirnige. Schafe, Hühner oder sonstiges Getier reißt er allerdings nicht.
Der moderne Bruno ist sozusagen ein Doppelwesen, nämlich auch ein Sündenbock, der dafür verantwortlich gemacht wird, dass es mit der Menschheit den Bach runtergeht, und nun in die Wüste getrieben werden soll. Er hat dem Rest die Zukunft vergeigt.
Vorbei sind die Zeiten, in denen sich der alte weiße Mann ob seiner Erfahrung und Lebensweisheit hoher Anerkennung erfreute. Früher huldigten ihm die Nachgeborenen, heute ist er Freiwild.
Interessanterweise blasen auch junge weiße Männer zum Halali auf die alten Problembären. Nicht bedenkend, dass die Zeit gegen sie arbeitet und sie bald auch alte weiße Männer sein werden.
Gegendert wird übrigens beim Problembären entgegen aller zeitgeistiger Entwicklungen nicht. Eine Problembärin ist bisher – zumindest gesellschaftspolitisch – nicht bekannt.
Schade eigentlich! Vielleicht wäre es gerade jetzt an der Zeit, dem alten weißen Mann ein gleichberechtigtes Du an die Seite zu stellen. Eine Brunella sozusagen. Den alten Problembären hätte es gefreut!