Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der neue FCA-CHEF hat das Wort
Markus Krapf leitet am Montag erstmals als Vorstandsvorsitzender die Jahreshauptversammlung. Satzungsanträge gibt es keine, aber trotzdem viel Gesprächsstoff.
Sitzkissen und eine dicke Decke müssen die Mitglieder des FC Ausburg e.v. bei der Jahreshauptversammlung am Montag nicht mitbringen. Fand die Versammlung im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-krise vor der Gegengerade der Wwk-arena im Freien statt, wird sie 2022 wieder im warmen Vip-bereich des Augsburger Stadions abgehalten. Außerdem wird sie wohl nicht wie im Oktober 2021 über fünf Stunden dauern.
Damals mussten zwei Jahresberichte abgehandelt werden, gab es bei mehreren Anträgen auf Satzungsänderungen großen Diskussionsbedarf. Überhaupt musste der damals noch amtierende Vorstandsvorsitzende des Vereins, Klaus Hofmann, viele kritische Fragen beantworten.
Diesmal, so scheint es, wird die Versammlung ruhiger. Das liegt auch daran, dass erstmals der neue Fca-vorstandsvorsitzende Markus Krapf in der Verantwortung steht. Eigentlich hatte die aktive Fan-szene geplant, auch diesmal wieder Satzungsänderungen zur Abstimmung einzureichen. Doch die Fca-mitglieder haben ihre Anträge vorerst zurückgezogen. Sie werden nun in einer Satzungskommission zusammen mit Fca-verantwortlichen diskutiert und bearbeitet. Das gilt als Vertrauensvorschuss für den 50-jährigen Krapf, der es sich ja auf seine Fahnen geheftet hat, den FC Augsburg e.v. wieder zu einem Klub zu machen, in dem sich die Mitglieder wieder mitgenommen fühlen.
Den aktiven Mitgliedern geht es bei ihren angestrebten Satzungsänderungen vor allem darum, das Mitspracherecht zu erhöhen. Kernforderung ist dabei, dass in Zukunft nicht mehr der Aufsichtsrat den Vorstandsvorsitzenden bestellt, sondern dass der Vereinsvorsitzende direkt von den Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung gewählt wird.
Der Vorstandsvorsitzende des Vereins übt als Chef der Fca-beteiligungs-gmbh auch die Kontrolle über die FC Augsburg 1907 Gmbh & Co KGAA aus, in der die Profiaktivitäten ausgelagert sind, und erfüllt damit die 50+1-Regel der DFL (Deutschen Fußball Liga). Die besagt, dass ein Verein immer das Sagen in der Profi-gesellschaft haben muss.
In den Änderungsvorschlägen, die der Redaktion vorliegen, geht es unter anderem auch um mehr Mitspracherecht des Vereins zum Beispiel bei Veräußerungen von Gesellschafteranteilen. Geplant ist auch eine Aufnahme von Compliance-regeln in die Satzung. Dazu zählt auch, dass eventuelle Geschäftsbeziehungen von Mandatsträgern zum Verein öffentlich gemacht werden. Dass es die beim FCA e.v. gibt, ist ein offenes Geheimnis. So kümmert sich Vorstand Jakob Geyer mit seiner Steuerkanzlei in Gersthofen unter anderem um die Buchhaltung, beliefert der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Müller mit seiner Apotheke den FCA mit Produkten für die medizinische Abteilung und ist Aufsichtsrat Walter Sianos nicht nur als Mit-herausgeber und Chefredakteur der Neuen Szene Chef von Markus Krapf, der dort als stellvertretender Chefredakteur arbeitet, sondern verantwortet auch den Fca-stadionkurier. Diese Anträge sind aber am Montag noch kein offizielles Thema.
Genügend Gesprächsstoff gibt es aber allemal. So werden die Jahresabschlüsse des Vereins und der KGAA vorgestellt. Im Profibereich scheint wieder solide gearbeitet worden zu sein. Denn nach Informationen unserer Redaktion soll sich der Verlust für das Jahr 21/22, das noch stark durch die Coronaverwerfungen geprägt war, nur im sechsstelligen Bereich bewegen.
Auch das Verfahren über das angebliche Lohndumping im Jugendbereich beschäftigt die Justiz weiter. Seit August hat das Hauptzollamt, wie berichtet, Zeugen vorgeladen. Die Durchsuchung der Fca-geschäftsräume fand im August 2021 statt. „Es werden derzeit unheimlich viele Zeugen vernommen, um den Sachverhalt aufzunehmen“, erklärte die Augsburger Oberstaatsanwältin Alexandra Körner auf Nachfrage dieser Redaktion. Der sei sehr komplex, darum könnten solche Verfahren durchaus zwei bis drei Jahre dauern, bis sie abgeschlossen seien. Ansonsten könne sie keine weiteren Auskünfte geben. Bleibt abzuwarten, ob Krapf dies bei der Mitgliederversammlung kann.
Versprochen hat er aber öffentlich, dass er sich zur sportlichen Entwicklung des FCA in der Bundesliga äußern wird. Bei seinem ersten Mitgliederabend hatte er gesagt, dass er erst mit Sport-geschäftsführer Stefan Reuter persönlich sprechen wolle. „Er wird mir erklären, warum wir in den letzten Jahren diese Stagnation hatten.“Die Mitglieder werden am Montag sicherlich gespannt darauf sein, was er zu sagen hat. Warm und trocken haben sie es im VIPRAUM auf jeden Fall.