Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Zahl der neuen Solaranlagen schlägt alle Rekorde
Bis Ende Oktober wurden 402 Anlagen bei der Bundesnetzagentur angemeldet. Weil es auch um Kleinanlagen geht, ist die Leistung geringer.
Die Energiekrise sorgt im laufenden Jahr für einen spürbaren Zuwachs bei Photovoltaikanlagen in Augsburg. Bis Ende Oktober wurden mehr als 402 neue Anlagen bei der Bundesnetzagentur angemeldet – so viele, wie seit dem Jahr 2000 nicht. Mit knapp 3500 Kilowatt-peak Modulleistung liegt die Kapazität der in diesem Jahr hinzugekommenen Anlagen aber weit unter dem, was in den Rekordjahren um 2010 hinzugebaut wurde. Damals kamen pro Jahr bei einer geringeren Zahl von Neuanlagen teils bis zu 8000 Kilowatt an Maximalleistung dazu.
Das legt den Schluss nahe, dass aktuell auch kleinere Dachflächen mit weniger Leistung eine Solaranlage bekommen. Insgesamt, so das Umweltamt der Stadt Augsburg, müsse man bei den Zubauzahlen für 2022 berücksichtigen, dass die Solarbranche von Kapazitäts- und Lieferengpässen betroffen sei – nicht jeder, der wolle, habe schon tatsächlich eine Anlage aufs Dach bekommen.
Bei den Anlage-anmeldungen enthalten ist auch die Zahl der sogenannten Balkonkraftwerke, also von Mini-anlagen, die über einen Stecker ins Haushaltsstromnetz einspeisen. Die Stadtwerke als Netzbetreiber haben zwischen Januar und Oktober 183 Anmeldungen erhalten (im gesamten Vorjahr waren es 151). Allerdings sei auffällig, dass die Zahl der Anmeldungen zwischen Juli und Oktober drastisch nach oben gegangen ist, so ein Sprecher.
Bis zum Jahresende gehe man von mindestens weiteren 100 Anträgen aus, wenn die Entwicklung so weitergehe. Zudem sei von einer erheblichen Dunkelziffer bei diesen Mini-anlagen auszugehen.
Im Zuge der Klimaschutzbemühungen hofft die Stadt auf einen massiven Ausbau bei der Photovoltaik. Im Gespräch ist ein Förderprogramm, eine Solarpflicht für Neubaugebiete ist bereits beschlossen. Stand Anfang 2021 waren im Stadtgebiet Anlagen mit Maximalleistung von 44 Megawatt installiert. Im Vergleich zu den Landkreisen mit ihrem höheren Anteil an Einfamilienhäusern ist das eine relativ geringe Menge. In Augsburg wurden 2020 2,1 Prozent des Stromverbrauchs über Photovoltaik gedeckt, was an der Konzentration von verbrauchsintensivem Gewerbe und wenig nutzbarer Dachfläche liegt. Zum Vergleich: Im Landkreis Aichachfriedberg lag der rechnerische Pv-anteil bei 35 Prozent. Im Stadtgebiet befinden sich so gut wie alle Solaranlagen auf Dächern. Zuletzt kündigte die Stadt auch Regelungen für denkmalgeschützte Gebäude an. Solarparks auf der grünen Wiese sind im Stadtgebiet eine Seltenheit. Zuletzt kündigten die Lechwerke den Bau einer 3,5 Hektar großen Anlage östlich der B17 (nahe Stuttgarter Straße) an. Mit einer maximalen Kapazität von drei Megawatt soll die Anlage rechnerisch in der Lage sein, den Strombedarf von 1000 Haushalten zu decken.
Die Stadt bietet aktuell eine Onlinevortragsreihe zum Thema Energiesparen an. Am 16. November gibt es einen Vortrag zu Solarstrom für Haushalte, Wärme und E-mobilität, am 21. November zum Thema Balkonkraftwerke und am 1. Dezember zum Thema Wärmepumpen. Die Vorträge beginnen jeweils um 19 Uhr.
Eine Anmeldung mit Nennung des gewünschten Vortrags ist unter umweltamt@augsburg.de oder Telefon 0821/324-7322 nötig. Die Stadt bietet auch eine individuelle Solarberatung an. In diesem Jahr habe man bisher 130 Vor-ort-beratungen durchgeführt, in der Vergangenheit lag die jährliche Zahl mitunter bei 30. Aktuell, so das Umweltamt, sei der Beratungsstau gut abgearbeitet (teils gab es zwei Monate Wartezeit), im Nachgang zum Online-termin am 16. November gehe man aber wieder von einem Anstieg aus.