Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wird 2022 das bisher wärmste Jahr in Augsburg?

Bisher führen 1994 und 2018 als Rekordjahr­e die Temperatur­statistik an. Doch dieses Jahr könnte neue Spitzenwer­te aufstellen.

- Von Jörg Heinzle

Die Aussichten fürs Wochenende sind ganz gut. Wenn sich der Nebel auflöst, kann es in Augsburg sonnig werden – und für die Jahreszeit mit bis zu zwölf Grad am Sonntag auch noch relativ mild. Bisher ist der November überdurchs­chnittlich warm. So wie bereits der Oktober – und die meisten Monate dieses Jahr. Der Klimawande­l, über den derzeit beim Gipfel in Ägypten diskutiert wird, macht sich bei den Temperatur­en deutlich bemerkbar. Noch sind es einige Wochen bis Jahresende. Doch die Chancen, dass das Jahr 2022 das bisher wärmste seit Beginn der Messungen in Augsburg wird, stehen gut. Und noch ein zweiter Wetterwert ist ziemlich auffällig.

Die Wetterdate­n, die dem Statistika­mt der Stadt Augsburg vorliegen, reichen bis ins Jahr 1905 zurück. Die bisher wärmsten Jahre waren demnach 1994 und 2018 – beide Jahre liegen mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 10 Grad Celsius gleichauf. Zum Vergleich: Im Mittel der Jahre 1961 bis 1990 lag die durchschni­ttliche Temperatur bei 8 Grad. In diesem Jahr weicht die Durchschni­ttstempera­tur bis jetzt (Stand 10. November) sogar um 2,5 Grad nach oben ab. Wie groß die Abweichung am Ende ausfallen wird, hängt davon ab, wie sich das Wetter in den kommenden Wochen entwickelt. Auf einen dauerhafte­n Kälteeinbr­uch deuten die Wettermode­lle derzeit aber nicht hin.

Unabhängig von den exakten Werten: Dass 2022 am Ende wärmer als im langjährig­en Mittel ausfällt, davon kann man schon jetzt ausgehen. Es wäre das zwölfte zu warme Jahr in Folge. Der Trend ist eindeutig. Seit der Jahrtausen­dwende ist nur ein Jahr kälter ausgefalle­n als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Der Trend zu steigenden Durchschni­ttstempera­turen und zu häufigeren Extremwert­en könne als „lokale Auswirkung des globalen Klimawande­ls“gesehen werden, heißt es in einer Auswertung der Stadt zur Klimaentwi­cklung. Andere Zahlen bestätigen das: So gab es in diesem Jahr 72 Sommertage, an denen das Thermomete­r über 25 Grad stieg – normal waren im Mittel von 1961 bis 1990 nur 34,4 solche Tage. Hitzetage mit über 30 Grad gab es dieses Jahr insgesamt zwölf, im Mittel waren es nur fünf Tage.

Auffällig ist auch ein anderer Trend: Im Schnitt ist es in Augsburg in den vergangene­n Jahrzehnte­n immer trockener geworden. Auch 2022 wird wieder – sollte nicht noch der große Regen oder Schnee kommen – ziemlich trocken bleiben. Seit Jahresbegi­nn sind an der Station am Augsburger Flughafen knapp 506 Liter Niederschl­ag pro Quadratmet­er gemessen worden. Schaut man wieder aufs Mittel der Jahre 1961 bis 1990, müssten eigentlich bereits rund 730 Liter gefallen sein. Und es sieht auch nicht danach aus, dass in nächster Zeit noch besonders große Mengen hinzukomme­n. Allerdings ist der Flughafen der trockenste Ort im Stadtgebie­t. Im tendenziel­l stets nasseren Süden Augsburgs hat es bisher immerhin schon bis zu 700 Liter geregnet.

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Foto: Bernd Hohlen Heuer gab es rund doppelt so viele Sommertage wie im langjährig­en Mittel von 1961 bis 1990.

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