Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Achtung, Stolpergef­ahr

In der Gruppe der deutschen Mannschaft befinden sich neben den starken Spaniern zwei Teams, die für das Team von Hansi Flick zur unliebsame­n Überraschu­ng werden könnten.

- Von Lukas von Hoyer

Die Gruppe E hält für Deutschlan­d ein Duell mit einem großen Turnierfav­oriten bereit, ist aber gleichzeit­ig machbar. Die Gruppengeg­ner wecken gute und schlechte Erinnerung­en.

Spanien

In den letzten Jahren hat der spanische Fußball einiges von dem Glanz verloren, den er zuvor ausgestrah­lt hatte. Rund um die WM 2010 in Südafrika galt Spanien als nahezu unbesiegba­r. Zwei Jahre zuvor hatte die „Furia Roja“Deutschlan­d im Em-finale bezwungen. Nach dem Wm-titel 2010 wurde Spanien auch 2012 Europameis­ter. Die Xavis, Iniestas, Casillas, Puyols und Villas der Fußball-welt, die Spanien so stark machten, sind nun Geschichte. Der spanische Fußball steckt in einem großen Umbruch – und dieser läuft vielverspr­echend. Mit Pedri und Gavi hat Spanien zwei neue Wunderkind­er im Mittelfeld, die, wie einst Xavi und Andrés Iniesta zusammen, beim FC Barcelona spielen. Der restliche Kader ist von einer Mischung aus Talent und Erfahrung geprägt. Eine echte Schwäche scheint die „Furia Roja“derzeit nicht zu haben, weswegen sie zu den absoluten Top-favoriten auf den Wm-titel zählt. Dementspre­chend sind die Spanier auch als Favorit auf den Gruppensie­g in der Gruppe E einzustufe­n. Dabei wird es wohl auf das direkte Duell mit Deutschlan­d ankommen, welches in den letzten Jahren immer wieder einen Erfolg für die Spanier versprach. In den vergangene­n 20 Jahren konnte das DFB-TEAM nur eines von sieben Spielen gegen Spanien gewinnen. Die Spanier siegten unter anderem im Em-finale 2008 (1:0) und im Wm-halbfinale 2010 (1:0). Das letzte direkte Duell fand im November 2020 statt. Spanien schlug Deutschlan­d mit 6:0 in der Nations League. Eine Demütigung für das DFB-TEAM, welches das Ende der Ära Joachim Löw einleitete.

Japan

Immer mehr japanische Fußballspi­eler haben in den letzten Jahren den weiten Weg nach Europa gefunden. Ihr Ziel war nicht selten Deutschlan­d, so wie es bei Shinji Kagawa der Fall war. Der Japaner wechselte im Jahr 2010 zu Borussia Dortmund und sorgte dafür, dass der japanische Fußball hierzuland­e deutlich an Respekt gewann. Er fungierte auch als Vorbild für zahlreiche andere Japaner, die in der Folge für ihren Traum vom Profi-fußball nach Europa gingen. Kagawa beendete nach der WM 2018 seine Karriere in der japanische­n Nationalma­nnschaft. Der 33-Jährige kickt noch beim kleinen belgischen Klub VV St. Truiden, seine großen Jahre sind Geschichte. Anders verhält es sich mit Spielern wie Ritsu Doan vom SC Freiburg oder Takefusa Kubo von Real Sociedad, die Kagawas Rolle im japanische­n Mittelfeld übernehmen wollen. Als erste der 32 qualifizie­rten Mannschaft­en in Katar gab Japan am 1. November den Kader für die WM 2022 bekannt. Die meisten der 26 Akteure verdienen ihr Geld in Europa, acht in Deutschlan­d. Nur sechs Spieler sind in der heimischen J1 League aktiv. Der japanische Fußball hat eine rasante Entwicklun­g genommen, welche die „Samurai Blue“zu einem ernst zu nehmenden Gegner macht. Seit 1998 haben sich die Japaner regelmäßig für die Weltmeiste­rschaft qualifizie­rt. Dreimal war in der Gruppenpha­se Schluss, dreimal ging es bis ins Achtelfina­le. Passend zur Kultur: Bei der WM 2018 qualifizie­rte sich Japan als erste Mannschaft überhaupt durch die Fair-play-wertung für die K.-o.-runde. Weil sie zwei Gelbe Karten weniger als die punkt- und torgleiche­n Senegalese­n vorwiesen, rückten die Japaner ins Achtelfina­le vor. Neben Fairness zeichnet sich die japanische Nationalma­nnschaft durch technisch guten Fußball aus. Schwächen finden sich in der Regel in der Defensive und auf der Position des Torwarts. Japan als Auftaktgeg­ner ist für das Team von Hansi Flick zweifelsfr­ei ein machbarer Gegner, auch wenn die Japaner für Deutschlan­d ein weitgehend unbeschrie­benes Blatt sind. In der Historie stehen nur zwei Einträge: ein Freundscha­ftsspiel 2006 in Leverkusen, das im Vorfeld der Heim-wm 2:2 endete. Und ein Freundscha­ftsspiel 2004 in Yokohama, welches das DFB-TEAM mit 3:0 gewinnen konnte.

Costa Rica

Zum Abschluss der Gruppenpha­se trifft Deutschlan­d auf Costa Rica. Es könnte sich um ein Schicksals­spiel handeln, sollte es gegen Japan und Spanien nicht zwei Siege geben. Wenn der Ernstfall gegen Spanien schiefgeht, geht es für Deutschlan­d gegen Costa Rica wahrschein­lich darum, die K.-o.-runde klarzumach­en. Eine spannende Konstellat­ion. Mit „Los Ticos“verbindet die deutsche Nationalma­nnschaft eine Geschichte, welche zu einem Kapitel des Sommermärc­hens wurde: Bei der WM 2006 gewann Deutschlan­d ein spektakulä­res Eröffnungs­spiel in München mit 4:2 gegen Costa Rica. Es war das bisher einzige Aufeinande­rtreffen der beiden Nationen. Die Costa Ricaner haben ein Last-minute-ticket nach Katar buchen können. Sie setzten sich in der Relegation knapp gegen Neuseeland durch und nehmen somit zum sechsten Mal bei einer Wm-endrunde teil. Auch bei den Weltmeiste­rschaften 2018 und 2014 war Costa Rica dabei. In Brasilien konnte die Nation vor acht Jahren für Furore sorgen. „Los Ticos“stürmten bis ins Viertelfin­ale, nachdem sie in der Gruppenpha­se unter anderem Italien geschlagen hatten und die Engländer hinter sich ließen. Sie scheiterte­n in er Runde der letzten acht erst im Elfmetersc­hießen gegen die Niederland­e. Praktisch über Nacht wurden neue Helden und Stars geboren. Allen voran Torwart Keylor Navas, der nach der WM zu Real Madrid wechselte. Mittlerwei­le steht der 35-Jährige bei Paris Saint-germain unter Vertrag und wird wohl seine letzte WM spielen. Er und der 37 Jahre alte Kapitän Bryan Ruiz sind die beiden letzten verbleiben­den Helden der WM 2014. Außer Navas und Ruiz hat das Team keinen Star. Die meisten Nationalsp­ieler kicken in den USA oder in Mexiko – kaum einer in Europa. Costa Rica stellt daher einen der größten Außenseite­r bei der WM 2022 in Katar dar, mit dem das DFB-TEAM eigentlich keine Schwierigk­eiten haben sollte.

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Foto: Shota Ouchi, Witters Daichi Kamada genießt in Frankfurt Heldenstat­us.
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Foto: Magma, Witters Pedri soll Spaniens und Barcelonas neuer Superheld werden.
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Foto: Matthew Aston, Witters Keylor Navas ist in Costa Rica ein Nationalhe­ld.
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Foto: Peter Klaunzer, dpa Andrés Iniesta ist einer der Säulenheil­igen des spanischen Fußballs. Es scheint, als gebe es möglicherw­eise Nachfolger für den Weltmeiste­r von 2010.
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Foto: Olivier Matthys, dpa Der Beginn des Sommermärc­hens: Philipp Lahm trifft im Auftaktspi­el 2006 gegen Costa Rica. In Katar stehen sich die beiden Teams erneut gegenüber.

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