Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Gruppe D Endlich den Fluch bezwingen
Frankreich ist einer der Favoriten auf den Titel. Allerdings spricht die Geschichte gegen das Team.
In der Gruppe D wird die Mission Titelverteidigung für Frankreich beginnen. Da gibt es nur ein Problem: Den Fluch der Weltmeister. Der dürfte den Außenseitern in der Gruppe und einem Geheimfavoriten Mut machen.
Frankreich
20 Jahre nach dem ersten Titel konnten sich die Franzosen bei der WM 2018 in Russland zum zweiten Mal zum Weltmeister krönen. Eine enorm stabile Defensive und die Qualität von Stars wie Kylian Mbappé und Antoine Griezmann hatten die Mannschaft zum Erfolg geführt. Der Kern der Mannschaft hat sich seitdem kaum verändert, der Kader der Franzosen gehört zu den stärksten in Katar. Auch Erfolgstrainer Didier Deschamps steht noch für Les Bleus an der Seitenlinie. Die Vorzeichen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung stehen also gut, wären da nicht die Leistungsschwankungen seit dem Turnier in Russland. Ihren Höhepunkt fanden sie bei der EM 2021, bei der die „Équipe Tricolore“überraschend im Achtelfinale an der Schweiz scheiterte. Und dann ist da ja noch der Fluch der Weltmeister, den Frankreich nur zu gut kennt. Nach dem Wm-triumph 1998 schieden die Franzosen 2002 in der Gruppenphase aus. In der Folge erwischte es 2010 auch Italien, 2014 Spanien und 2018 Deutschland. Der Titelverteidiger musste jeweils bereits nach der Gruppenphase nach Hause fliegen.
Dänemark
„Danish Dynamite“ist zurück. Die erfahreneren Fußball-fans werden sich an den Begriff erinnern, der vor 30 Jahren entstand und zu einer Art Fußball-mythos wurde. Dänemark hatte bei der Europameisterschaft 1992 als krasser Außenseiter das Turnier gewonnen und mit erfrischendem Fußball überzeugt. In der Gruppenphase schlugen die Dänen damals übrigens Frankreich mit 2:1 und warfen die Franzosen damit aus dem Turnier. Im Finale gewann Dänemark mit 2:0 gegen Deutschland. Lange hat es gedauert, doch nun hat sich die dänische Nationalmannschaft den Beinamen „Danish Dynamite“wieder verdient. Bei der EM 2021 ging es bis ins Halbfinale, in dem Dänemark gegen England nach Verlängerung unglücklich scheiterte. Mit Spielern, wie dem erfahrenen Torwart Kasper Schmeichel, dem Abwehrchef Simon Kjaer, dem Mittelfeldstrategen Pierre Emile Höjbjerg und den Offensivspielern Mikkel Damsgaard, Kasper Dolberg und Jonas Wind hat das moderne „Danish Dynamite“eine schlagkräftige Truppe beisammen. Dänemark stellt einen der Geheimfavoriten dar, die weit kommen könnten.
Australien
Seit der WM 2006 in Deutschland gehört Australien zu den Dauergästen bei Weltmeisterschaften. Nachdem der Niederländer Guus Hiddink die „Socceroos“damals ins Achtelfinale führte, war bei den drei folgenden Wm-endrunden jeweils in der Gruppenphase Schluss. 2018 scheiterte Australien in einer Gruppe mit Frankreich, unterlag dem späteren Weltmeister im Auftaktspiel knapp mit 1:2. Auch in Katar wird es gleich im ersten Spiel gegen die Franzosen gehen. Große Namen sucht man im Aufgebot der Australier vergebens. Einige Spieler, wie Torwart und Kapitän Mathew Ryan, spielen in Europa. Andere in Japan, den USA oder der Heimat. So manchem deutschen Fußball-fan ist Mathew Leckie womöglich noch ein Begriff. Der Offensivspieler kickte lange in Deutschland, unter anderem für Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC. Mittlerweile verdient er in seiner Geburtsstadt Melbourne sein Geld und stellt einen der Hoffnungsträger der australischen Fans dar.
Tunesien
Es gibt keinen Nationaltrainer bei der WM 2022, der auf derart kuriose Weise in sein Amt gelangte, wie es bei Jalel Kadri der Fall war. Beim Africa-cup 2022 war der 50-Jährige Co-trainer der tunesischen Nationalmannschaft, sprang dann zum Achtelfinale als Chefcoach für den an Covid erkrankten Mondher Kebaier ein. Tunesien schlug Nigeria mit 1:0, schied dann im Viertelfinale gegen Burkina Faso aus. Nach dem Turnier blieb Kadri Nationaltrainer, Kebaier durfte nicht in sein Amt zurück. Kadri führte Tunesien mit einer eher defensiven Strategie zur WM. Schlüsselspieler Tunesiens sind Youssef Msakni und Ellyes Skhiri. Letzterer steht beim 1.FC Köln unter Vertrag. Msakni wird in seiner Heimat gerne der „tunesische Lionel Messi“genannt.