Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Gruppe F Wieder Blech für die Goldene Generation?
Für die Belgier steht möglicherweise die letzte Chance an, einen großen Titel zu gewinnen.
In der Gruppe F fehlt auf den ersten Blick eine ganz große Fußball-nation. Doch auf den zweiten Blick kann man zwei Halbfinalisten der WM 2018 und zwei äußerst ambitionierte Außenseiter erkennen, welche die Gruppe womöglich sogar zu einer der schwersten und wohl auch ausgeglichensten macht.
Belgien
Seit vielen Jahren wird in Belgien von einer goldenen Generation des Fußballs gesprochen. Doch über die Rolle als ewiger Geheimfavorit kamen die Belgier bei großen Turnieren nie hinaus. Bei der WM 2018 sah es nach dem großen Durchbruch aus, doch letztlich scheiterten die Roten Teufel im Halbfinale am späteren Weltmeister Frankreich. Die goldene Generation Belgiens hat bewiesen, dass sie mit den ganz großen Fußball-nationen mithalten kann. Zu den absoluten Top-favoriten gehört Belgien aber auch in Katar nicht, weswegen dem Team wieder nur die Rolle des Geheimfavoriten bleibt, trotz dem 2. Platz in der Weltrangliste. Es könnte sich allerdings um die letzte Chance der Belgier handeln, einen ganz großen Titel zu holen. Abwehrchef Jan Vertonghen ist 35 Jahre alt, Mittelfeldregisseur Kevin De Bruyne ist 31, genau wie Kapitän Eden Hazard. Torjäger Romelu Lukaku ist mit 29 Jahren im besten Fußballeralter, muss wegen einer Verletzung aber um die Teilnahme an der WM bangen. Der Weltklasse-keeper Thibaut Courtois ist 30. Für Belgien könnte die WM 2022 unter dem Motto „jetzt oder nie“stehen. Der ewige Geheimfavorit will die goldene Generation tatsächlich vergolden.
Kroatien
In der Gruppe F befinden sich zwei Halbfinalisten der WM 2018. Die Kroaten konnten in Russland sogar das Finale erreichen, wurden nach der Pleite gegen Frankreich Vizeweltmeister. Ein außergewöhnlicher Erfolg, der in dem sportverrückten Land frenetisch gefeiert wurde. Vier Jahre später ist bei der kroatischen Nationalmannschaft vieles anders. Stützen wie Ivan Rakitic und Mario Mandzukic haben nach der WM ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Viele andere wichtige Akteure sind doch ganz schön in die Jahre gekommen. Kapitän Luka Modric will es mit seinen 37 Jahren noch einmal wissen, genau wie der 33 Jahre alte Abwehr-routinier Dejan Lovren. Eine schlagkräftige Truppe hat Kroatien in Katar auf jeden Fall zu bieten, doch zum Favoritenkreis gehört die Mannschaft trotz des Status als Vizeweltmeister nicht.
Kanada
Eishockey ist in Kanada sportlich gesehen die ganz klare Nummer eins. Doch vor der WM 2022 ist in dem nordamerikanischen Land nun auch ein echter Fußball-hype entstanden. Die kanadische Nationalmannschaft hat eine herausragende Wmqualifikation gespielt und überzeugte mit spektakulärem Fußball. Bei der zweiten Wm-teilnahme nach 1986 dürften die kanadischen Chancen daher deutlich besser aussehen als damals. In Mexiko hatte es drei Niederlagen in der Gruppenphase gesetzt. Hoffnungsträger der Kanadier ist allen voran Alphonso Davies vom FC Bayern. Mit Cyle Larin und Jonathan David haben „Les Rouges“(die Roten) auch ein schlagkräftiges Sturmduo mit zwei weiteren Europa-legionären zu bieten. Mit diesen Voraussetzungen erscheint ein Weiterkommen in der Gruppe F trotz zweier schwerer Gegner möglich.
Marokko
Im Jahr 1986 konnte Marokko Wm-geschichte schreiben. Als erstes afrikanisches Land erreichten die Löwen die K.-o.runde bei einer Weltmeisterschaft. Im Achtelfinale war damals gegen Deutschland Schluss, Lothar Matthäus traf erst kurz vor Schluss zum 1:0-Sieg. In der Folge konnte sich Marokko noch dreimal für eine Wm-endrunde qualifizieren, zuletzt 2018, schied aber immer in der Gruppenphase aus. Es wäre eine Überraschung, wenn diese Serie bei der WM 2022 reißen sollte, unmöglich ist es aber nicht. Der Kader von Marokko ist von Spielern gespickt, die Erfahrung in den europäischen Top-ligen haben. Star des Teams ist Achraf Hakimi, der bei Paris Saint-germain spielt und zu den besten Außenverteidigern der Welt zählt. In der Offensive könnte Hakim Ziyech vom FC Chelsea wirbeln, der seine Karriere in der Nationalmannschaft eigentlich schon für beendet erklärt hatte. Seitdem Ende August Walid Regragui den Posten als Coach übernommen hat, änderte sich die Situation.