Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Gruppe H Hoffen auf die späte Krönung
Die Gruppe H ist bunt gemischt, bringt ein Team aus Europa, eines aus Asien, eines aus Afrika und eines aus Südamerika zusammen. Drei Stars hoffen in ihrem letzten großen Turnier auf die späte Krönung.
Portugal
Wer der Starspieler bei den Portugiesen ist, steht nicht zur Debatte. Cristiano Ronaldo stellt auch im gehobenen Fußballeralter von 37 Jahren noch Mr. Portugal dar. Der Superstar ist über seinem Zenit, doch zuzutrauen ist dem Offensivspieler auf dem Rasen eben auch immer alles – und noch mehr. Die Europameisterschaft konnte Ronaldo mit Portugal 2016 gewinnen. Ein Triumph bei der WM wäre ein Abschied von der großen Fußballbühne, der ganz nach dem Geschmack von CR7 wäre. Dann könnte sich womöglich sogar er zu einem Karriereende hinreißen lassen. Alleine ist Ronaldo bei der Mission Katar 2022 nicht. Coach Fernando Santos kann eine starke Truppe aufbieten, die viel Mut für Gegenwart und Zukunft macht. Stars wie Bruno Fernandes und Bernardo Silva sind mit 28 Jahren im besten Fußballeralter. Talente wie Joao Félix und Vitinha sollen die Zukunft sein. Der Kader ist breit und Portugal hat keine wirkliche Schwäche, währenddessen die große Stärke im Mittelfeld liegen dürfte.
Uruguay
Nationaltrainer Diego Alonso hat einen Umbruch eingeleitet, da blieb dem Nachfolger von „Maestro“Oscar Tabarez, der 15 Jahre im Amt war, auch kaum etwas anderes übrig. Allerdings wird es bei der WM 2022 für „La Celesta“(die Himmelblauen) mal wieder nicht ganz ohne Erfahrung gehen. Der 36 Jahre alte Torwart Fernando Muslera wird wohl genauso mit nach Katar reisen, wie das erfahrene Sturmduo Edinson Cavani (35) und Luis Suárez (35). Zwei Stars, die auf ihre alten Tage auf die Krönung hoffen. Die beiden verbindet eine fast unglaubliche Geschichte: Sie wurden beide in der kleinen Stadt Salto an der Grenze zu Argentinien geboren. Zwischen ihren Geburtstagen liegen nur drei Wochen. Die Jungs aus Salto schafften es nach Europa und entwickelten sich zu Top-stürmern. Auf Klub-ebene gewannen Cavani und Suárez fast alles, was es zu gewinnen gibt. 2011 gewannen sie mit Uruguay die Copa América. Fehlt nur noch der ganz große Wurf. Bei der WM 2010 waren sie nahe dran, wurden am Ende vierter. 2014 folgte das Aus im Achtelfinale, 2018 war im Viertelfinale Schluss. Auch in Katar muss man den ersten Weltmeister aus dem Jahr 1930, der 1950 den zweiten Wmtitel folgen ließ, zum erweiterten Favoritenkreis zählen. Das liegt auch daran, dass der Umbruch Spieler wie Darwin Nunez und Federico Valverde hervorgebracht hat, welche zu Shootingstars der WM 2022 werden könnten.
Nicht nur Cristiano Ronaldo spekuliert auf ein bleibendes Spätwerk.
Südkorea
Für Paulo Bento wird die WM etwas ganz Besonderes. Der Portugiese übernahm die südkoreanische Nationalmannschaft nach der WM 2018 als Trainer. In Katar holt ihn nun seine Geschichte ein: Bei der WM 2002 unterlag Bento als Spieler mit Portugal 0:1 gegen Südkorea und schied in der Gruppenphase aus. Die Südkoreaner erreichten das Achtelfinale. Ein derartiges Szenario ist in Katar unwahrscheinlich, aber nicht undenkbar. Südkorea war seit dem Jahr 1986 bei jeder Weltmeisterschaft dabei und hat daher eine Menge Erfahrung. Die gute Nachricht für die diesjährigen Wmchancen ist Heung-min Son. Die schlechte allerdings auch. Die „Tigers of Asia“sind von ihrem Superstar, der im letzten Jahr Torschützenkönig der Premier League wurde, abhängig wie kaum ein anderer Wm-teilnehmer von einem Spieler.
Ghana
Bei der Nationalmannschaft Ghanas spielen schon seit Jahrzehnten regelmäßig viele der talentiertesten Fußballer Afrikas. Jahrelang galten die „Black Stars“als die beste afrikanische Mannschaft, was sie 2010 durch den Einzug ins Viertelfinale der WM in Südafrika unterstreichen konnten. Aktuell dreht sich in Ghana allerdings viel um den Trainer, Otto Addo. Der gebürtige Hamburger wurde während der Wm-qualifikation gefragt, ob er denn nicht spontan das Team coachen könnte. Der 47-Jährige sagte zu und wird Ghana nun auch als Interimstrainer zur WM 2022 führen. André Ayew soll seine Mannschaft im Wüstenstaat Katar führen. Ein spannender Spieler ist auch Ransford Königsdörffer vom Hamburger SV. In einer schweren Gruppe bleibt Ghana trotzdem nur die Außenseiterrolle.