Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie Plasberg den Polit-talk prägte
Porträt An diesem Montag moderiert er zum letzten Mal „Hart aber fair“. Mit und dank der Sendung erreichte er viel – nun gibt er sie ab. Um in Ruhestand zu gehen? Nicht ganz.
Frank Plasberg wird als hart, aber fair in die deutsche Polit-talk-geschichte eingehen. Das steht schon lange vor seiner letzten Sendung an diesem Montagabend fest. Auch wenn er nicht immer hart und nicht immer fair war als Moderator, so ist ihm doch etwas Seltenes im Mediengeschäft gelungen: Wer die Worte „hart“und „fair“hört, denkt an ihn.
Das wenigstens ist der Vorteil, wenn die eigene Sendung nicht den eigenen Namen trägt – was Plasberg, der in Wermelskirchen aufwuchs und bei der Schwäbischen Zeitung in Leutkirch im Allgäu volontierte, sich zwar gewünscht hätte, was aber nicht Realität wurde. Anfang 2007 jedenfalls galt er als potenzieller Nachfolger von Sabine Christiansen und deren Sonntags-talk „Sabine Christiansen“. Immerhin wurde seine Sendung „Hart aber fair“, die er seit 2001 im WDR moderiert hatte, von 2007 an auch im Ersten gezeigt.
Und das wurde damals gemeinhin als verdienter Lohn empfunden. Dafür, dass da einer – im Unterschied zu Christiansen – hartnäckig nachzufragen wusste und Themen aufgriff, die über das parteipolitische Kleinklein hinausgingen. 2003 erhielt „Hart aber fair“den Deutschen Fernsehpreis, weitere Auszeichnungen
folgten. Die Sendung und ihr Moderator (dem später der Ruf eines arroganten Oberlehrers anhaftete) prägten das Genre Polit-talk – durch den Einbezug von „normalen Bürgern“, Einspielfilme und einen anschließenden „Faktencheck“.
Nach knapp 750 Sendungen in 22 Jahren gibt der 65-jährige Plasberg „Hart aber fair“nun auf eigenen Wunsch und selbstbestimmt, wie er sagt, an den 33-jährigen Louis Klamroth ab. Produzent der Sendung bleibt er. Ansonsten? Stelle er sich jetzt erst einmal der Herausforderung, sich „selber abzuschalten“, erzählte er dem Medienmagazin
DWDL.DE. Nach insgesamt 40 Jahren Arbeiten mit der Aktualität sei das die „ultimative Herausforderung“. Eine Gala zum Abschied? Zumindest vor 15 Jahren meinte er, dass er das nicht ertragen würde. Bei solchen Gelegenheiten werde zu viel geheuchelt.
Und so wird er eben ruhiger weitermachen und gewiss mit seiner Frau, Moderatorin und Bestsellerautorin Anne Gesthuysen, mit der er einen elfjährigen Sohn hat, noch den einen oder anderen gemeinsamen Tv-auftritt wie einst in der Quizshow „Paarduell“haben. Sein Traum: mit seinem alten Schiff alle großen europäischen Flüsse befahren.