Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie Plasberg den Polit-talk prägte

Porträt An diesem Montag moderiert er zum letzten Mal „Hart aber fair“. Mit und dank der Sendung erreichte er viel – nun gibt er sie ab. Um in Ruhestand zu gehen? Nicht ganz.

- Daniel Wirsching

Frank Plasberg wird als hart, aber fair in die deutsche Polit-talk-geschichte eingehen. Das steht schon lange vor seiner letzten Sendung an diesem Montagaben­d fest. Auch wenn er nicht immer hart und nicht immer fair war als Moderator, so ist ihm doch etwas Seltenes im Mediengesc­häft gelungen: Wer die Worte „hart“und „fair“hört, denkt an ihn.

Das wenigstens ist der Vorteil, wenn die eigene Sendung nicht den eigenen Namen trägt – was Plasberg, der in Wermelskir­chen aufwuchs und bei der Schwäbisch­en Zeitung in Leutkirch im Allgäu volontiert­e, sich zwar gewünscht hätte, was aber nicht Realität wurde. Anfang 2007 jedenfalls galt er als potenziell­er Nachfolger von Sabine Christians­en und deren Sonntags-talk „Sabine Christians­en“. Immerhin wurde seine Sendung „Hart aber fair“, die er seit 2001 im WDR moderiert hatte, von 2007 an auch im Ersten gezeigt.

Und das wurde damals gemeinhin als verdienter Lohn empfunden. Dafür, dass da einer – im Unterschie­d zu Christians­en – hartnäckig nachzufrag­en wusste und Themen aufgriff, die über das parteipoli­tische Kleinklein hinausging­en. 2003 erhielt „Hart aber fair“den Deutschen Fernsehpre­is, weitere Auszeichnu­ngen

folgten. Die Sendung und ihr Moderator (dem später der Ruf eines arroganten Oberlehrer­s anhaftete) prägten das Genre Polit-talk – durch den Einbezug von „normalen Bürgern“, Einspielfi­lme und einen anschließe­nden „Faktenchec­k“.

Nach knapp 750 Sendungen in 22 Jahren gibt der 65-jährige Plasberg „Hart aber fair“nun auf eigenen Wunsch und selbstbest­immt, wie er sagt, an den 33-jährigen Louis Klamroth ab. Produzent der Sendung bleibt er. Ansonsten? Stelle er sich jetzt erst einmal der Herausford­erung, sich „selber abzuschalt­en“, erzählte er dem Medienmaga­zin

DWDL.DE. Nach insgesamt 40 Jahren Arbeiten mit der Aktualität sei das die „ultimative Herausford­erung“. Eine Gala zum Abschied? Zumindest vor 15 Jahren meinte er, dass er das nicht ertragen würde. Bei solchen Gelegenhei­ten werde zu viel geheuchelt.

Und so wird er eben ruhiger weitermach­en und gewiss mit seiner Frau, Moderatori­n und Bestseller­autorin Anne Gesthuysen, mit der er einen elfjährige­n Sohn hat, noch den einen oder anderen gemeinsame­n Tv-auftritt wie einst in der Quizshow „Paarduell“haben. Sein Traum: mit seinem alten Schiff alle großen europäisch­en Flüsse befahren.

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