Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Energiekri­se vernichtet Immobilien-werte

Energieeff­iziente Gebäude sind für Käufer attraktive­r als solche mit hohem Energiever­brauch. Mit den rasant gestiegene­n Strom- und Gaspreisen hat sich dieser Trend verstärkt, das zeigt eine Studie.

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Frankfurt am Main Die enorm gestiegene­n Gas- und Strompreis­e führen einer Studie zufolge dazu, dass Gebäude mit hohem Energiever­brauch verstärkt mit einem Preisabsch­lag gehandelt werden. Einer Analyse des Immobilien­spezialist­en Jones Lang Lasalle (JLL) zufolge kommt es wegen teurer Energie zu einer „Spaltung des Wohnungsma­rkts“. Demnach werden Gebäude mit schlechter Energiebil­anz mit höheren Preisabsch­lägen angeboten als energieeff­iziente Immobilien.

Für die Analyse hat JLL Kaufinsera­te von Mehrfamili­enhäusern im ersten Halbjahr 2021 – also vor Ausbruch des Ukraine-krieges und dem rasanten Anstieg der Energiepre­ise – mit Inseraten im ersten Halbjahr 2022 verglichen. Dabei wurden die Immobilien nach Objektmerk­malen wie Zustand, Ausstattun­g und Mikrowohnl­age aufgeschlü­sselt, und es wurde dann berechnet, welche Auswirkung­en das auf den Preis hat. So wurden Variablen, die den Einfluss der Energieeff­izienz verzerren, isoliert. Immobilien der höchsten Energiekla­sse A wurden dann mit Gebäuden aus niedrigere­n Klassen bis H am Ende der Skala verglichen. Ergebnis: Je schlechter die Energieeff­izienzklas­se war, desto höher war der Wertabschl­ag.

Die Abschläge waren in allen Klassen im ersten Halbjahr 2022 größer als ein Jahr zuvor. Noch höher fiel tendenziel­l der Abschlag in Märkten aus mit einem Angebotsüb­erhang.

Betrachtet wurden bundesweit 10.000 bis 14.000 Kaufinsera­te je Halbjahr. Die Preisdiffe­renz betrug demnach im ersten Halbjahr 2022 je nach Energiekla­sse zwischen zwölf und 33 Prozent im Mittel. „An Märkten mit hohem Angebotsüb­erhang und schlechter­er Verhandlun­gsposition der Verkäufer steigt der Preisabsch­lag in Einzelfäll­en auf fast 50 Prozent“, sagte Jll-experte Roman Heidrich.

Im ersten Halbjahr 2021 hatte sich der Abschlag zwischen 5,6 und gut 30 Prozent bewegt. Ein Abschlag wegen der Energiekos­ten lässt sich JLL zufolge auch bei Mietwohnun­gen beobachten. Bei Wohnungen mit hohem Energiever­brauch waren demnach im ersten Halbjahr 2022 die Nettokaltm­ieten im Schnitt 4,1 bis 6,6 Prozent niedriger als bei sehr energieeff­izienten Wohnungen. Gemessen am ersten Halbjahr 2021 fiel der Abschlag 2,5 Prozent höher aus.

Verglichen hatte JLL 190.000 bis 210.000 Mietinsera­te pro Halbjahr. In den vergangene­n Jahren seien die warmen Nebenkoste­n kein wesentlich­es Kriterium bei der Wohnungswa­hl gewesen, so JLL. Wegen der hohen Strom- und Gaskosten, durch die vielen Mietern teure Nebenkoste­nabrechnun­gen drohen, habe sich das aber geändert.

Mieter reagierten sensibler auf den Verbrauch. „Die Folge ist, dass insbesonde­re in Märkten mit einem Angebotsüb­erschuss Wohngebäud­e mit schlechter­er Energieeff­izienz deutlich stärker abgestraft werden“, sagte Jll-experte Sebastian Grimm. (dpa)

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Foto: Patrick Pleul Unsanierte Altbauten verkaufen sich mit nur mit Abschlägen.

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