Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Dahoam is wo dein Herz ist

- Von Matthias Zimmermann

Feinheiten sind in der Werbung unerwünsch­t. Wer etwas verkaufen will, muss sich aufs Wesentlich­e beschränke­n. Die drei wichtigste­n Qualitäten benennen und immer aufs Neue wiederhole­n – eine andere geistige Flughöhe traut der Werber dem Allgemeinv­erbraucher nicht zu. Manchmal reicht auch eine Botschaft. Ob die auch stimmt, ist egal. Hauptsache sie ist im Kopf der Verbrauche­r mit dem Produkt verbunden.

Noch besser wird die Werbung – aus Sicht der Werber –, wenn sie ganz allgemeine Stimmungen und Begriffe mit einem konkreten Produkt verbinden kann. Und damit sind wir beim Standortma­rketing. Mit „Welcome DAHOAM“wirbt die Bayerische Staatsregi­erung internatio­nal für den Freistaat. Eng mit dem Slogan verbunden ist eine Postkarten­idylle von Schloss Neuschwans­tein an einem klaren Herbstmorg­en. Dass der Füssener ein Allgäuer und vielleicht noch ein Schwabe ist, aber sicher kein dahoam-bellender Mia-san-miaoberbay­er – geschenkt. Oder wie die Government of the Free State of Bavaria sagt: „live and let live“.

Sehr bedauernsw­ert ist aber, dass dann etwas weiter unten auf der Webseite, wo mit bayerische­n Dialekten und Mundarten geworben wird, von den acht Beispielen für die Vielfalt des Free States keines aus Schwaben kommt. Außer der Dahoam-mutterspra­che „Upper Bavarian dialect“gibt es Beispiele aus dem „Franconian dialect“, Upper Palatinate dialect und immerhin ein „Pfiat di“aus dem Dialect from the Lechrain region.

Anderersei­ts: Jetzt kopiert die öffentlich­e Hand erfolgreic­he Methoden aus der privaten Wirtschaft, und wieder soll es nicht recht sein? Schließlic­h wird auch Senf mit feschen jungen Frauen im Dirndl verkauft. Bier sowieso: Glaubt man der Werbung, trinken Menschen in Bayern ihr Helles ausschließ­lich in Lederhose, am Bergsee oder auf einer Almhütte. Fällt wirklich noch jemand auf solche Werbung rein? Antworten wollen wir hier dem Anlass entspreche­nd im „laissez-faire way of saying ,time will tell‘“im Lower Bavarian dialect: „schau ma moi“.

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