Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Dahoam is wo dein Herz ist
Feinheiten sind in der Werbung unerwünscht. Wer etwas verkaufen will, muss sich aufs Wesentliche beschränken. Die drei wichtigsten Qualitäten benennen und immer aufs Neue wiederholen – eine andere geistige Flughöhe traut der Werber dem Allgemeinverbraucher nicht zu. Manchmal reicht auch eine Botschaft. Ob die auch stimmt, ist egal. Hauptsache sie ist im Kopf der Verbraucher mit dem Produkt verbunden.
Noch besser wird die Werbung – aus Sicht der Werber –, wenn sie ganz allgemeine Stimmungen und Begriffe mit einem konkreten Produkt verbinden kann. Und damit sind wir beim Standortmarketing. Mit „Welcome DAHOAM“wirbt die Bayerische Staatsregierung international für den Freistaat. Eng mit dem Slogan verbunden ist eine Postkartenidylle von Schloss Neuschwanstein an einem klaren Herbstmorgen. Dass der Füssener ein Allgäuer und vielleicht noch ein Schwabe ist, aber sicher kein dahoam-bellender Mia-san-miaoberbayer – geschenkt. Oder wie die Government of the Free State of Bavaria sagt: „live and let live“.
Sehr bedauernswert ist aber, dass dann etwas weiter unten auf der Webseite, wo mit bayerischen Dialekten und Mundarten geworben wird, von den acht Beispielen für die Vielfalt des Free States keines aus Schwaben kommt. Außer der Dahoam-muttersprache „Upper Bavarian dialect“gibt es Beispiele aus dem „Franconian dialect“, Upper Palatinate dialect und immerhin ein „Pfiat di“aus dem Dialect from the Lechrain region.
Andererseits: Jetzt kopiert die öffentliche Hand erfolgreiche Methoden aus der privaten Wirtschaft, und wieder soll es nicht recht sein? Schließlich wird auch Senf mit feschen jungen Frauen im Dirndl verkauft. Bier sowieso: Glaubt man der Werbung, trinken Menschen in Bayern ihr Helles ausschließlich in Lederhose, am Bergsee oder auf einer Almhütte. Fällt wirklich noch jemand auf solche Werbung rein? Antworten wollen wir hier dem Anlass entsprechend im „laissez-faire way of saying ,time will tell‘“im Lower Bavarian dialect: „schau ma moi“.