Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Von Florian Eisele
Schluss, aus, fast schon Nikolaus. Erneut ist die Hinserie einer Bundesliga-saison an uns vorbeigezogen und kommt nicht mehr zurück. Letztlich war aber, auch wenn es zu Beginn der Saison noch anders ausgesehen hat, vieles so wie immer: Die Bayern stehen mal wieder mit Abstand vorne, Borussia Dortmund blamiert sich mal wieder. Manuel Neuer wird auf Schalke von den tief beleidigten Fans mal wieder angepöbelt (ist ja auch erst elf Jahre her, der Wechsel). Hoffenheim steht im Mittelmaß und hat ein Torverhältnis von 22 Toren und 22 Gegentoren, was ebenso medioker ist wie alles andere an der TSG. Auch unten sind die üblichen und vorab dort vermuteten Kandidaten zu finden: Schalke, Bochum, Stuttgart, Hertha, Augsburg. Das ist gelebte Konstanz.
Vielleicht gibt sich die WM in Katar deswegen so große Mühe, schon jetzt als das in jeglicher Hinsicht irrste Turnier aller Zeiten zu gelten. Je näher es auf das Eröffnungsspiel (Katar gegen Ecuador, ein Fußball-klassiker) zugeht, desto mehr Nachrichten kommen aus dem Emirat, die mit dem Prädikat „ungewöhnlich“zurückhaltend beschrieben sind. Reizwörter hierzu: Homosexualität, Menschenrechte, Gastarbeiter, Korruption.
Um aber endgültig klarzumachen, dass kein anderer Wm-gastgeber jemals so frei drehte wie das kleine Katar, das in etwa halb so groß ist wie das Bundesland Hessen, kamen jetzt auch noch Bilder auf, die die Grenzen zwischen Satire und Realität endgültig verschwinden lassen. Auf Videos in sozialen Netzwerken sind Menschenmassen zu sehen, die durch die Straßen Dohas ziehen, Fahnen schwenken und völlig anlasslos in den jeweiligen Trikots die Nationalmannschaften Englands, Spaniens oder Deutschlands feiern. Dazu halten die Katarer (Frauen sind bei den Jubelgruppen nicht zu sehen, die hatten wohl gerade keine Zeit) ein Banner hoch, auf dem „Germany Fans Katar“zu lesen ist. Frei nach dem Motto: Wenn keiner zu uns kommen will (oder darf), machen wir uns die Stimmung eben selbst. Das lässt Großes vermuten ob das Turniers, das uns zwischen Glühwein und Weihnachtsmarkt begleiten wird.
Liebe Bundesliga-hinrunde: Du warst wie immer. Und wir vermissen dich jetzt schon.