Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die große Brady-show in München

Fast 70.000 Menschen feiern bei Bradys Auftritt im Fußball-tempel eine furiose Football-party. Die Buccaneers holen sich den Sieg gegen die Seahawks. Die Partie ist beste Werbung für den deutschen Nfl-markt.

- Von Adrian Bauer

München Die Football-party beginnt schon Stunden, bevor die Tampa Bay Buccaneers um Superstar Tom Brady und die Seattle Seahawks am Sonntagnac­hmittag den Rasen der ausverkauf­ten Allianz-arena in München betreten. Das erste Saisonspie­l der Us-profiliga NFL ist eingebette­t in einen Rummelplat­z aus Aktivitäte­n. Draußen vor den Toren feiern Fans aus ganz Deutschlan­d schon am Mittag bei Musik und Streetfood, werfen Footballs, testen ihre Sprungkraf­t und machen Unmengen an Fotos mit der Arena, den Helmen und Logos ihrer Lieblingst­eams. Dass die Buccaneers am Ende mit 21:16 die Oberhand behalten, ist letztendli­ch eher eine Randnotiz bei diesem Football-feiertag.

Die Partie sei ein Geschenk an die Anhänger in Deutschlan­d, war im Vorfeld oft zu hören. Die Fans haben in jedem Fall keine Kosten und Mühen gescheut, wenn sie eines der begehrten Tickets ergattert haben. In den Parkhäuser­n stehen Autos mit Kennzeiche­n aus praktisch allen Bundesländ­ern. Die Motivation ist einhellig: „Wenn so was in Deutschlan­d stattfinde­t, dann muss man einfach dabei sein.“

Alex aus Hamburg ist mit Freunden seit Donnerstag in der Stadt und hat das ganze Programm mitgenomme­n: Fanaktivie­rung am Odeonsplat­z, Besuch an der Säbener Straße, wo die Football-stars Trainingse­inheiten auf der Anlage des FC Bayern München absolviert haben, und natürlich jeden Abend Partys in den vielen Münchner Gaststätte­n, die in NFL-PUBS umgetauft wurden. „Urlaub ist anders, aber die Stimmung war super“, sagt der Endzwanzig­er und grinst. Geschätzte 800 Euro lassen er und seine Freunde sich den Trip jeweils kosten.

An den Fanshops geht das Geldausgeb­en weiter: Wer auf dem Fanfest ohne Trikot oder anderes Merchandis­e seines Lieblingst­eams unterwegs ist, fällt auf. Die Buccaneers scheinen zahlenmäßi­g die

Oberhand gegenüber den Seahawks zu haben. Trikot-technisch vertreten ist praktisch jedes Team, das mit dem Spiel zu tun hat: Zu sehen sind fast alle Mannschaft­en aus der NFL, deutsche Vertreter wie Frankfurt Galaxy oder die Braunschwe­ig Lions, sogar die Polk High School von Al Bundy aus der Tv-serie „Eine schrecklic­h nette Familie“.

Zu sehen bekommen die Fans zu Beginn eine zerfahrene Partie. Anfang des zweiten Viertels eröffnet Tom Brady die Punktverga­be und bedient Julio Jones herrlich, der zum Touchdown in die Endzone läuft. Danach ist Tampa am Drücker. Der zuletzt oft gescholten­e Ballträger Leonard Fournette spielt groß auf, durchbrich­t immer wieder die Reihen der Seahawks und erzielt den zweiten Touchdown für sein Team. Auf der anderen Seite bleiben Seattles Angriffsbe­mühungen Stückwerk. Der Endzone kommen sie nicht nahe. Mit 14:0 gehen die Teams in die Halbzeit. In der zweiten Hälfte nimmt die Partie Fahrt auf. Zunächst verkürzen die Seahawks durch ein Fieldgoal auf 14:3. Nach einem Ballverlus­t Seattles führt Tom Brady sein Team übers ganze Feld und bedient Chris Godwin zum dritten Bucs-touchdown und zur 21:3-Führung. Damit scheint die Entscheidu­ng gefallen, auch wenn die Seahawks im folgenden Angriffszu­g ihren ersten Touchdown erzielen. Doch ein Fehlpass von Brady macht die Partie nochmals spannend. Wieder führt Smith sein Team übers Feld und stellt mit einem Pass auf Marquise Goodwin auf 21:16. Eine weitere Chance auf Punkte bekommt Seattle nicht mehr. Tampa bringt den Vorsprung sicher über die Zeit. Zum Schluss stimmen die Bucs-fans ein „So ein Tag, so wunderschö­n wie heute“an.

Die Stimmung in der Arena kommt auch bei den Profis gut an. „Die Atmosphäre war unglaublic­h – vor allem, als das ganze Stadion am Ende gesungen hat“, sagt Tampas Superstar Tom Brady. Solche Spiele seien besondere Momente, auch in seiner langen Karriere. Mit dem Spiel in München hat er alle Auslandsst­ationen der NFL erlebt: Er spielte in Wembley, im Aztekensta­dion in Mexiko City und nun in der Allianzare­na. München sei für ihn ein besonderer Ort, weil er sich seit vielen Jahren auch für den europäisch­en Fußball interessie­rt. Seattles Coach Pete Carroll spricht von einem unglaublic­hen Erlebnis für sein Team. Er ärgert sich aber vor allem, dass es seinem Team nicht gelang, die Ballträger der Bucs besser zu stoppen.

Insgesamt waren die Verantwort­lichen der Liga sehr zufrieden mit der Premiere. NFL-CHEF Roger Goodell deutete schon vor Anpfiff an, dass Spiele in Deutschlan­d nicht nur über 2025 hinaus stattfinde­n sollen, sondern es auch in diesen Jahren mehr als die angekündig­ten vier Partien geben könnte: „Wir hatten das Gefühl, dass die NFL hier sehr erfolgreic­h sein kann. Und ich glaube, wir hatten recht.“Berichte, dass es bereits im kommenden Jahr mehrere Deutschlan­d-spiele geben könnte, wollte die Liga nicht bestätigen.

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Eine starke Vorstellun­g bot Tom Brady von den Tampa Bay Buccaneers beim Nfl-gastspiel in der Münchner Allianz Arena: Der Quarterbac­k führte seine Mannschaft zum Sieg gegen die Seattle Seahawks.
Foto: Sven Hoppe, dpa Eine starke Vorstellun­g bot Tom Brady von den Tampa Bay Buccaneers beim Nfl-gastspiel in der Münchner Allianz Arena: Der Quarterbac­k führte seine Mannschaft zum Sieg gegen die Seattle Seahawks.
 ?? Foto: Sven Hoppe dpa ??
Foto: Sven Hoppe dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany