Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kein Anschluss in dieser Telefonzel­le

Jahrzehnte­lang haben öffentlich­en Telefone das Bild der Stadt mitgeprägt, nun schaltet die Telekom sie ab. In Augsburg gab es nur noch wenige Exemplare, anstelle der Häuschen sollen sogenannte Small Cells kommen.

- Von Rasmus Blasel

Viele Menschen kennen sie nur noch als öffentlich­e Bücherschr­änke – man nimmt ein Buch raus, stellt ein neues Buch rein. Die eigentlich­e Funktion der Telefonzel­le jedoch wird nur noch von wenigen wahrgenomm­en. Die Telekom reagiert nun auf diese Entwicklun­g und hat entschiede­n, die verbleiben­den 12.000 öffentlich­en Telefonzel­len am 21. November weitgehend abzuschalt­en.

Der Hauptgrund für den Abbau ist nach Aussagen der Telekom, dass die Telefonzel­len nicht mehr wirtschaft­lich sind. An über 30 Prozent der Standorte sei im vergangene­n Jahr kein einziges Gespräch geführt worden. „Der Umsatz steht in keinem Verhältnis zu* den Unterhaltu­ngskosten“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehme­ns. Dazu zählen auch Kosten für die Beseitigun­g von Schäden und Vandalismu­s. Ein weiterer Grund für den Abbau der Telefonzel­len ist das Energiespa­ren. Nach Auskunft der Telekom würden dadurch jährlich bundesweit 15 Millionen Kilowattst­unden eingespart. Das entspreche dem Stromverbr­auch von mehreren Tausend Wohnungen.

In Augsburg stehen nur noch wenige Telefonzel­len, zum Beispiel in der Fuggerstra­ße oder am Königsplat­z. Wann und wie genau sie abgeschalt­et und abgebaut werden, ist zum jetzigen Stand ungewiss. Die Telekom hält nach eigener Aussage keine regionalen Daten für externe Kommunikat­ion vor. Klar ist, dass am 21. November die Münzzahlun­g bundesweit deaktivier­t werden soll. Voraussich­tlich bis Ende Januar wird dann die Zahlungsfu­nktion mittels Telefonkar­ten eingestell­t. Der anschließe­nde Abbau der Telefonzel­len soll bis Anfang 2025 abgeschlos­sen sein.

Künftig sind die Menschen in Augsburg also vollkommen auf das Mobil- und Festnetzte­lefon angewiesen. Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle hat nach eigener Auskunft zwar Verständni­s für die Menschen, die bedauern, dass die Telefonzel­len künftig kein Teil der Infrastruk­tur in Deutschlan­d sein werden. Er könne die Entscheidu­ng der Telekom aber nachvollzi­ehen.

Er weist zudem darauf hin, dass es sich bei den Telefonzel­len um die öffentlich­e Telekommun­ikationsin­frastruktu­r

des Bundes handelt. Somit sei es auch keine kommunale Pflichtauf­gabe, die Telefonzel­len zu übernehmen und zu betreiben.

Anstelle der Telefonzel­len wird es in Augsburg an einigen der Standorte sogenannte Small Cells geben. Dabei handelt es sich um kleine Antennen, die der Verbesseru­ng des öffentlich­en Mobilfunks dienen. Sie werden schon seit mehreren Jahren eingesetzt, insbesonde­re an viel genutzten Orten wie Einkaufsme­ilen und Bahnhöfen.

Menschen, die daran interessie­rt sind, selber eine Telefonzel­le zu besitzen, können sich per E-mail an info@telekom.de wenden. Gelbe Telefonzel­len seien allerdings nicht mehr zu kaufen, so die Telekom.

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Foto: Max Kramer Telefonzel­len – wie hier in der Fuggerstra­ße – gibt es in Augsburg bald nicht mehr. Bis 2025 sollen alle Standorte abgebaut sein.

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