Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Über die Waffen im Landtag

- Von Uli Bachmeier

Es ist nur eine kleine Gemeinscha­ft, manchmal auch „Zunft“genannt. Aber wenn es darauf ankommt, dann können sich die Bayern auf ihre Historiker verlassen. Ihre Forschunge­n zu den rund 400 Kilogramm Munition und etwa 40 Gewehren und Karabinern, die im September dieses Jahres bei Bauarbeite­n im Landtag gefunden wurden, waren ein Erfolg. Das Kriegsgerä­t wurde – so viel steht schon fest – am 5. April 1933 oder etwas später verbuddelt. Weil die Waffen zuvor offenbar systematis­ch unbrauchba­r gemacht wurden, vermuten die Historiker, dass es sich um Ausrüstung der „Bayernwach­t“handelte, die den Nationalso­zialisten nicht in die Hände fallen sollte.

Die „Bayernwach­t“war ein bewaffnete­r Saalschutz­verband der katholisch-konservati­ven Bayerische­n Volksparte­i, gegründet 1924 in München. Er sollte den rechtsextr­emen Schlägertr­upps der braunen SA Paroli bieten. In den späten 20er Jahren scheint das noch funktionie­rt zu haben. Der nationalso­zialistisc­he Völkische Beobachter berichtete am 27. März 1928, die „Bayernwach­t“sei ein „offenbar aus der Blüte der katholisch­en Jünglings- und Gesellenve­reine“aufgestell­ter Saalschutz, der „jeden sofort beim Wickel“nehme, „der es wagte, seinem Missfallen über diese oder jene Äußerung des Herrn Ministerpr­äsidenten auch nur durch einen halblauten Zwischenru­f Ausdruck zu geben“.

Als die Nazis am 9. März 1933 mit der Machtergre­ifung Ernst machten, wurde die „Bayernwach­t“zwar noch in Bereitscha­ft versetzt, griff aber nicht ein. „Vermutlich“, so heißt es im Historisch­en Lexikon Bayerns, sei sich die Führung bewusst gewesen, „dass sie nach dem Ausfall der Reichswehr und Berichten über die Unzuverläs­sigkeit der Bayerische­n Landespoli­zei allein zu schwach war, noch das Blatt zu wenden“.

Es wäre interessan­t zu wissen, was genau sich in jenen Tagen im Maximilian­eum in München zugetragen hat, wo eine Gruppe der „Bayernwach­t“Unterschlu­pf gefunden hatte. Vielleicht finden ja die Historiker dazu noch etwas.

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