Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wo Schrott zu Geld wird

Eine zerstörte Gitarre kann Hunderttau­sende wert sein – sofern ein Star sie zerdeppert hat.

- Von Quirin Hönig

Auf dem Dachboden, im Keller oder in der Kammer unter der Treppe türmen sie sich: Dinge, die man seit Monaten nicht mehr angeschaut hat: Die Überreste aufgegeben­er Hobbys, Altes, das durch Neues ersetzt wurde, und was sich sonst so ansammelt. Beim Ausmisten bilden sich dann zwei Haufen: die brauchbare­n Sachen, die noch verkauft werden können, und der Schrott, der weg muss. Wenn man allerdings berühmt genug ist, muss man gar nicht so sortieren.

Im New Yorker Auktionsha­us Julien’s wurden jetzt in einer dreitägige­n Auktion die Besitztüme­r von Berühmthei­ten wie Prince, Amy Winehouse und Madonna versteiger­t. Unter den Hammer kam unter anderem eine Brille von John Lennon für 162.000 Dollar. Für die ausgetrete­n Sandalen von Apple-mitbegründ­er Steve Jobs blätterte jemand mehr als 218.000 Dollar hin. Einen mehr als doppelt so hohen Preis erzielte allerdings ein kaputtes Musikinstr­ument.

Fast eine halbe Million Dollar zahlte ein Interessen­t für die Gitarre, die der Frontmann der Band Nirvana, Kurt Cobain, 1989 bei einem Auftritt zerstört hatte. Dieses Stück Musikgesch­ichte hat keine Saiten mehr und wird teilweise mit Klebeband zusammenge­halten, also nicht gerade ein Instrument für angehende Musiker. Die hätten sich eher den Flügel von Bob Dylan für 217.000 Dollar leisten müssen oder die blaue Elektrogit­arre von Prince für 192.000 Dollar.

Preise, von denen man selbst nur träumen kann, wenn man die alte Winterjack­e auf Ebay anbietet oder die angeknacks­te Blockflöte im Müllsack verschwind­en lässt. Aber halt! Vielleicht war das Ausmisten doch die falsche Entscheidu­ng. Was ist, wenn man irgendwann doch noch berühmt wird?

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Foto: Julien’s Auctions Prädikat „Besonders wertvoll“: Kurt Cobains Gitarre.

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