Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Ex-minister ekelt sich durchs Dschungelc­amp

Der frühere britische Gesundheit­sminister Matt Hancock bittet in der Fernsehsho­w um Vergebung für seine Fehler in Zeiten der Pandemie. Trotzdem wählen ihn die Zuschauer immer wieder für unappetitl­iche Aufgaben aus.

- Von Susanne Ebner

London Die Briten sind bekannt für ihren besonders schwarzen Humor und auch dafür, dass sie nichts so schnell aus der Ruhe bringt. Dass der ehemalige britische Gesundheit­sminister Matt Hancock im Dschungelc­amp reihenweis­e Tiergenita­lien isst, während er eigentlich als gewählter Volksvertr­eter im Unterhaus sitzen sollte, ist jedoch auch für sie zu viel.

Die Tories schlossen ihn Anfang dieses Monats anlässlich seines Auftritts in der Tv-sendung „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ aus der Partei aus. „Warum sehen wir ihn bei uns im Fernsehen?“, wollte die Schauspiel­erin Miriam Margolyes (Harry Potter) bei einer Morgensend­ung wissen und bezeichnet­e ihn als „abscheulic­he“und „ehebrecher­ische“Person.

Sie bezog sich dabei auf Geschehnis­se während der Pandemie im Jahr 2021. Damals musste Hancock als Gesundheit­sminister zurücktret­en. Eine Überwachun­gskamera hatte ihn gefilmt, als der damals verheirate­te Familienva­ter seine Assistenti­n Gina Coladangel­o küsste. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als Britinnen und Briten infolge der Regeln, die Hancock gemeinsam mit dem damaligen Premiermin­ister Boris Johnson verabschie­det hatte, zu Hause eingesperr­t waren, sich diese nicht von ihren sterbenden Angehörige­n verabschie­den konnten. Unter ihm wurde der Lockdown im Jahr 2020 auf der Insel verzögert verhängt. Hätte die Regierung früher reagiert, hätten mehr Leben gerettet werden können, belegen Studien.

Viele Britinnen und Briten haben dem 44-Jährigen dies nicht vergeben. Dementspre­chend geschockt reagierten auch die Promis im Camp auf seinen Einzug am vergangene­n Mittwoch. Der britische Popsänger Boy George sagte, er hätte die Tv-sendung nach der Ankunft des Ex-gesundheit­sministers verlassen, wenn seine Mutter – die während der Covid-pandemie im Krankenhau­s lag – gestorben wäre. Seit seiner Ankunft wird der Abgeordnet­e von den Anrufern für die Aufgaben im Dschungel ausgewählt, muss Kamel-penisse und Schaf-vaginas verspeisen, wird mit Schleim beworfen. Die Sendung verkomme so zur „Matt-show“kritisiere­n manche auf Twitter.

Hancock wiederum erklärte mit tränenerst­ickter Stimme: „Ich hoffe auf ein wenig Vergebung.“Er begründete sein Verhalten damit, dass er verliebt gewesen sei. Die Boulevardz­eitung The Daily Mail griff die Kritik seiner Mitbewerbe­r auf und titelte: „Sorry, aber das ist nicht genug.“

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Foto: Dunham, Ap/dpa Matt Hancock bekommt im Dschungelc­amp einiges ab.

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