Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ronaldos trauriges Ende

- Von Tilmann Mehl

Schuldig ist der andere. Oder: die andere. Immer. Von wegen „in gegenseiti­gem Einvernehm­en“. Wann immer die Phrase in Zusammenha­ng mit Trennungen benutzt wird, ist man sich ja doch nur noch einig darin, dem oder der anderen am liebsten an die Gurgel gehen zu wollen. Ist so, wenn ein Trainer den Verein verlassen muss. Ist so, wenn Liebesbezi­ehungen ein Ende finden. Partnersch­aften enden oft mit einem Schrecken – im Nachhinein aber war die Zeit bis zum endgültige­n Aus noch schmerzhaf­ter.

Cristiano Ronaldo beispielsw­eise fühlt sich von seinem Klub Manchester United „verraten“. Sein Trainer Erik ten Haag, wolle ihn „aus dem Klub heraushabe­n“. Um das Binnenverh­ältnis der beiden scheint es nicht zum Besten bestellt. Vor wenigen Wochen verweigert­e Ronaldo seine Einwechslu­ng, als ten Haag ihn auf den Platz schicken wollte. Bereits in der vergangene­n Sommerpaus­e fahndete der Portugiese europaweit nach einem neuen Klub. Aber Ego-streichele­ien, Gehaltsvor­stellungen und sportliche Ambitionen konnten von keinem anderen Arbeitgebe­r in zufriedens­tellendem Maße garantiert werden. So sauertöpfe­lte Ronaldo nun etliche Monate vor sich hin, ehe es krachte. Manche würden das eine normale Ehe nennen.

Anders verhält es sich nun bei Mick Schumacher. Der Deutsche buhlt seit Monaten um etwas Anerkennun­g seines Arbeitgebe­rs. Wer allerdings sein ganzes Wirken auf nur ein Ziel konzentrie­rt, verliert oftmals seine Lockerheit. So landete der Formel-1-pilot permanent hinter seinem Team-kollegen Kevin Magnussen. Für das Haasteam eine klare Angelegenh­eit: Schumacher muss gehen. Er wird ersetzt von Landsmann Nico Hülkenberg. Wenig ist unangenehm­er, als zeitgleich den Laufpass zu erhalten und gleich noch mit dem Nachfolger konfrontie­rt zu werden.

Ronaldo und Schumacher blicken nun also auf gescheiter­te Beziehunge­n zurück. Während der eine gerne schon früher einen Schlussstr­ich gezogen hätte, hätte der andere der Partnersch­aft noch eine Chance gegeben. Nun aber schlägt die Stunde der Pr-abteilunge­n – und bald wird die Rede sein von gegenseiti­ger Dankbarkei­t. Wenn man es sich lange einredet, verfängt es vielleicht sogar. In jeder Beziehung.

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Foto: Jon Super, AP, dpa Cristiano Ronaldo fühlt sich „verraten“.
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