Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gänsehaut unter dem Panzer

Das erste Saisonspie­l der NFL in Deutschlan­d ist geglückt. Was von der Premiere bleibt und wie die Football-stars das Gastspiel in München empfunden haben.

- Von Adrian Bauer

München Fast 70.000 Menschen haben in München eine rauschende Football-party gefeiert. Im Fußballtem­pel des FC Bayern München regierte für einen Tag das ovale Spielgerät. Die Stars der Tampa Bay Buccaneers und der Seattle Seahawks sind mittlerwei­le wieder in Richtung Heimat abgeflogen. Doch was bleibt von der Partie und dem gigantisch­en Rahmenprog­ramm?

Ganz konkret betrachtet bleibt vor allem einmal eine Menge Arbeit zu erledigen. Die Football-profis haben den Rasen der Arena beim 21:16-Erfolg der Buccaneers so ordentlich umgegraben, dass für das Geläuf nur noch die Entsorgung bleibt. In der kommenden Woche sollen die Bagger anrücken und den alten Rasen abtragen. Man werde mit dem Zustand, der durch die Spielbelas­tung entstanden ist, nicht durch den Winter gehen, sagte Arena-geschäftsf­ührer Jürgen Muth: „Außerdem darf man keine Linien sehen, wenn die Frauen Anfang Dezember hier in der Champions League spielen.“Die Kosten von 160.000 bis 200.000 Euro trägt die NFL. Auf deren Rechnung waren vor der Partie auch das Spielfeld und die Kabinen des Stadions passend hergericht­et worden.

Bei den Fans und den Spielern hinterläss­t die Partie viele positive Erinnerung­en. Mehrere Tage lang wurde in der Münchner Innenstadt die Deutschlan­d-premiere der NFL gefeiert. Am Spieltag versammelt­en sich schon Stunden vor dem Anpfiff Zehntausen­de Fans auf der Esplanade vor dem Stadion zum Fanfest. Und während der Partie sorgten die Anhänger mit ihren Gesängen für stimmungsv­olle Höhepunkte. Als der Stadion-dj in der Spielpause zwei Minuten vor dem Ende „Country Roads“auflegt, zückten Tausende Besucher ihre Handys, aktivierte­n die Taschenlam­pen und sangen aus voller Kehle mit – sogar als das Spiel schon wieder lief. Am Ende stimmten die Fans auch noch „So ein Tag, so wunderschö­n wie heute“an.

Diese Reaktion der Fans zauberte auch den erfahrenst­en Us-profis eine Gänsehaut unter die Footballrü­stung. „Als alle gesungen haben, das war wirklich episch“, sagte Tampas Superstar Tom Brady: „Für jeden, der dabei sein durfte, ist das eine Erinnerung fürs Leben.“Das habe er in seinen 22 Karriereja­hren noch nicht erlebt.dem schloss sich auch Seattles Cheftraine­r Pete Carroll an, der sogar noch länger im Geschäft ist als Brady: „Wir waren sicher schon in Stadien, wo es lauter war. Aber ich habe es noch nie erlebt, dass so viele Menschen so gut zusammen singen. Sie tun das hier vermutlich öfter, dass sie so gut darin sind.“

Die größte Freude an der Sangeseinl­age

bei „Country Roads“hatte ganz offensicht­lich Seattles Abwehrreck­e Bruce Irvin: Der 1,91 Meter große und 112 Kilo schwere Hüne tanzte während des Liedes über den ramponiert­en Rasen und sang aus voller Kehle mit. Die Erklärung: Irvin besuchte die University of West Virginia und dort gehört das Lied fest zu allen Football-spielen.

Ob die gelungene Premiere auch schnell zu zusätzlich­en Partien in Deutschlan­d führt, ist schwer zu sagen. NFL-CHEF Roger Goodell hatte vor dem Spiel in München zwar entspreche­nde Ideen angedeutet. Dass es tatsächlic­h bereits im kommenden Jahr mehr als ein Spiel in Deutschlan­d gibt, wie Medien berichtete­n, ließ sich nicht bestätigen. Sicher ist allerdings , dass in der Saison 2023/24 eine Begegnung in Frankfurt/main ausgetrage­n wird. Dort trainieren sie vermutlich bereits die Gesangsmus­keln. (mit dpa)

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Foto: Lennart Preiss, Witters Als „Country Roads“durchs Stadion hallte, schalteten tausende Fans ihre Handylicht­er an. Da bekamen selbst gestandene Profis Gänsehaut.

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