Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Morgen, Kinder, wird’s was geben oder: Wie Weihnachten ein kulinarisches Fest wird
Selten bleibt so viel Zeit für Treffen mit Familie und Freunden wie rund um die Feiertage. Das Essen spielt dann eine besondere Rolle. Von Büchern, die Geschichten erzählen, und einem, welches das Backen erleichtert.
Die Weihnachtszeit ist für viele die schönste Zeit im Jahr. In kaum einem anderen Monat sind Traditionen so lebendig wie im Dezember und viele freuen sich auf das Fest mit Familie oder Freunden. Das Essen spielt in dieser Zeit eine besondere Rolle, weshalb im Herbst viele Verlage neue, einschlägige Kochbücher auf den Markt bringen. Was man diesen Advent backen und kochen könnte? Ein Überblick über die neuesten Rezeptsammlungen.
Für Liebhaber schöner Geschichten
Dass Prominente Weihnachten für sich entdecken, ist nicht neu. Fast jeder Sänger hat schon mal einen Weihnachtssong aufgenommen, jede Schauspielerin in einem Weihnachtsfilm mitgespielt. Wenn so viele diese Zeit als eine besondere empfinden, warum nicht ein eigenes (Marketing-)kerzchen anzünden? Sänger und Autor Ross Antony hat’s getan und ein Buch mit seinen 50 liebsten Backrezepten veröffentlicht. Das Titelbild zeigt ihn mit Nikolausmütze und Zuckerstreusel-bart. Ein Mann mit Humor und wenn man dieses Jahr schon die Beleuchtung herunterdrehen soll, warum nicht mit etwas Augenzwinkern in die stade Zeit gehen? Antony spürt im Buch einerseits seinen deutsch-britischen Wurzeln nach. Die Erzählung über seine Oma, die in einem englischen Cottage im Wald lebte, liest sich fast wie ein Märchen, weckt aber tatsächlich schnell Erinnerungen an die eigene Kindheit. Wie war Weihnachten daheim? Welche Traditionen gab es? Und auf was hat man sich als Kind am allermeisten gefreut? Bei Ross Antony waren es die gemeinsamen Ausflüge in den Wald, um dort Zapfen und Zweige für die Dekoration zu sammeln. Und, natürlich, war es das gemeinsame Backen der Plätzchen.
Die finden sich in dieser Rezeptsammlung als Pfeffernüsse, Cashew-krokant oder aber Rentier-shortbread wieder. Auch veganes Früchtebrot und britischen Stollen mit Cranberrys hat Antony in seine Sammlung aufgenommen. Und dann sind da noch einige Kuchenrezepte, die genauso gut auch an anderen Tagen schmecken, sowie weihnachtliche Drinks, die über den üblichen Punsch hinausgehen. Ach, wenn doch schon Advent wäre ...
> Ross Antony: Weihnachtsbacken mit Ross Antony, EMF, 176 S., 25 Euro.
Backen, wie es einst die Oma tat
Viele mögen sich noch erinnern, welche Plätzchen Oma einst zu Weihnachten gebacken hat. Rezepte von Seniorinnen und Senioren sind im Buch „Omas Weihnachtsbäckerei“zusammengefasst – verbunden mit herrlichen Geschichten, die die Rezeptgeber zu erzählen haben. Hinter dem Kochbuch steht ein spannendes Sozialprojekt aus Wien, das aus Generationencafés, einer Backakademie, einem Tortenversand und mehr besteht. Man bekommt direkt Lust, einmal hinzufahren und mit den Omas und Opas zu backen ...
> Omas Weihnachtsbäckerei, Riva, 128 S., 22 Euro.
Uralte Bräuche und Rezepte in einem Buch vereint
Es soll im Jahr 1519 oder 1520 gewesen sein. Die Gemeinde Stilfs in Südtirol klagte die Feldmäuse an, weil sie großen Schaden angerichtet hatten. Ein Schelm, wer bei diesem Prozess Betrug vermutet: Die Mäuse verloren. Ihre Strafe: Sie sollten die Felder verlassen. Diese und andere Geschichten werden im Buch „Weihnachten in den Alpen“von Herbert Taschler erzählt, alle Erzählungen haben mit besonderen Speisen
oder Traditionen zu tun. Es geht ums Schnapsbrennen und Brotbacken, um den Gang zur Christmette oder die Kunst, eine Prügeltorte zuzubereiten. Wer gerne in den Alpen unterwegs ist, wird beim Blättern in diesem Buch zahlreiche Rezepte finden, die er mit Wanderungen durch Südtirol oder Skitouren in Österreich oder der Schweiz in Verbindung bringt: Schüttelbrot, Schlutzkrapfen, Walliser Tomatenfondue... Alle Gerichte sind so beschrieben, dass sie selbst zu Hause nachgekocht werden könne. Dem Titel des Buches zum Trotz schmecken viele dieser Speisen natürlich auch außerhalb der staden Jahreszeit.
Eine wunderbare kulinarische Annäherung an den Alpenraum, die nicht nur Lust aufs Schlemmen macht, sondern auch aufs Reisen ...
> Herbert Taschler: Weihnachten in den Alpen. Christian-verlag, 192 S., 27,99 Euro.
Plätzchen mal klassisch, mal ausgefallen
Kommen wir zu den Plätzchen oder, wie der Schwabe sagt, den „Loible“. Beliebt sind die kleinen Süßigkeiten vor allem im Advent und gefühlt sammelt man im Lauf eines Lebens dutzende Rezepte – dabei essen die meisten doch am liebsten die gleichen Sorten. Dennoch kann es nicht schaden, jedes Jahr eine wegzulassen, um eine andere, neue hinzufügen zu können. Klassiker wie besondere Rezepte finden sich im Buch „Weihnachtsplätzchen“in der Emf-reihe Genussmomente. Vom Vanillekipferl über Kokosmakronen bis zu Lebkuchen reicht die Palette der Plätzchen, die in der Regel auf jeden Plätzchenteller gehören. Der Christstollen dagegen kommt hier in Sternchenform daher, und zwar ebenfalls als Plätzchen. Dazu gibt es das Grundrezept für Mürbeteig sowie Tipps für Abwandlungen. Ein Buch, mit dem man ohne kulinarische Langeweile durch die Adventszeit kommt.
> Genussmomente: Weihnachtsplätzchen. EMF, 64 S., 6,99 Euro.
Ein Festmenü ganz ohne Fleisch und Fisch
Die Gans mit Blaukraut und Knödeln, der Weihnachtskarpfen mit Gemüse oder die Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat– viele Rezepte-klassiker zu Weihnachten drehen sich um Fisch und Fleisch. Dabei möchten sich immer mehr Menschen auch an den Feiertagen bewusster und nachhaltiger ernähren. Im Buch „Veganes Fest“hat Marie Laforet deshalb festliche Menüs zusammengestellt, die komplett ohne tierische Produkte auskommen.
Die 40 Rezepte reichen von Vorspeisen über Hauptgerichte bis hin zu süßen Köstlichkeiten. Vor allem bei Kuchen und Desserts finden sich weihnachtliche Klassiker wie Marzipanstollen oder Pannacotta, nur, dass hier anstelle von Eiern, Sahne und Butter eben andere Zutaten verwendet werden. Auch ein kleines Kapitel über vegane Geschenke aus der Küche – Kräuterbutter, aromatisierte Salze oder Zucker mit Zimt und Vanille – gibt es.
Wer zum Hauptgericht gerne Filet Wellington serviert, könnte diesmal die vegane Variante wählen: Seitan-braten Wellington. Der Seitan wird aus Kichererbsenmehl, Weizengluten und anderen Zutaten selbst hergestellt, mit einer Pilzmischung umhüllt und dann in Blätterteig gerollt. Sieht genauso fein aus wie ein klassisches Filet Wellington – und schmeckt auch genauso gut.
> Marie Laforet: Veganes Fest. Hädecke, 80 Seiten, 14 Euro.
Besondere Menüs für besondere Menschen
Selten bleibt so viel Zeit für Familie und Freunde wie rund um Weihnachten und Silvester. Oft nutzt man eben diese freien Tage für ausgiebige Treffen und Schlemmereien. Die Zusammenstellung eines Menüs allerdings ist oft – ebenso wie die Zubereitung – purer Stress. Und genau dem will Katharina Küllmer mit ihrem Buch „Christmas Dinner“entgegenwirken.
Sie hat zwölf Menüs zusammengestellt, die relativ stressfrei zubereitet werden können und trotzdem besonders sind. Anleitungen gibt es für eine edle oder schnelle Folge an Gerichten, für Menüs, die den Fokus entweder auf Fleisch, Fisch oder vegetarische Zutaten legen, eine vegane Variante und eine für Groß und Klein. Auch für Fingerfood, Brunch oder verschiedene Silvester-angebote ist gesorgt. Manche Gerichte sind einfach, die Käseplatte mit Früchten und Crackern zum Beispiel. Für die Rindermedaillons auf Maronen-kartoffelpüree mit Wurzelgemüse und Krokant sollte man dagegen mehr Zeit einplanen. Damit man nicht ins Schleudern kommt, gibt es Tipps fürs Timing.
> Katharina Küllmer: Christmas-dinner. EMF, 200 S., 30 Euro.
Die Gold-edition zum Weihnachtsfest
Zu den Klassikern zählen die „Goldenen“von Gräfe und Unzer – und natürlich gibt es auch eines zu Weihnachten. Auch in diesem Werk finden sich Plätzchenrezepte und Weihnachtsmenüs, aber auch Rezepte für weihnachtliche Getränke wie Apfelpunsch oder Kaffeespezialitäten. An Weihnachten beliebt sind immer auch Geschenke aus der Küche. Auch hier liefert das Goldene viele Anregungen. Zusätzlich zu Rezepten gibt es Tipps zu weihnachtlichen Zutaten, erklärt wird auch, wie Lebkuchenhäuschen so gebaut werden, dass sie erst beim Naschen „einstürzen“.