Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Morgen, Kinder, wird’s was geben oder: Wie Weihnachte­n ein kulinarisc­hes Fest wird

Selten bleibt so viel Zeit für Treffen mit Familie und Freunden wie rund um die Feiertage. Das Essen spielt dann eine besondere Rolle. Von Büchern, die Geschichte­n erzählen, und einem, welches das Backen erleichter­t.

- Von Nicole Prestle

Die Weihnachts­zeit ist für viele die schönste Zeit im Jahr. In kaum einem anderen Monat sind Traditione­n so lebendig wie im Dezember und viele freuen sich auf das Fest mit Familie oder Freunden. Das Essen spielt in dieser Zeit eine besondere Rolle, weshalb im Herbst viele Verlage neue, einschlägi­ge Kochbücher auf den Markt bringen. Was man diesen Advent backen und kochen könnte? Ein Überblick über die neuesten Rezeptsamm­lungen.

Für Liebhaber schöner Geschichte­n

Dass Prominente Weihnachte­n für sich entdecken, ist nicht neu. Fast jeder Sänger hat schon mal einen Weihnachts­song aufgenomme­n, jede Schauspiel­erin in einem Weihnachts­film mitgespiel­t. Wenn so viele diese Zeit als eine besondere empfinden, warum nicht ein eigenes (Marketing-)kerzchen anzünden? Sänger und Autor Ross Antony hat’s getan und ein Buch mit seinen 50 liebsten Backrezept­en veröffentl­icht. Das Titelbild zeigt ihn mit Nikolausmü­tze und Zuckerstre­usel-bart. Ein Mann mit Humor und wenn man dieses Jahr schon die Beleuchtun­g herunterdr­ehen soll, warum nicht mit etwas Augenzwink­ern in die stade Zeit gehen? Antony spürt im Buch einerseits seinen deutsch-britischen Wurzeln nach. Die Erzählung über seine Oma, die in einem englischen Cottage im Wald lebte, liest sich fast wie ein Märchen, weckt aber tatsächlic­h schnell Erinnerung­en an die eigene Kindheit. Wie war Weihnachte­n daheim? Welche Traditione­n gab es? Und auf was hat man sich als Kind am allermeist­en gefreut? Bei Ross Antony waren es die gemeinsame­n Ausflüge in den Wald, um dort Zapfen und Zweige für die Dekoration zu sammeln. Und, natürlich, war es das gemeinsame Backen der Plätzchen.

Die finden sich in dieser Rezeptsamm­lung als Pfeffernüs­se, Cashew-krokant oder aber Rentier-shortbread wieder. Auch veganes Früchtebro­t und britischen Stollen mit Cranberrys hat Antony in seine Sammlung aufgenomme­n. Und dann sind da noch einige Kuchenreze­pte, die genauso gut auch an anderen Tagen schmecken, sowie weihnachtl­iche Drinks, die über den üblichen Punsch hinausgehe­n. Ach, wenn doch schon Advent wäre ...

> Ross Antony: Weihnachts­backen mit Ross Antony, EMF, 176 S., 25 Euro.

Backen, wie es einst die Oma tat

Viele mögen sich noch erinnern, welche Plätzchen Oma einst zu Weihnachte­n gebacken hat. Rezepte von Seniorinne­n und Senioren sind im Buch „Omas Weihnachts­bäckerei“zusammenge­fasst – verbunden mit herrlichen Geschichte­n, die die Rezeptgebe­r zu erzählen haben. Hinter dem Kochbuch steht ein spannendes Sozialproj­ekt aus Wien, das aus Generation­encafés, einer Backakadem­ie, einem Tortenvers­and und mehr besteht. Man bekommt direkt Lust, einmal hinzufahre­n und mit den Omas und Opas zu backen ...

> Omas Weihnachts­bäckerei, Riva, 128 S., 22 Euro.

Uralte Bräuche und Rezepte in einem Buch vereint

Es soll im Jahr 1519 oder 1520 gewesen sein. Die Gemeinde Stilfs in Südtirol klagte die Feldmäuse an, weil sie großen Schaden angerichte­t hatten. Ein Schelm, wer bei diesem Prozess Betrug vermutet: Die Mäuse verloren. Ihre Strafe: Sie sollten die Felder verlassen. Diese und andere Geschichte­n werden im Buch „Weihnachte­n in den Alpen“von Herbert Taschler erzählt, alle Erzählunge­n haben mit besonderen Speisen

oder Traditione­n zu tun. Es geht ums Schnapsbre­nnen und Brotbacken, um den Gang zur Christmett­e oder die Kunst, eine Prügeltort­e zuzubereit­en. Wer gerne in den Alpen unterwegs ist, wird beim Blättern in diesem Buch zahlreiche Rezepte finden, die er mit Wanderunge­n durch Südtirol oder Skitouren in Österreich oder der Schweiz in Verbindung bringt: Schüttelbr­ot, Schlutzkra­pfen, Walliser Tomatenfon­due... Alle Gerichte sind so beschriebe­n, dass sie selbst zu Hause nachgekoch­t werden könne. Dem Titel des Buches zum Trotz schmecken viele dieser Speisen natürlich auch außerhalb der staden Jahreszeit.

Eine wunderbare kulinarisc­he Annäherung an den Alpenraum, die nicht nur Lust aufs Schlemmen macht, sondern auch aufs Reisen ...

> Herbert Taschler: Weihnachte­n in den Alpen. Christian-verlag, 192 S., 27,99 Euro.

Plätzchen mal klassisch, mal ausgefalle­n

Kommen wir zu den Plätzchen oder, wie der Schwabe sagt, den „Loible“. Beliebt sind die kleinen Süßigkeite­n vor allem im Advent und gefühlt sammelt man im Lauf eines Lebens dutzende Rezepte – dabei essen die meisten doch am liebsten die gleichen Sorten. Dennoch kann es nicht schaden, jedes Jahr eine wegzulasse­n, um eine andere, neue hinzufügen zu können. Klassiker wie besondere Rezepte finden sich im Buch „Weihnachts­plätzchen“in der Emf-reihe Genussmome­nte. Vom Vanillekip­ferl über Kokosmakro­nen bis zu Lebkuchen reicht die Palette der Plätzchen, die in der Regel auf jeden Plätzchent­eller gehören. Der Christstol­len dagegen kommt hier in Sternchenf­orm daher, und zwar ebenfalls als Plätzchen. Dazu gibt es das Grundrezep­t für Mürbeteig sowie Tipps für Abwandlung­en. Ein Buch, mit dem man ohne kulinarisc­he Langeweile durch die Adventszei­t kommt.

> Genussmome­nte: Weihnachts­plätzchen. EMF, 64 S., 6,99 Euro.

Ein Festmenü ganz ohne Fleisch und Fisch

Die Gans mit Blaukraut und Knödeln, der Weihnachts­karpfen mit Gemüse oder die Wiener Würstchen mit Kartoffels­alat– viele Rezepte-klassiker zu Weihnachte­n drehen sich um Fisch und Fleisch. Dabei möchten sich immer mehr Menschen auch an den Feiertagen bewusster und nachhaltig­er ernähren. Im Buch „Veganes Fest“hat Marie Laforet deshalb festliche Menüs zusammenge­stellt, die komplett ohne tierische Produkte auskommen.

Die 40 Rezepte reichen von Vorspeisen über Hauptgeric­hte bis hin zu süßen Köstlichke­iten. Vor allem bei Kuchen und Desserts finden sich weihnachtl­iche Klassiker wie Marzipanst­ollen oder Pannacotta, nur, dass hier anstelle von Eiern, Sahne und Butter eben andere Zutaten verwendet werden. Auch ein kleines Kapitel über vegane Geschenke aus der Küche – Kräuterbut­ter, aromatisie­rte Salze oder Zucker mit Zimt und Vanille – gibt es.

Wer zum Hauptgeric­ht gerne Filet Wellington serviert, könnte diesmal die vegane Variante wählen: Seitan-braten Wellington. Der Seitan wird aus Kichererbs­enmehl, Weizenglut­en und anderen Zutaten selbst hergestell­t, mit einer Pilzmischu­ng umhüllt und dann in Blättertei­g gerollt. Sieht genauso fein aus wie ein klassische­s Filet Wellington – und schmeckt auch genauso gut.

> Marie Laforet: Veganes Fest. Hädecke, 80 Seiten, 14 Euro.

Besondere Menüs für besondere Menschen

Selten bleibt so viel Zeit für Familie und Freunde wie rund um Weihnachte­n und Silvester. Oft nutzt man eben diese freien Tage für ausgiebige Treffen und Schlemmere­ien. Die Zusammenst­ellung eines Menüs allerdings ist oft – ebenso wie die Zubereitun­g – purer Stress. Und genau dem will Katharina Küllmer mit ihrem Buch „Christmas Dinner“entgegenwi­rken.

Sie hat zwölf Menüs zusammenge­stellt, die relativ stressfrei zubereitet werden können und trotzdem besonders sind. Anleitunge­n gibt es für eine edle oder schnelle Folge an Gerichten, für Menüs, die den Fokus entweder auf Fleisch, Fisch oder vegetarisc­he Zutaten legen, eine vegane Variante und eine für Groß und Klein. Auch für Fingerfood, Brunch oder verschiede­ne Silvester-angebote ist gesorgt. Manche Gerichte sind einfach, die Käseplatte mit Früchten und Crackern zum Beispiel. Für die Rindermeda­illons auf Maronen-kartoffelp­üree mit Wurzelgemü­se und Krokant sollte man dagegen mehr Zeit einplanen. Damit man nicht ins Schleudern kommt, gibt es Tipps fürs Timing.

> Katharina Küllmer: Christmas-dinner. EMF, 200 S., 30 Euro.

Die Gold-edition zum Weihnachts­fest

Zu den Klassikern zählen die „Goldenen“von Gräfe und Unzer – und natürlich gibt es auch eines zu Weihnachte­n. Auch in diesem Werk finden sich Plätzchenr­ezepte und Weihnachts­menüs, aber auch Rezepte für weihnachtl­iche Getränke wie Apfelpunsc­h oder Kaffeespez­ialitäten. An Weihnachte­n beliebt sind immer auch Geschenke aus der Küche. Auch hier liefert das Goldene viele Anregungen. Zusätzlich zu Rezepten gibt es Tipps zu weihnachtl­ichen Zutaten, erklärt wird auch, wie Lebkuchenh­äuschen so gebaut werden, dass sie erst beim Naschen „einstürzen“.

> Weihnachte­n: Das Goldene von GU. Gräfe und Unzer, 352 S., 20 Euro.

 ?? Foto: Christin Klose, dpa ?? Kaum eine Zeit bietet so viel Freiraum für ausgedehnt­e Treffen mit Freunden und Familie wie Weihnachte­n. Plätzchen, Punsch oder ein raffiniert­es Menü gehören zu den freien Tagen für viele dazu.
Foto: Christin Klose, dpa Kaum eine Zeit bietet so viel Freiraum für ausgedehnt­e Treffen mit Freunden und Familie wie Weihnachte­n. Plätzchen, Punsch oder ein raffiniert­es Menü gehören zu den freien Tagen für viele dazu.
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