Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Als Kirchenöffnerin ist sie für Gläubige und Neugierige da
Gabriele Doyuran ermöglicht mit ihrem Einsatz durchgehende Öffnungszeiten in St. Anna. Um dieses Angebot aufrechtzuerhalten, sucht die Pfarrei weitere Freiwillige.
Neben dem Dom und der Basilika St. Ulrich und Afra zählt die evangelische Kirche St. Anna zu den meistbesuchten Kirchen in Augsburg. Ein Grund für die Beliebtheit dürfte ihre Rolle in der Geschichte der Reformation sein. Martin Luther wohnte hier während seiner Verhöre durch den päpstlichen Gesandten Cajetan. Wegen des großen öffentlichen Interesses soll St. Anna täglich von 10 bis 17 beziehungsweise 18 Uhr geöffnet und unter Aufsicht sein. Das stellt die Gemeinde vor Probleme.
Die Stunden am Vormittag und am Nachmittag werden laut Pfarrer Thomas Hegner von den Mesnerinnen und Mesnern abgedeckt, in der Zeit zwischen 12.30 und 15 Uhr halten dort jedoch Ehrenamtliche die Stellung. Der Pfarrer blickt mit Sorge auf die kommenden Monate, denn „uns gehen altersund gesundheitsbedingt die sogenannten Kirchenöffner aus“. Damit seien die bestehenden Öffnungszeiten in Gefahr.
Um kürzere Besuchszeiten zu vermeiden, sucht die evangelische Gemeinde weitere Ehrenamtliche, die zwei bis drei Mal im Monat mit Ausnahme des Sonntags schwerpunktmäßig die Mittagsstunden in St. Anna verbringen wollen. Ums Türaufsperren geht es dabei tatsächlich nur ausnahmsweise an den Tagen, an denen keine hauptamtlichen Mesner vor Ort sind. Gabriele Doyuran ist eine der Freiwilligen.
Seit rund drei Jahren heftet sich die Rentnerin regelmäßig das Schild mit der Beschriftung „Kirchenöffnerin“an die Jacke, setzt sich meist auf eine Bank in der Kirche, wo sie einen guten Überblick nach allen Seiten hat: „Ich schaue, wer alles da ist, wo sich die Leute aufhalten und was sie so machen“, erzählt sie. Manche kämen zum Beten, andere zum Kucken. Und manchmal müsse sie auch eine Jugendgruppe einbremsen, die „ausprobiert, wie die Akustik in der Kirche funktioniert“.
Neben der Rolle der „Aufpasserin“versuche sie, die Fragen der Besucherinnen und Besucher zu beantworten. „Auch wenn ich nicht zu den eigentlichen Kirchenführern gehöre, so habe ich mir doch ein Grundlagenwissen angeeignet.“Außerdem interessiere sie sich für Geschichte und unterhalte sich gerne mit Menschen, sagt Doyuran. „Man sollte die Kirche mögen und sich nicht vor Leuten fürchten“, formuliert Pfarrer Hegner das Anforderungsprofil für die Ehrenamtlichen. Fremdsprachenkenntnisse (neben Englisch vor allem Italienisch und Spanisch) seien von Vorteil, aber kein Muss. Auch die Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche sei nicht Voraussetzung. Thomas Hegner hofft, dass sich der Kreis der Kirchenöffnerinnen und -öffner erweitert um Menschen, die sich wie Gabriele Doyuran jedes Mal beim Betreten von St. Anna auf die nächsten Stunden freuen. „Ich kann hier immer wieder etwas Neues entdecken, die Kirche erzählt immer wieder neu.“
Wer sich für die rein ehrenamtliche Aufgabe interessiert, kann sich telefonisch unter 0821/450175100 oder per E-mail unter pfarramt@st-anna-augsburg.de melden. Für die Neuen soll es einen Einführungstermin geben.