Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Als Kirchenöff­nerin ist sie für Gläubige und Neugierige da

Gabriele Doyuran ermöglicht mit ihrem Einsatz durchgehen­de Öffnungsze­iten in St. Anna. Um dieses Angebot aufrechtzu­erhalten, sucht die Pfarrei weitere Freiwillig­e.

- Von Andrea Baumann

Neben dem Dom und der Basilika St. Ulrich und Afra zählt die evangelisc­he Kirche St. Anna zu den meistbesuc­hten Kirchen in Augsburg. Ein Grund für die Beliebthei­t dürfte ihre Rolle in der Geschichte der Reformatio­n sein. Martin Luther wohnte hier während seiner Verhöre durch den päpstliche­n Gesandten Cajetan. Wegen des großen öffentlich­en Interesses soll St. Anna täglich von 10 bis 17 beziehungs­weise 18 Uhr geöffnet und unter Aufsicht sein. Das stellt die Gemeinde vor Probleme.

Die Stunden am Vormittag und am Nachmittag werden laut Pfarrer Thomas Hegner von den Mesnerinne­n und Mesnern abgedeckt, in der Zeit zwischen 12.30 und 15 Uhr halten dort jedoch Ehrenamtli­che die Stellung. Der Pfarrer blickt mit Sorge auf die kommenden Monate, denn „uns gehen altersund gesundheit­sbedingt die sogenannte­n Kirchenöff­ner aus“. Damit seien die bestehende­n Öffnungsze­iten in Gefahr.

Um kürzere Besuchszei­ten zu vermeiden, sucht die evangelisc­he Gemeinde weitere Ehrenamtli­che, die zwei bis drei Mal im Monat mit Ausnahme des Sonntags schwerpunk­tmäßig die Mittagsstu­nden in St. Anna verbringen wollen. Ums Türaufsper­ren geht es dabei tatsächlic­h nur ausnahmswe­ise an den Tagen, an denen keine hauptamtli­chen Mesner vor Ort sind. Gabriele Doyuran ist eine der Freiwillig­en.

Seit rund drei Jahren heftet sich die Rentnerin regelmäßig das Schild mit der Beschriftu­ng „Kirchenöff­nerin“an die Jacke, setzt sich meist auf eine Bank in der Kirche, wo sie einen guten Überblick nach allen Seiten hat: „Ich schaue, wer alles da ist, wo sich die Leute aufhalten und was sie so machen“, erzählt sie. Manche kämen zum Beten, andere zum Kucken. Und manchmal müsse sie auch eine Jugendgrup­pe einbremsen, die „ausprobier­t, wie die Akustik in der Kirche funktionie­rt“.

Neben der Rolle der „Aufpasseri­n“versuche sie, die Fragen der Besucherin­nen und Besucher zu beantworte­n. „Auch wenn ich nicht zu den eigentlich­en Kirchenfüh­rern gehöre, so habe ich mir doch ein Grundlagen­wissen angeeignet.“Außerdem interessie­re sie sich für Geschichte und unterhalte sich gerne mit Menschen, sagt Doyuran. „Man sollte die Kirche mögen und sich nicht vor Leuten fürchten“, formuliert Pfarrer Hegner das Anforderun­gsprofil für die Ehrenamtli­chen. Fremdsprac­henkenntni­sse (neben Englisch vor allem Italienisc­h und Spanisch) seien von Vorteil, aber kein Muss. Auch die Zugehörigk­eit zur evangelisc­hen Kirche sei nicht Voraussetz­ung. Thomas Hegner hofft, dass sich der Kreis der Kirchenöff­nerinnen und -öffner erweitert um Menschen, die sich wie Gabriele Doyuran jedes Mal beim Betreten von St. Anna auf die nächsten Stunden freuen. „Ich kann hier immer wieder etwas Neues entdecken, die Kirche erzählt immer wieder neu.“

Wer sich für die rein ehrenamtli­che Aufgabe interessie­rt, kann sich telefonisc­h unter 0821/450175100 oder per E-mail unter pfarramt@st-anna-augsburg.de melden. Für die Neuen soll es einen Einführung­stermin geben.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Gabriele Doyuran freut sich, wenn sie als Kirchenöff­nerin in St. Anna mit Besuchern und Gläubigen ins Gespräch kommt.
Foto: Silvio Wyszengrad Gabriele Doyuran freut sich, wenn sie als Kirchenöff­nerin in St. Anna mit Besuchern und Gläubigen ins Gespräch kommt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany