Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf dem Irrweg

Warum ein Schild in Wales auf einen Flughafen hinweist, den es gar nicht gibt.

- Von Stefanie Wirsching

Ein Straßensch­ild dient meist dazu, einen dorthin zu führen, wo man auch hinwill und nicht in die Irre. Für die Irre ist das bitter: Weil auch kaum einer nach ihr sucht, wird sie meist nur zufällig gefunden.

Wie schön also ist doch diese Geschichte: In Wales führt seit mehr als 20 Jahren ein offizielle­s Schild zum „Llandegley Internatio­nal, Terminal 1 und 3“. Wer dem Hinweis an der A44 folgt, landet auf einem Feld außerhalb der Ortschaft Llandegley – in der allerschön­sten walisische­n Irre. Nämlich an Terminal 2, nein, Spaß! Einen Flughafen gibt es da jedenfalls nicht. Das Dorf ist im Übrigen so klein, dass es Piloten beim Überfliege­n vermutlich nicht mal bemerken.

Ähnlich verhielt es sich früher offenbar auch mit den Touristen, die nach Llandegley so wenig wollten wie in die Irre, stattdesse­n brav den Schildern nach Cardiff oder Wrexham folgten. Dann aber hatte der Landwirt Nicholas Whitehead die Idee mit dem Schild, ein Spaß unter Freunden. „Es hat geholfen, Llandegley auf die Landkarte zu setzen“, sagt Whitehead. Allein wegen dieses Schildes seien Urlauber in die Gegend gekommen.

Weil man sich aber um Schilder, auch wenn sie die Irre führen, kümmern muss, will Whitehead die Verantwort­ung nun abgeben. Er hofft, dass der Denkmalsch­utz das Schild übernimmt. Es sei schließlic­h „zum Teil des walisische­n Erbes geworden.“Beschwerde­n gab es offenbar nie. „Viele Leute lieben es, manche Leute verstehen es vielleicht nicht. Aber soweit ich weiß, war nie jemand sauer oder wütend darüber“, sagt Whitehead. Schließlic­h ist es auch so: Die Irre kann überrasche­nd schön sein, wenn man sie denn mal findet.

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Foto: H. Albert, dpa Nicht jedes Flughafens­child führt zu einem Flughafen.

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