Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Macht die Stadt genug, um ihre Kanäle sauber zu halten?
Zwei Fischereivereine schlagen Alarm, weil zu viel Müll in den Kanälen landet. Was sie am meisten ärgert.
Die Stadt Augsburg tue zu wenig für die Sauberkeit der Stadtkanäle – dieser Meinung sind der 1. Augsburger Angler-club und der Fischereiverein Augsburg. Die Fischer hatten im April einen Brandbrief an Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) und die Stadt geschickt, in dem sie Vorschläge für einen besseren Schutz der Kanäle machten. Nachdem sie zunächst monatelang nichts gehört hatten, sind sie von der Antwort von Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) enttäuscht, sagt der Vorsitzende des Angler-clubs, Michael Staricha. Die Vereine fühlten sich abgebügelt und nicht ernst genommen. Von einer von Erben versprochenen Säuberung der Kanäle habe man auch beim Kanalablass im Oktober nichts gesehen.
Seit vier Jahren hat der Anglerclub große Teile des Lechkanals gepachtet. Die stark zunehmende Verschmutzung mit Kunststoffen, Metallen, Glas und anderem Unrat im Stadtgebiet mache den Fischern große Sorge, so Staricha. Schließlich stehe im Fokus der Fischer die nachhaltige Hege und Pflege der Fischbestände und Gewässer samt ihrer umliegenden Flora und Fauna. Genau diese Bedenken habe man auch an OB Weber geschrieben. „Wir haben unsere Hilfe angeboten, den Lechkanal mit unseren Mitgliedern beim Ablass zu reinigen und auszuräumen!“, so Staricha. Außerdem forderten die Fischer, mehr für die Sensibilisierung der Bevölkerung zu tun, damit der Müll erst gar nicht im Wasser landet.
Nachdem sich die Stadt mehrere Monate mit der Antwort Zeit gelassen hatte, empfindet Staricha die Ausführungen von Umweltreferent Erben, die im August kamen, als Hohn. Die Sorgen der Fischer seien mit Verweis auf Projekte wie „Sauber ist in“, das „Ökoschulprogramm“und das Programm „Plastikfreie Schule“vom
Tisch gewischt worden. Aber am meisten ärgert Staricha die Aussage des Referenten, die Stadt halte die Kanäle sauber. „Er braucht mir nicht erzählen, dass jedes Jahr die Kanäle gereinigt werden“, sagt der Fischer. In den Kanälen, die die Fischer gepachtet haben, sei jedenfalls seit Jahren niemand gewesen.
Er verweist auf das Jahr 2021, an dem der Angler-club beim Ablass im Oktober erstmals mit 37 Mitgliedern durch den Teil der Lechkanäle gelaufen ist, in dem sie auch fischen. „Wir haben alleine über 2000 Bierflaschen rausgeholt, die waren teilweise uralt“, berichtet er. Für den Berg an Müll, den die Fischer dabei aus dem abgelassenen Lechkanal zwischen Hochablass und Wolfzahnau holten, reichte ein Lkw nicht aus. „Wir werden wohl im nächsten Jahr auch durch die Kanäle laufen, an denen wir nicht fischen – ich bin schon sehr gespannt, was da zutage kommt“, sagt der Vereinsvorsitzende. Dieses Jahr sei man beim Ablass bewusst nicht unterwegs gewesen, um zu sehen, welche Anstrengung die Stadt bei der Reinigung an den Tag legt.
Vom Tiefbauamt heißt es auf Anfrage, es werde keine Bilanz über das Räumgut bei den Bachablässen geführt. Vorrangiger Zweck der Ablässe seien Baumaßnahmen und Unterhaltsarbeiten. Die Mengen an Unrat, der zur Sicherstellung des gefahrlosen Wasserabflusses entnommen werden müsse, sei in den vergangenen Jahren in etwa gleich geblieben. Es sei hauptsächlich Strauchschnitt entnommen worden, welcher den Wasserabfluss an Teilungsbauwerken und Brückenpfeilern behindere. Dazu seien je nach Bedarf in etwa fünf Mitarbeiter unterwegs, so die Stadt.*