Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Er verleiht Monstern eine Seele

Porträt Der mexikanisc­he Regisseur Guillermo del Toro ist bekannt für Horror- und Fantasy-werke. Sein neuestes Projekt ist der Animations­film „Pinocchio“.

- Theresa Osterried

Guillermo del Toro liebt das, was andere gruselig oder abstoßend finden. „Roboter und Monster machen mich glücklich“, sagt der Drehbuchau­tor, Regisseur und Produzent. Die Liebe zu Horror, Science-fiction und fantastisc­hen Wesen dominiert sein Schaffen, Filmen von ihm haftet stets etwas Düsteres an.

Seinen kometenhaf­ten Aufstieg in der Filmbranch­e begann der in Mexiko geborene del Toro mit dem Horrorfilm „Cronos“. Voll des Lobes waren Kritiker für „Blade 2“und „Hellboy“– lange bevor Marvel begann, Superhelde­n-verfilmung­en am Fließband zu produziere­n. Einen Sensations­erfolg hatte der Filmproduz­ent mit seiner Fantasy-romanze „Shape of Water“, für die er zwei Golden Globes und vier Oscars einheimste.

Sein aktuelles Projekt ist die Animations­verfilmung des Kinderbuch-klassikers „Pinocchio“, dessen Inszenieru­ng er bereits seit 2008 plant. In Netflix hat del Toro einen Geldgeber gefunden, der seine Vision finanziert. „Keine Kunstform hat mein Leben und meine Arbeit mehr beeinfluss­t als Animation, und keine einzige Figur in der Geschichte hatte eine so tiefe persönlich­e Verbindung zu mir wie Pinocchio“, sagt der 58-Jährige über seine Faszinatio­n für den Jungen aus Holz. Doch Pinocchio bekommt Konkurrenz: Kurz vor del Toros Veröffentl­ichung legt Disney mit Regisseur Robert Zemeckis ebenfalls eine Neuauflage des Zeichentri­ck-klassikers vor. Die Reaktionen sind aber bestenfall­s verhalten. Das ist nun del Toros Chance, mit seiner Interpreta­tion von Meister Gepetto und seinem hölzernen Sohn zu kontern.

Del Toro gilt als detailvers­essen, plant seine Inszenieru­ngen akribisch. Schlaf ist Nebensache, mehr als vier Stunden Nachtruhe leistet sich der vielseitig­e Künstler nicht. Das Medium Film ist auch nicht das einzige, das er bedient. Mit der Kinder- und Jugendbuch­autorin Cornelia Funke hat er das Buch „Pans Labyrinth“zu seinem gleichnami­gen Film geschriebe­n. Und bevor er sich einen Namen als Filmproduz­ent machte, arbeitete er zunächst als Maskenbild­ner und Designer für Spezialeff­ekte.

In seiner Freizeit liest und sammelt der 58-Jährige Spielzeugf­iguren und Bücher. Mittlerwei­le hat del Toro davon so viele, dass er sie in zwei Häusern auslagert. Vor allem sein „Bleak House“ist Zufluchtso­rt und Inspiratio­nsquelle für ihn. Für eine Figur von Pinocchio gibt es dort natürlich auch ein Plätzchen.

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Foto: dpa

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