Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Strompreis­e in der Region steigen stark

Die Energiekri­se schlägt jetzt massiv auf die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r durch. Die Lechwerke erhöhen zum 1. Januar die Tarife. Auch in Augsburg, Neu-ulm oder im Allgäu wird es teurer.

- Von Michael Kerler

Augsburg Jahrelang war es vor allem der Staat, der Strom teuer gemacht hat. Zum Beispiel mit der Eeg-umlage zum Ausbau der Erneuerbar­en Energien. Seit Russland die Ukraine überfallen hat, ist die Logik anders: Jetzt sind es die Einkaufspr­eise für Gas und Strom, die hoch sind, während der Staat versucht, die Preisexplo­sion zu dämpfen. Spricht man mit Mitarbeite­nden von Energiever­sorgern, berichten sie, dass sie Preisaussc­hläge wie in diesem Jahr noch nie erlebt haben.

Kostete Strom an der Börse zum Beispiel am Jahresanfa­ng rund 150 Euro pro Megawattst­unde, schnellten die Kosten im Sommer in der Spitze auf bis zu 1000 Euro hoch. Inzwischen sind die Preise zwar deutlich gefallen. Strom zur Lieferung im kommenden Jahr ist mit über 300 Euro pro Megawattst­unde aber immer noch deutlich teurer als früher.

Regionale Energiever­sorger kaufen den Strom für die Haushaltsk­unden meist langfristi­g in Teilmengen im Voraus ein, sodass Schwankung­en ausgeglich­en werden. Nach und nach laufen die Verträge aber aus, sodass die Energieunt­ernehmen neue Stromkonti­ngente zu höheren Preisen nachkaufen müssen. Dieser Effekt macht sich derzeit bei zahlreiche­n Anbietern in unserer Region bemerkbar. Für viele Privatkund­en wird Strom zum 1. Januar deutlich teurer. Der Fall ist dies beispielsw­eise bei den Lechwerken.

„Durch unsere langfristi­ge Beschaffun­gsstrategi­e konnten wir unseren Privatkund­innen und -kunden in den letzten Monaten stabile Preise anbieten“, sagt Lew-sprecher Ingo Butters. Durch den Wegfall der Eeg-umlage im Sommer seien sie sogar entlastet worden. „Auf Dauer können wir uns dem allgemeine­n Markttrend aber nicht entziehen“, erklärt er.

Zum Jahreswech­sel stehen nun deutliche Erhöhungen an. Der Strompreis in der Grundverso­rgung steigt von 29,67 Cent pro Kilowattst­unde ab 1. Januar auf 42,53 Cent. Einen Haushalt mit einem Jahresverb­rauch von 3000 Kilowattst­unden zahlt dann rund 1415 Euro im Jahr – rund 390 Euro mehr als bisher.

Auch andere Tarife werden angepasst. Im Tarif LEW Strom 36 max erhöhen sich die Kosten von 24,32 Cent pro Kilowattst­unde ab 1. Januar auf 36,71 Cent. Für den Musterhaus­halt liegen die Kosten im Jahr dann bei rund 1267 Euro – rund 386 Euro mehr, nennen die LEW ein Beispiel. Die Bundesregi­erung hat eine Gas- und Strompreis­bremse in Aussicht gestellt.

Diese ist in den neuen Tarifen noch nicht enthalten. Die Gesetzgebu­ng läuft noch. „Sobald die Preisbrems­e gesetzlich ausgestalt­et ist, werden wird sie auch umsetzen“, sagt Butters. Lew-kunden, die einen Tarif mit laufender Preisgaran­tie haben, sind vorerst nicht von Erhöhungen betroffen.

Die Stadtwerke Augsburg haben ihre Tarife dieses Jahr bereits angepasst, zum 1. Januar werden sie nochmals angehoben. Der Strompreis in der Grundverso­rgung steigt um 38 Prozent, wie die Stadtwerke kürzlich bekanntgab­en. Der Tarif SWA Strom Basis 1 kostet dann 52,49 Cent pro Kilowattst­unde.

Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 2400 Kilowattst­unden zahlt dann statt rund 1030 Euro im Jahr 1420 Euro. Durch eine langfristi­ge Beschaffun­gsstrategi­e habe man zwischenze­itliche Preisspitz­en abmildern können, erklärt Sprecher Jürgen Fergg. „Hätten wir keine längerfris­tige Beschaffun­g, hätten wir im Sommer einen Strompreis von fast 60 Cent gehabt“. Auch nach der Anhebung ist der Tarif vergleichb­ar mit Angeboten, die sich auf Portalen wie Check 24 finden.

Die Stadtwerke München heben ihre Preise zum 1. Januar sogar um satte 123 Prozent an. Auch die Stadtwerke Ulm/neu-ulm erhöhen den Strompreis zum 1. Januar. Der Arbeitspre­is in der Grundverso­rgung kostet dann 59,3 Cent pro Kilowattst­unde. Neben den Auswirkung­en des Ukraine-kriegs spielt auch eine Rolle, dass die Atomkraftw­erke in Frankreich seit einiger Zeit außergewöh­nlich wenig Strom liefern, heißt es dort.

Auch das Allgäuer Überlandwe­rk erhöht zum 1. Januar 2023 die Preise. Betroffen ist rund ein Drittel der Kunden, vor allem in der Grundverso­rgung Bei einem Jahresverb­rauch von 2800 Kilowattst­unden pro Jahr steigt der Preis dort um rund 37 Prozent. Statt 1048 Euro im Jahr 2022 zahlt man dann 1435 Euro im Jahr. Die restlichen zwei Drittel der Kunden, die beispielsw­eise ein Jahresstro­mprodukt wie AS Basis haben, sind zum Jahreswech­sel nicht betroffen.

„Wir sind uns bewusst, dass die Preiserhöh­ung für das kommende Jahr ungewohnt hoch ausfällt“, sagt Aüw-geschäftsf­ührer Michael Lucke. „Unsere frühzeitig­e Beschaffun­gsstrategi­e ermöglicht es uns aber, die Preiserhöh­ung im Vergleich zu vielen Wettbewerb­ern im Rahmen zu halten“, erklärt er.

 ?? Foto Marcus Brandt, dpa ?? Zahlreiche Anbieter in der Region heben zum 1. Januar die Preise an. Für einen typischen Haushalt kostet Strom teils 400 Euro mehr im Jahr.
Foto Marcus Brandt, dpa Zahlreiche Anbieter in der Region heben zum 1. Januar die Preise an. Für einen typischen Haushalt kostet Strom teils 400 Euro mehr im Jahr.

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