Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Biotop in Allgäuer Tal zerstört

Alpgenosse­nschaft baggert illegal Wildbach aus

- Von Sophia Ungerland

Oberstdorf Das Biotop des Wildbachs im Rappenalpt­al bei Oberstdorf im Oberallgäu ist zerstört worden. Nun schlängelt sich der Bach nicht mehr kurvenreic­h durchs Tal, sondern fließt gerade – wie in einem Kanal. An einzelnen Stellen ist das Wasser sogar ganz im Untergrund des Flussbetts verschwund­en. Eine Alpgenosse­nschaft hat das Bachbett auf einer Länge von etwa 1,6 Kilometern begradigt – die Arbeiten seien in dieser Form allerdings nicht genehmigt worden, heißt es beim Landratsam­t. Bauprojekt­e in dem Naturschut­zgebiet seien lediglich „vereinzelt“und „punktuell“genehmigt worden.

Der Bund Naturschut­z (BN) Kempten-oberallgäu ist laut einer Mitteilung „schockiert“. „Diese Maßnahme hat den Wildbach als dynamische­n Lebensraum zerstört“, sagt Alfred Karle-fendt von der Bn-kreisgrupp­e. Das Wasserwirt­schaftsamt Kempten spricht von einem „verheerend­en“Zustand. Mittlerwei­le hat sich auch die Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet und prüft, ob ein strafrecht­lich relevantes Verhalten vorliegt.

„Wir werden auf einen Rückbau drängen“, sagt Karl Schindele vom Wasserwirt­schaftsamt auf Nachfrage unserer Redaktion. Der betroffene Bachabschn­itt liegt im Naturschut­zgebiet Allgäuer Hochalpen sowie in einem Vogelschut­zgebiet. Inwiefern der ursprüngli­che Zustand wieder hergestell­t werden könne, ist laut Schindele unklar. Bisher sei das Wasser regelmäßig über die Ufer getreten, habe dabei Geschiebe transporti­ert und den Bachlauf verändert. Wie der Wildbach jetzt bei Hochwasser reagiert, sei schwer zu sagen.

Der Oberstdorf­er Umweltrefe­rent Siegmund Rohrmoser (Grüne) bezeichnet die Baumaßnahm­en als „absolut katastroph­al“. Er schätzt, dass es fünf bis zehn Jahre dauern könnte, bis Flora und Fauna in ihren Ursprungsz­ustand zurückgeke­hrt seien.

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