Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Biotop in Allgäuer Tal zerstört
Alpgenossenschaft baggert illegal Wildbach aus
Oberstdorf Das Biotop des Wildbachs im Rappenalptal bei Oberstdorf im Oberallgäu ist zerstört worden. Nun schlängelt sich der Bach nicht mehr kurvenreich durchs Tal, sondern fließt gerade – wie in einem Kanal. An einzelnen Stellen ist das Wasser sogar ganz im Untergrund des Flussbetts verschwunden. Eine Alpgenossenschaft hat das Bachbett auf einer Länge von etwa 1,6 Kilometern begradigt – die Arbeiten seien in dieser Form allerdings nicht genehmigt worden, heißt es beim Landratsamt. Bauprojekte in dem Naturschutzgebiet seien lediglich „vereinzelt“und „punktuell“genehmigt worden.
Der Bund Naturschutz (BN) Kempten-oberallgäu ist laut einer Mitteilung „schockiert“. „Diese Maßnahme hat den Wildbach als dynamischen Lebensraum zerstört“, sagt Alfred Karle-fendt von der Bn-kreisgruppe. Das Wasserwirtschaftsamt Kempten spricht von einem „verheerenden“Zustand. Mittlerweile hat sich auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und prüft, ob ein strafrechtlich relevantes Verhalten vorliegt.
„Wir werden auf einen Rückbau drängen“, sagt Karl Schindele vom Wasserwirtschaftsamt auf Nachfrage unserer Redaktion. Der betroffene Bachabschnitt liegt im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen sowie in einem Vogelschutzgebiet. Inwiefern der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden könne, ist laut Schindele unklar. Bisher sei das Wasser regelmäßig über die Ufer getreten, habe dabei Geschiebe transportiert und den Bachlauf verändert. Wie der Wildbach jetzt bei Hochwasser reagiert, sei schwer zu sagen.
Der Oberstdorfer Umweltreferent Siegmund Rohrmoser (Grüne) bezeichnet die Baumaßnahmen als „absolut katastrophal“. Er schätzt, dass es fünf bis zehn Jahre dauern könnte, bis Flora und Fauna in ihren Ursprungszustand zurückgekehrt seien.