Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Baukrise setzt Baugemeinschaften im Sheridan-areal zu
Geplant sind insbesondere Mehrfamilienhäuser mit neuen Wohnideen, doch die aktuelle Teuerung wird auch hier zum Problem.
Die geplanten Mehrfamilienhäuser am westlichen Rand des Sheridan-areals sollen einen Ausblick darauf geben, wie Wohnungsbau in Augsburg auch aussehen könnte: Die Stadt hat wie berichtet vier Grundstücke an Baugemeinschaften vergeben, die sich dort mit Konzepten bewerben mussten – die Ideen reichen bei den Projekten von Mobilitätsangeboten für Bewohnerinnen und Bewohner über große Gemeinschaftsräume mit Sauna oder Pizzaofen bis hin zur Nachbarschaftsbücherei. Im Mittelpunkt steht die Gemeinschaft: Dafür vergab die Stadt die Grundstücke nicht nach dem höchsten Gebot für das Grundstück, sondern nach dem besten Konzept. Doch angesichts der steigenden Kreditzinsen und der Baupreise bekommen die Hausbauer in spe Probleme – sie hoffen nun auf Gespräche mit der Stadt. Insgesamt geht es um bis zu 500 Wohnungen, die dort in einem für Augsburg neuen Schritt entstehen könnten.
Der Kauf der Grundstücke soll im kommenden Frühjahr über die Bühne gehen, Ende dieses Jahres wären noch Notartermine fällig. Zuletzt gab es einen Brief der beiden Genossenschaften Wogenau (Augsburg) und Wagnis (München) stellvertretend für alle vier Baugemeinschaften an die Stadt. Die Bitte: Die Stadt möge sich Gedanken darüber machen, ob man den Baugemeinschaften auf irgendeine Weise entgegenkommen könne. Denn die aktuellen Rahmenbedingungen – gestiegene Baupreise, steigende Kreditzinsen und unklare Förderszenarien im Bereich des energieeffizienten Bauens – seien für die Baugemeinschaften, teils nur ein Zusammenschluss von mehreren Privatleuten, teils größere Genossenschaften, zu schwierig.
Wie berichtet ist der privatwirtschaftliche Wohnungsbau in Augsburg aktuell quasi zum Erliegen gekommen, auch die städtische Wohnbaugruppe tritt bei Neubauprojekten inzwischen auf die Bremse. Klar sei aber auch, so die Baugemeinschaften, dass gerade in Krisenzeiten der Wohnungsbau mit sozialer Komponente nicht vernachlässigt werden dürfe. Speziell jetzt sei es sinnvoll, Wohn- und Lebensmodelle zu fördern, die auf Teilen und die Reduktion der individuellen Fläche setzen. Angesichts der aktuellen Lage wäre manche Baugemeinschaft wohl gezwungen, ihre Planungen etwas abzuspecken, etwa auf Kosten des ökologischen Standards. Maurice Attenberger von der Münchner Genossenschaft Wagnis sagt, man wolle „mit der Stadt Augsburg im Dialog erörtern, wie wir es gemeinsam schaffen können, ein nachhaltiges gemeinschaftliches Wohnprojekt, das für das ganze Viertel Leuchtturmcharakter haben könnte, umzusetzen“. In München legte die Stadt zuletzt ein Hilfsprogramm für Genossenschaften auf, um den Wohnungsbau zu stützen. In Augsburg kämen auch Modelle wie eine vorübergehende Stundung der Grundstückspreise in Frage, hofft Hilde Strobl von der Wogenau.
Zuletzt nahmen sich die Grünen im Stadtrat des Themas an. Sie wollen geprüft haben, ob statt eines Kaufs auch ein Erwerb über Erbpacht denkbar wäre oder ob die Stadt den Baugemeinschaften beim Grundstückspreis entgegenkommen könnte. Auch die Frage eines zinsgünstigen Darlehens soll geprüft werden.