Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Baukrise setzt Baugemeins­chaften im Sheridan-areal zu

Geplant sind insbesonde­re Mehrfamili­enhäuser mit neuen Wohnideen, doch die aktuelle Teuerung wird auch hier zum Problem.

- Von Stefan Krog

Die geplanten Mehrfamili­enhäuser am westlichen Rand des Sheridan-areals sollen einen Ausblick darauf geben, wie Wohnungsba­u in Augsburg auch aussehen könnte: Die Stadt hat wie berichtet vier Grundstück­e an Baugemeins­chaften vergeben, die sich dort mit Konzepten bewerben mussten – die Ideen reichen bei den Projekten von Mobilitäts­angeboten für Bewohnerin­nen und Bewohner über große Gemeinscha­ftsräume mit Sauna oder Pizzaofen bis hin zur Nachbarsch­aftsbücher­ei. Im Mittelpunk­t steht die Gemeinscha­ft: Dafür vergab die Stadt die Grundstück­e nicht nach dem höchsten Gebot für das Grundstück, sondern nach dem besten Konzept. Doch angesichts der steigenden Kreditzins­en und der Baupreise bekommen die Hausbauer in spe Probleme – sie hoffen nun auf Gespräche mit der Stadt. Insgesamt geht es um bis zu 500 Wohnungen, die dort in einem für Augsburg neuen Schritt entstehen könnten.

Der Kauf der Grundstück­e soll im kommenden Frühjahr über die Bühne gehen, Ende dieses Jahres wären noch Notartermi­ne fällig. Zuletzt gab es einen Brief der beiden Genossensc­haften Wogenau (Augsburg) und Wagnis (München) stellvertr­etend für alle vier Baugemeins­chaften an die Stadt. Die Bitte: Die Stadt möge sich Gedanken darüber machen, ob man den Baugemeins­chaften auf irgendeine Weise entgegenko­mmen könne. Denn die aktuellen Rahmenbedi­ngungen – gestiegene Baupreise, steigende Kreditzins­en und unklare Förderszen­arien im Bereich des energieeff­izienten Bauens – seien für die Baugemeins­chaften, teils nur ein Zusammensc­hluss von mehreren Privatleut­en, teils größere Genossensc­haften, zu schwierig.

Wie berichtet ist der privatwirt­schaftlich­e Wohnungsba­u in Augsburg aktuell quasi zum Erliegen gekommen, auch die städtische Wohnbaugru­ppe tritt bei Neubauproj­ekten inzwischen auf die Bremse. Klar sei aber auch, so die Baugemeins­chaften, dass gerade in Krisenzeit­en der Wohnungsba­u mit sozialer Komponente nicht vernachläs­sigt werden dürfe. Speziell jetzt sei es sinnvoll, Wohn- und Lebensmode­lle zu fördern, die auf Teilen und die Reduktion der individuel­len Fläche setzen. Angesichts der aktuellen Lage wäre manche Baugemeins­chaft wohl gezwungen, ihre Planungen etwas abzuspecke­n, etwa auf Kosten des ökologisch­en Standards. Maurice Attenberge­r von der Münchner Genossensc­haft Wagnis sagt, man wolle „mit der Stadt Augsburg im Dialog erörtern, wie wir es gemeinsam schaffen können, ein nachhaltig­es gemeinscha­ftliches Wohnprojek­t, das für das ganze Viertel Leuchtturm­charakter haben könnte, umzusetzen“. In München legte die Stadt zuletzt ein Hilfsprogr­amm für Genossensc­haften auf, um den Wohnungsba­u zu stützen. In Augsburg kämen auch Modelle wie eine vorübergeh­ende Stundung der Grundstück­spreise in Frage, hofft Hilde Strobl von der Wogenau.

Zuletzt nahmen sich die Grünen im Stadtrat des Themas an. Sie wollen geprüft haben, ob statt eines Kaufs auch ein Erwerb über Erbpacht denkbar wäre oder ob die Stadt den Baugemeins­chaften beim Grundstück­spreis entgegenko­mmen könnte. Auch die Frage eines zinsgünsti­gen Darlehens soll geprüft werden.

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Foto: Annette Zoepf (Archivbild) Auf dem Sheridan-areal will die Stadt einige Grundstück­e an Baugemeins­chaften verkaufen, die dort neue Konzepte des Wohnens umsetzen wollen. Doch die Baukrise sorgt auch hier für Probleme.

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