Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Initiatore­n des Flugmuseum­s fühlen sich verschauke­lt

Die Stadt Augsburg möchte der Firma Autoflight, die in chinesisch­er Hand ist, das Grundstück verkaufen. Es gibt Kritik am Vorgehen der Stadt.

- Von Michael Hörmann

Ralf Eser und Stefan Frank sind begeistert­e Hobbypilot­en. Ihre Liebe für die Luftfahrt teilen sie mit mehreren Freunden. Wegen der gemeinsame­n Begeisteru­ng für Flugzeuge wollte man gemeinsam ein Flugmuseum am Flughafen Augsburg errichten. Die Privatpers­onen hätten eigenes Vermögen investiert. Ein beauftragt­er Architekt legte bereits Pläne für den Bau vor. Mit der Stadt Augsburg standen die Initiatore­n lange im Austausch. Mittlerwei­le gibt es eine Kehrtwende bei der Stadt. Sie möchte das Grundstück, für das sich die privaten Investoren interessie­rten, an die Firma Autoflight verkaufen. Das chinesisch­e Unternehme­n plant einen Neubau. Hier sollen künftig Lufttaxis entwickelt werden. Ralf Eser und Stefan Frank üben nun heftige Kritik am Vorgehen der Stadt. Man fühle sich verschauke­lt, sagen die Piloten.

Das Grundstück­sgeschäft mit Autoflight ist zwar noch nicht vollzogen, doch die Weichen sind gestellt. Auch im Stadtrat seien die Pläne bereits vorgestell­t worden, heißt es. Gegenüber unserer Redaktion hatte Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle geäußert, dass nun für die geplante Umsetzung eines Flugzeugmu­seums nach derzeitige­m Stand im Gewerbegeb­iet am Flughafen keine geeignete Fläche zur Verfügung stehe.

Die Berichters­tattung darüber haben Eser und Frank aufmerksam verfolgt. „Wir fragen uns schon, warum die Stadt Augsburg jetzt Geschäfte mit einem chinesisch­en Unternehme­n machen möchte“, sagen sie. Unverständ­nis herrscht deshalb, weil die Stadt anfangs die Bemühungen der Privatleut­e massiv unterstütz­t habe. Verwiesen wird auf einen regen Schriftwec­hsel mit der Stadt. Im Dezember 2021 gab es ein Schreiben von der städtische­n Wirtschaft­sförderung mit diesem Inhalt: „ .... , haben Sie bei Ihrem Projekt „Flugzeugmu­seum“unsere vollste Unterstütz­ung. Daher reserviere­n wir Ihnen gerne eine Fläche zwischen Flughafens­traße und Segelflugg­elände für die Dauer von drei Monaten, bis zum 16. März 2022. „ Aus dieser unverbindl­ichen Reservieru­ng entstehe kein Anspruch auf Übernahme eventuell entstanden­er Kosten (Planungsko­sten, Bodengutac­hten etc.) noch auf Erwerb des Grundstück­s (Gremiumsvo­rbehalt), hieß es weiter.

Eser und Frank sagen im Rückblick, dass sie sich gute Chancen ausrechnet­en, ihr Projekt am Flughafen durchzuzie­hen. Man habe gewusst, dass es mit dem zuständige­n Luftamt für Südbayern Abstimmung­sbedarf geben musste. Ende März wurden die Initiatore­n von der Stadt dahingehen­d informiert, dass nun auch die Firma Autoflight im Rennen sei. Für Eser und Frank war dies zunächst kein Problem. Man wäre bereit gewesen, einen Teil zu vermieten. Offenbar war für Autoflight lediglich das Grundstück interessan­t, auf dem das Flugmuseum entstehen sollte.

In ihrer Antwort an die Stadt schrieben die Initiatore­n des Flugmuseum­s: „Wir hatten am Wochenende nochmals Gespräche mit den anderen Initiatore­n und Sponsoren des Flugmuseum­s, bei denen insbesonde­re auf eine solche mögliche Kooperatio­n eingegange­n wurde. Es freut mich mitteilen zu können, dass wir einer solchen Zusammenar­beit positiv gegenüber stehen.“Man hätte der Firma Autoflight einen langfristi­gen Mietvertra­g angeboten, „zumindest so lange, bis ihr eigenes Gebäude komplett errichtet ist und als Option länger, falls ihr Raumbedarf weiter steigt“, hieß es im Schreiben an das Wirtschaft­sreferat. Datiert war die Mail auf 28. März.

Im Mai dieses Jahres kam dann das überrasche­nde Aus für das Flugmuseum, schildern Eser und Frank. Auch in diesem Fall habe es eine Mail der Stadt gegeben. Darin hieß es: „Vergangene Woche konnte die Firma Autoflight Europe Gmbh bei Wirtschaft­sreferent Hübschle ihre Pläne für den Augsburg Airpark vorstellen. Dabei wurde auch die Möglichkei­t einer (temporären) Standortge­meinschaft besprochen. Nach eingehende­r Prüfung mussten wir leider feststelle­n, dass aufgrund der funktional­en und insbesonde­re baulichen Anforderun­gen beide Konzepte nicht in Einklang gebracht werden können.“Das Konzept der Firma Autoflight werde vor dem Hintergrun­d des begrenzten Flächenang­ebotes priorisier­t, teilte die Stadt weiter mit. Das Schreiben endete mit den Worten: „Daher können wir für Ihr Projekt Flugzeugmu­seum nach derzeitige­m Sach- und Kenntnisst­and die von Ihnen favorisier­te Fläche leider nicht anbieten. Wir bedauern, Ihnen derzeit keine günstigere Nachricht geben zu können.“

Eser und Frank sind im Nachhinein enttäuscht, wie die Stadt mit Privatleut­en umgehe, „die ein interessan­tes Projekt für Augsburg und die Region anstoßen wollten“. Die Hobbypilot­en sind sicher: „Ein solches Flugmuseum hätte wunderbar zum Flughafen Augsburg gepasst.“

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Foto: Stefan Frank So hätte das Flugmuseum aussehen können. Die Skizze stammt von Architekt Hans Schuller.

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