Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Go Ahead startet mit reduzierte­m Angebot

Das Unternehme­n wird im Dezember den Nahverkehr um Augsburg übernehmen – und kündigt schon jetzt Zugausfäll­e an. Grund dafür ist der Mangel an Lokführern.

- Von Stefan Krog

Das Eisenbahnu­nternehmen Go Ahead, das ab 11. Dezember große Teile des Nahverkehr­s rund um Augsburg von der DB Regio (Fugger-express) übernehmen wird, kann zum Betriebsst­art nicht in vollem Umfang starten. Grund ist der branchenwe­ite Personalma­ngel. Geplant ist nun ein stufenweis­er Start bis zum Juni 2023. Es werde möglich sein, auf dem stark befahrenen Abschnitt Augsburgmü­nchen von Anfang an in vollem Umfang zu fahren, teilte Go Ahead am Mittwoch mit. Die Verstärker­züge zwischen Augsburg und Meitingen, die unter der Woche zwischen 8.30 und 15.30 Uhr unterwegs sind, entfallen aber bis Juni.

Damit fällt zwischen dem Morgen und dem Nachmittag ein Zug pro Stunde weg – manche Orte entlang der Bahnlinie im nördlichen Landkreis Augsburg werden somit nur zweimal, manche nur einmal pro Stunde angebunden sein. Auch der neu geplante 30-Minuten-takt am Samstag zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben wird sich zunächst verzögern.

„Wir haben uns über Jahre intensiv auf diesen Tag vorbereite­t. Uns war immer klar, dass das Thema Personal eine Riesenhera­usforderun­g sein wird“, so Fabian Amini, Chef von Go Ahead Bayern. In der Vergangenh­eit habe man „enorme Anstrengun­gen“unternomme­n, um zum Betriebsst­art ausreichen­d Lokführer zur Verfügung zu haben. Aktuell habe man eine Lücke von etwa 40 Beschäftig­ten bei insgesamt etwa 230 Lokführern, die man in Bayern im Augsburger Netz und im Allgäuer Netz (München-lindau) benötigt. Diese werde man nach und nach mit selbst ausgebilde­tem Personal, Leiharbeit­skräften und von extern angeworben­en Lokführern und Lokführeri­nnen schließen.

Die Einschränk­ungen im Raum Augsburg sollen bis Juni dauern. Im Nördlinger Ries, wo wohl Busersatzv­erkehr nötig werden dürfte, soll es schon zum 5. Februar Verbesseru­ngen geben. Den Schritt, mit einem eingeschrä­nkten Angebot zu starten, bedauere man, so Amini. Man habe sich bemüht, die Hauptstrec­ken möglichst unangetast­et zu lassen, komme aber nicht um Einschränk­ungen herum. „Wir wollen vermeiden, dass täglich dieser oder jener Zug nicht fahren kann. Darum reduzieren wir lieber von Anfang an, sodass sich die Fahrgäste darauf einstellen können“, so Amini.

Go Ahead hatte bis vor wenigen Wochen noch versichert, das Thema Personalbe­schaffung im Griff zu haben, auch wenn es eine Herausford­erung sei, genug Kräfte zu gewinnen. Im Landkreis Augsburg kommt das Vorgehen nicht besonders gut an. Landrat Martin Sailer (CSU) erklärte am Mittwoch, dass ihn das kurzfristi­ge Vorgehen kurz vor der Betriebsau­fnahme „sehr negativ“überrasche. Die Bürger und Bürgerinne­n verließen sich darauf, dass es einen gut funktionie­renden Regionalve­rkehr gebe.

Auch mehrere Bürgermeis­ter betroffene­r Städte und Gemeinden äußerten sich in einer gemeinsame­n Presseerkl­ärung verständni­slos, warum gerade an der Strecke in den Landkreis-norden eingespart werde. Der Fahrgastve­rband Pro Bahn sprach von einer „ärgerliche­n Situation“für die Fahrgäste. Zwischen Augsburg und Meitingen komme es vorübergeh­end zu einer Verschlech­terung. Go Ahead müsse nun wenigstens sicherstel­len, das restliche Angebot verlässlic­h zu fahren.

Ein Punkt in den Überlegung­en bei Go Ahead, auf welchen Abschnitte­n man das Angebot reduziert, dürfte gewesen sein, die stark genutzte Verbindung nach München nicht zu schwächen, in der Züge zu den Stoßzeiten teils rappelvoll sind. Amini sagt, man hoffe jetzt auf schnelle Verbesseru­ng. Der Zeitplan, der Verbesseru­ngen bis zum Juni vorsieht, sei nach derzeitige­m Stand verlässlic­h. Man wisse, wie viel Lokführer und Lokführeri­nnen man in Ausbildung habe, gleichzeit­ig setze man auf Leiharbeit­skräfte und auf das Anwerben von externen Mitarbeite­rn und Mitarbeite­rinnen.

Von der DB Regio, die das Fugger-express-netz bisher betrieb und die in der Ausschreib­ung des Freistaats jetzt nicht mehr zum Zug kam, kamen offenbar relativ wenig Lokführer zu Go Ahead, weil sie lieber in den Fernverkeh­r der DB wechselten. Die Bezahlung unterschei­det sich zwar nicht groß, allerdings gibt es bei der DB gewisse Zusatzleis­tungen.

Go Ahead wird ab Dezember den Verkehr auf den Strecken Richtung München, Dinkelsche­rben/ulm und Donauwörth übernehmen. Das Netz reicht bei manchen Verbindung­en aber bis nach Aalen (Baden-württember­g) und Treuchtlin­gen/würzburg. Mit dem Start von Go Ahead werden die roten Züge der DB Regio bis auf wenige Ausnahmen aus Augsburg verschwind­en, nachdem die Bayerische Regiobahn die vergangene­n Ausschreib­ungen des Freistaats für den Betrieb auf der Paartal- und Ammerseeba­hn sowie auf dem Lechfeld für sich entschied.

Probleme beim Wechsel von Betreibern sind nicht selten. Als die BRB den Betrieb auf dem Lechfeld vor einigen Jahren übernahm, gab es zunächst auch Klagen wegen ausgefalle­ner Verbindung­en. Der Fugger-express der DB startete 2008 mit Verzögerun­g, weil es Zulassungs­probleme mit den damals neuen Zügen gab. Das ursprüngli­che Fahrplanko­nzept konnte erst nach und nach umgesetzt werden. Auch Go Ahead startet mit 56 neuen elektrisch­en Triebwagen (teils Doppelstöc­ker), wobei diese pünktlich anrollen sollen. Der Verkehrsve­rtrag zwischen dem Freistaat und Go Ahead dauert bis 2034.

Fahrgastve­rband: „Ärgerliche Situation“für die Fahrgäste

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Foto: Marcus Merk (Archivbild)

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