Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Isolationspflicht wird zu früh abgeschafft
Ab wann ist man zu krank zum Arbeiten? Die Antwort dürfte individuell ausfallen. Viele Arbeitnehmer haben schon vor Corona die Erfahrung gemacht, dass es für Joberhalt oder Karriere besser ist, sich zur Arbeit zu schleppen als sich krank zu melden und auszukurieren. Auch wenn Letzteres vernünftiger wäre – für einen selbst und für die anderen, die man womöglich ansteckt. Die Aufforderung aus Bayerns Gesundheitsministerium: „Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben“, geht daher für viele leider an der Realität vorbei. Schon deshalb ist die Aufhebung der Isolationspflicht trotz Coronainfektion zu riskant. Noch dazu bürdet sie die Verantwortung allein den Arbeitnehmern auf.
Und die Aufhebung kommt zu früh, nehmen doch Atemwegserkrankungen ohnehin zu, außerdem droht eine schwere Grippewelle. Sinnvoller wäre es gewesen, bis zum Frühjahr zu warten und dann gegebenenfalls bundesweit einheitlich zu lockern. So aber hat man den Verdacht, dass hier auch etwas Populismus mitschwingt: Auf Corona-schutzmaßnahmen haben viele keine Lust mehr. Die bayerische Politik befriedigt diesen Wunsch als eine der ersten. Bei vielen kommt das sicher gut an.
Vergessen wird dabei, dass noch immer viele an Covid sterben und Post Covid noch immer eine rätselhafte, oft sehr belastende Erkrankung ist. Nur auf Eigenverantwortung bei der Vermeidung von Ansteckung zu setzen, reicht nicht. Zumal man ja sieht, wie wenige noch bereit sind, zumindest Maske in vollen Innenräumen zu tragen.