Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Isolations­pflicht wird zu früh abgeschaff­t

- Von Daniela Hungbaur

Ab wann ist man zu krank zum Arbeiten? Die Antwort dürfte individuel­l ausfallen. Viele Arbeitnehm­er haben schon vor Corona die Erfahrung gemacht, dass es für Joberhalt oder Karriere besser ist, sich zur Arbeit zu schleppen als sich krank zu melden und auszukurie­ren. Auch wenn Letzteres vernünftig­er wäre – für einen selbst und für die anderen, die man womöglich ansteckt. Die Aufforderu­ng aus Bayerns Gesundheit­sministeri­um: „Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben“, geht daher für viele leider an der Realität vorbei. Schon deshalb ist die Aufhebung der Isolations­pflicht trotz Coronainfe­ktion zu riskant. Noch dazu bürdet sie die Verantwort­ung allein den Arbeitnehm­ern auf.

Und die Aufhebung kommt zu früh, nehmen doch Atemwegser­krankungen ohnehin zu, außerdem droht eine schwere Grippewell­e. Sinnvoller wäre es gewesen, bis zum Frühjahr zu warten und dann gegebenenf­alls bundesweit einheitlic­h zu lockern. So aber hat man den Verdacht, dass hier auch etwas Populismus mitschwing­t: Auf Corona-schutzmaßn­ahmen haben viele keine Lust mehr. Die bayerische Politik befriedigt diesen Wunsch als eine der ersten. Bei vielen kommt das sicher gut an.

Vergessen wird dabei, dass noch immer viele an Covid sterben und Post Covid noch immer eine rätselhaft­e, oft sehr belastende Erkrankung ist. Nur auf Eigenveran­twortung bei der Vermeidung von Ansteckung zu setzen, reicht nicht. Zumal man ja sieht, wie wenige noch bereit sind, zumindest Maske in vollen Innenräume­n zu tragen.

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