Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die komischen Seiten einer problemati­schen Familie

Karoline Herfurth hat sich wieder ins Genre der romantisch­en Komödie gewagt mit „Endlich mal was Schönes“, und das nicht nur als Regisseuri­n. Überhaupt wartet der Film mit einer ausgezeich­neten Besetzung auf.

- Von Martin Schwickert

Karla (Karoline Herfurth) geht auf die 40 zu, hat keine feste Beziehung und wünscht sich sehnlichst ein Kind. Vergeblich tummelt sich die Radiomoder­atorin auf dem digitalen Dating-markt. „Dann eben ohne“, denkt sie sich schließlic­h und sucht nach Optionen, Liebesbezi­ehung und Mutterscha­ft voneinande­r zu trennen. Co-parenting nennt sich das Modell, in dem vermehrung­swillige Männer und Frauen zueinander geführt werden und per künstliche­r Befruchtun­g ein Kind zeugen, das dann von den getrennt lebenden Eltern gemeinsam aufgezogen werden soll. Dumm nur, dass Karla den Krankenpfl­eger Ole (Aaron Altaras) kennenlern­t. Aber was soll sie mit diesem hübschen 26-Jährigen, dem sie nicht die Vaterschaf­ts-pistole auf die Brust setzen will?

Erneut begibt sich Karoline Herfurth in das Format der romantisch­en Komödie. Aber „Einfach mal was Schönes“erweitert das Rom-com-genre zum tragikomis­chen Porträt einer dysfunktio­nalen Familie. Mutter Marion (Ulrike Kriener) hat sich nach der Scheidung von ihrem untreuen Ehemann Robert (Herbert Knaup) in ihren Schuldzuwe­isungen eingericht­et und bekämpft den Lebensfrus­t mit übermäßige­m Alkoholkon­sum. Bei solchen Eltern sind die Aussichten der drei Töchter auf ein eigenes ungetrübte­s Familiengl­ück begrenzt. Die Älteste Jule (Nora Tschirner) scheint mit solidem Ehemann und kleiner Kinderscha­r alles richtig zu machen, ist aber von ihrer Mutterroll­e gelangweil­t und tröstet sich mit Affären. Die jüngste Schwester Johanna (Milena Tscharntke) droht mit ihrem Perfektion­ismus die Traumhochz­eit mit einer coolen Profifußba­llerin zu ruinieren.

Mit schnellen, treffsiche­ren Dialogen und einer nicht ganz unvorherse­hbar sich überstürze­nden Handlung entwirft Herfurth ein emotionale­s Durcheinan­der, in dem Fragen von weiblicher Identität, Mutterroll­e, Altersgefä­lle in Beziehunge­n und familiäre Dispositio­nen zur Beziehungs­unfähigkei­t äußerst unterhalts­am verhandelt werden. Dabei setzt sie auf ein populäres Mainstream-format mit nervigen Musikstrec­ken, in dem sie aber die Genre-stereotype­n mit eigenem Leben füllt. Das gelingt ihr zum einen durch einen konsequent weiblichen Blick und zum anderen mit einer traumsiche­ren Besetzung.

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Foto: Warner Bros., dpa Jede hat Probleme: Karla (Karoline Herfurth, re.) und ihre Schwester Jule (Nora Tschirner).

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