Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auch als Polit-rentner nicht im Ruhestand

ALT-OB Paul Wengert feiert den 70. Geburtstag. Er ist froh, keinen Terminzwän­gen mehr zu unterliege­n. Warum er dennoch genug zu tun hat – und wie er das Geschehen in Augsburg verfolgt.

- Von Heinz Sturm und Stefan Krog

Von Ruhestand mag er nicht reden. Lieber von einem neuen Lebensabsc­hnitt, der vor gut vier Jahren mit dem Ausscheide­n aus dem Landtag begonnen hat: Augsburgs Altoberbür­germeister Paul Wengert (SPD) wird am Freitag 70 Jahre alt. Von 2002 bis 2008 war Wengert Oberbürger­meister. Nachdem er 2008 in der Stichwahl gegen Kurt Gribl (CSU) unterlag, kehrte Wengert nach Füssen zurück, wo er zuvor zwölf Jahre Bürgermeis­ter war, und wurde für die SPD in den Landtag gewählt. Heute sagt er: „Die Politik habe ich weitgehend hinter mir gelassen.“Doch langweilig ist dem Polit-rentner nicht.

In seinen politische­n Ämtern waren Zwölf-stunden-arbeitstag­e eher die Regel als die Ausnahme. Drohte Wengert nicht in ein Loch zu fallen, als dieser Druck plötzlich weg war? Ganz im Gegenteil versichert der 70-Jährige: „Ich bin wieder mein eigener Herr und unterliege keinen Terminzwän­gen.“Er freue sich, dass ihn frühmorgen­s nicht mehr der Wecker aus dem Schlaf reißt. „Ich kann gemütlich mit meiner Frau frühstücke­n und die Zeitung lesen, morgens vor allem den Füssener und Allgäuer Teil.“Die Entwicklun­gen in Augsburg („Leider durfte ich der Stadt nur sechs Jahre lang dienen“) verfolgt Wengert aber auch vom Ostallgäu aus. Er habe nach wie vor Kontakte nach Augsburg, Ende November wird er auf einer Veranstalt­ung der SPD in Augsburg sein, bei der es um den Fortgang des

Nahverkehr­sprojekts „Mobilitäts­drehscheib­e“mit Bahnhofstu­nnel und Kö-umbau geht.

In Wengerts Amtszeit wurde das Projekt mit der Linie 6 nach Friedberg begonnen. Und auch sonst, so Wengert, interessie­re er sich für die Entwicklun­g des Unikliniku­ms und des Innovation­sparks, für den auch unter seiner Ägide die Weichen gestellt wurden. Auch das Abschneide­n des FCA, wo er Mitglied ist und dessen Stadionbau von Wengert unterstütz­t wurde, verfolgt er. Den ganzen Tag Freizeit hat er nach wie vor nicht. „Ich verbringe jeden Tag drei bis vier Stunden in meinem Arbeitszim­mer“, so Wengert, der noch einige Ehrenämter ausübt. Vorneweg das des Präsidente­n des Chorverban­ds Bayerisch-schwaben. In dieser Funktion zeichnete er zuletzt bei einem Festakt in Augsburg Karl Suttner für dessen Lebenswerk als Musikpädag­oge und Chorleiter aus.

Und ganz von der Politik mag Wengert auch noch nicht lassen – er ist Kreisratsm­itglied im Ostallgäu und einer der Stellvertr­eter von Landrätin Maria Rita Zinnecker. Seit dem Ende der Pandemie-beschränku­ngen ist er wieder verstärkt auf Terminen unterwegs. Und schließlic­h ist er in Füssen in mehreren Vereinen aktiv, etwa im Fördervere­in des dortigen Festspielh­auses, das in seiner Amtszeit als dortiger Rathausche­f gebaut wurde.

Neben diesen Ehrenämter­n ist er auch als zweifacher Opa gefragt und erlernt gerade das Tenorhorn – zum Üben geht er in den Keller. Zudem sei er daheim als „Hausmeiste­r und Gärtner“im Einsatz. „Mein Alltag ist gut ausgefüllt“, sagt Wengert. Besonders freut ihn, dass er trotzdem unter der Woche Zeit für Spaziergän­ge, Wanderunge­n und Radausflüg­e findet. Seinen Geburtstag wird er im Kreis der Familie mit Ehefrau, den Töchtern, Schwiegers­ohn und Enkelkinde­rn feiern. „Die Familie will mich mit einem kleinen Programm überrasche­n, von dem ich nur weiß, dass wir am Abend miteinande­r zum Essen in ein Füssener Restaurant gehen werden.“

 ?? Foto: Benedikt Siegert (Archivbild) ?? Paul Wengert war von 2002 bis 2008 Oberbürger­meister in Augsburg und zog danach nach Füssen.
Foto: Benedikt Siegert (Archivbild) Paul Wengert war von 2002 bis 2008 Oberbürger­meister in Augsburg und zog danach nach Füssen.

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