Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Stadt vermietet leere Stände auf dem Stadtmarkt nun auch für kurze Zeit
Das sogenannte Pop-up-store-konzept, wie es im Handel praktiziert wird, soll die Attraktivität des Stadtmarkts erhöhen. Der erste Mieter ist gefunden.
Der Augsburger Stadtmarkt leidet seit einigen Jahren unter dem zunehmenden Wechsel von Geschäften. Neulinge halten nicht lange durch, langjährige Standbetreiber hören teils aus gesundheitlichen Gründen auf. Die Folge sind Leerstände. In der Fleischhalle stehen gegenwärtig zwei Stände leer. In der Gemüsegasse ist seit Anfang des Jahres ein Stand nicht besetzt, vier Stände sind es in der Viktualienhalle. Der Imbiss „Futterkrippe“ist hinzugekommen. Einen Erfolg gibt es: Die Münchner Firma Schlemmermeyer geht in den frei gewordenen Stand von Käse Kolper. Eröffnung ist am Donnerstag, 24. November. Die Stadt bestätigt, dass es immer schwieriger werde, längerfristige Mietverträge abzuschließen. Es wird umgedacht. Die Stadt möchte Pop-up-läden einrichten. Sechs Monate soll der Mietvertrag längstens dauern.
Pop-up-stores sind im Handel schon länger eingeführt. Gerade die Stadt Augsburg hat bei eigenen Immobilien dieses Konzept wiederholt angewandt. Gegenwärtig belegt die „Zwischenzeit“in der Annastraße das Erdgeschoss in einem Gebäude. Mehrere regionale Unternehmen haben sich zusammengetan. „Es ist die ideale Möglichkeit, um Weihnachtsgeschenke zu besorgen“, sagen die Übergangsmieter.
Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle bestätigt, dass die Stadt gute Erfahrungen mit dem Pop-upstore-konzept mache. Beispiele sind zwei Geschäfte am Rathausplatz. Die Stadt als Vermieterin hatte mehrfach Zwischenmieter gefunden, ehe längerfristige Verträge geschlossen wurden. Das Augsburger Unternehmen Sportkind hat nun seine erste bundesweite Filiale in Augsburg. Verkauft wird in Räumen im städtischen Verwaltungsgebäude am Rathausplatz. Hier saß viele Jahre lang Musik Durner. Direkt nebenan (ehemals Wein Bayerl) hat der Concept Store Into the Wild (angeboten werden Mode, Accessoires, Home-dekor und Bücher) eröffnet.
Wirtschaftsreferent Hübschle möchte das Konzept im Stadtmarkt
anwenden. In der Sitzung des städtischen Wirtschaftsausschusses stellte er das Paket vor. Es wurde einstimmig beschlossen. Die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit Energiekrise und Inflation spüre der Stadtmarkt, berichtete Hübschle. Die Situation sei für alle Beteiligten eine Herausforderung. Es werde am Stadtmarkt immer schwieriger, Personal zu finden. „Die Personalproblematik wird im Bereich der Stadtmarktbeschicker verschärft durch die besonderen Herausund Anforderungen, die sich für Händler etwa im Gemüse-, Obst- oder Metzgerbereich stellen“, sagt Hübschle. Bäcker und Metzger hätten große Schwierigkeiten, Personal zu finden.
Man dürfe sich nicht wundern, wenn es Leerstände am Stadtmarkt gebe. Einzelne Stände hatte die
Sportkind belegt ehemaligen Pop-up-store
Mancher Kandidat ist abgesprungen
Stadt in der Vergangenheit mehrfach ausgeschrieben, weil teils potenzielle Kandidaten kurzfristig absprangen. Diesem Trend wolle man jetzt entgegentreten, so Hübschle. Pop-up-läden sollen helfen. Diese „plötzlich auftauchenden“Ladenkonzepte sind zeitlich befristet. Es werden übergangsweise leer stehende Verkaufs- und Lagerräume flexibel für einen kurzen Zeitraum angemietet. Beim Stadtmarkt möchte die Stadt interessierten Mietern finanziell entgegenkommen. „Das Marktamt wird Leerstände unter diesem Blickwinkel für einen begrenzten Zeitraum aus dem regulären Vergabe- und auch Gebührenrahmen herauslösen und als Eigenbedarf betreiben“, sagt Hübschle.
Neu ist ferner, dass die Stadt Augsburg künftig mit einem regionalen Partner zusammenarbeitet. Es handelt sich um die Genossenschaft Herzstück Horgau. Sie vermarktet und vertreibt Produkte ihrer Partner. Die Genossenschaft wird in der Viktualienhalle einen Stand belegen. Es ist der Bereich, in dem zuvor ein Weingeschäft angesiedelt war. Horst Mähringer konzentriert sich mittlerweile auf den eigenen Bierstand. Die freie Fläche soll bereits Anfang Dezember bezogen werden. „Es ist ein ambitioniertes Ziel“, sagt Marktamtsleiter Wolfgang Färber.