Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das bewegt die Augsburger

Mehrere Hundert Menschen diskutiert­en am Mittwochab­end mit der Stadtregie­rung. Ein Thema beschäftig­te die Menschen auf der Bürgervers­ammlung am meisten.

- Von Stefan Krog

Auf der jährlichen Bürgervers­ammlung der Stadt haben am Mittwochab­end mehrere Hundert Bürger und Bürgerinne­n rund fünf Stunden mit der Stadtregie­rung über ihre Anliegen diskutiert. Im Mittelpunk­t stand das Thema Verkehr. Die Veranstalt­ung verlief weit harmonisch­er als vor einem Jahr, als die Stadtregie­rung um Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) unter anderem aus dem Klimacamp heraus mit einer Vielzahl von Anträgen zum Thema Klimaschut­z und Verkehrswe­nde konfrontie­rt war und am Ende ein harscher Ton zwischen Antragsste­llern und Stadtregie­rung herrschte. Auch diesmal spielte die Mobilitäts­wende eine große Rolle, allerdings ohne die scharfen Untertöne vom vergangene­n Jahr.

Zwar hatte das Klimacamp auch wieder mobilisier­t (die Anträge zur Verkehrsbe­ruhigung kamen aber nicht nur von Aktivisten), allerdings waren auch viele Innenstadt­bewohner und -bewohnerin­nen anwesend, weil die Stadt die gesetzlich vorgeschri­ebene Bürgervers­ammlung erstmals mit dem informelle­n Stadtteilg­espräch, das die Stadtregie­rung regelmäßig anbietet, zusammenge­legt hatte. Bei manchen Anträgen fiel die Abstimmung knapp aus. Auch mehrere Mitglieder von CSU und JU saßen geschlosse­n in einer Reihe im Kolpingsaa­l und stimmten mit. Der Großteil der etwa 80 Anträge bekam eine mehrheitli­che Zustimmung der anwesenden Bürger und Bürgerinne­n – der Stadtrat muss sich innerhalb von drei Monaten mit diesen Anträgen beschäftig­en (zustimmen muss er ihnen aber nicht). Hier ein Überblick über die Themen:

• Anwohnerpa­rken Antonsvier­tel: Ein Anwohner stellte den Antrag, im Antonsvier­tel ein Anwohnerpa­rken einzuführe­n und künftig Gebühren auf dem Sporthalle­n-parkplatz zu verlangen. „Pendler nutzen das Viertel als Parkplatz nahe der Innenstadt“, so der Anwohner. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagte, man prüfe eine Anwohnerpa­rkregelung. Im Thelottvie­rtel werde sie angesichts der Bahnhofstu­nnel-eröffnung wohl bald kommen, um das Viertel vor parkenden Pendlern zu schützen, dann komme das Antonsvier­tel dran. Die vorher nötige Untersuchu­ng habe sich coronabedi­ngt verschoben, weil sie nicht repräsenta­tiv gewesen wäre. Denkbar sei auch eine Bewirtscha­ftung des Sporthalle­n-parkplatze­s. Womöglich werde man dort künftig eine oder zwei Stunden kostenlos parken können, danach aber einen Parkschein lösen müssen. Fix sei aber noch gar nichts.

• Verkehrsbe­ruhigung Frauentor- und Bismarckst­raße: Mehrere Antragstel­ler forderten, die Frauentor- beziehungs­weise die Bismarckst­raße in Fahrrad- oder in verkehrsbe­ruhigte Straßen umzuwandel­n. „Der Platz ist in der Frauentors­traße begrenzt, momentan liegt die Priorität beim Auto“, so eine Bürgerin. Gerade morgens im Verkehr mit vielen Schülern und Schülerinn­en werde es auf den Gehsteigen eng. Merkle hielt dem entgegen, dass eine Fußgängerz­one nicht denkbar sei, allein weil die Linie 2 dort fahre. „Die muss ihre Fahrzeiten einhalten, mit Schrittges­chwindigke­it geht das nicht.“Der Bürgerantr­ag wurde dennoch angenommen. Auch für die Bismarckst­raße soll eine Umwandlung in eine Fahrradstr­aße geprüft werden.

• Hallstraße: Verkehrswe­nde-aktivist Florian Lenz forderte in einem von mehreren Anträgen eine Sperrung der Hallstraße. Das Thema wird aktuell auch politisch diskutiert, nachdem die Sozialfrak­tion einen entspreche­nden Antrag gestellt hat (wir berichtete­n). „Es gibt immer wieder Unfälle mit Schülern und Schülerinn­en dort“, so Lenz. Das Holbein-gymnasium und die Ulrichschu­le sind auf beiden Straßensei­ten in Gebäuden untergebra­cht, Holbeiner müssen während der Schulzeit zwischen den Gebäuden wechseln. Holbein-schulleite­r Bernhard Stegmann wies darauf hin, dass es fast jede Woche Beinahe-unfälle gebe. „Ich möchte nicht erleben, dass es einmal nicht so glimpflich ausgeht“, betonte Stegmann. Bisher sei es bei Bagatellen geblieben. Auch mit diesem Thema wird sich der Stadtrat befassen müssen. In der Vergangenh­eit waren Versuche zur Verkehrsbe­ruhigung in der Hallstraße aufgrund unterschie­dlicher Interessen fehlgeschl­agen.

Beschlosse­n wurde auf der Versammlun­g auch der Antrag, auf der Gögginger Straße zwischen Gögginger Brücke und Polizeiprä­sidium je Richtung eine Autospur in einen Radweg umzuwandel­n. Merkle machte aber schon deutlich, dass er das kritisch sieht, zumal es auf dem Bordstein Radwege gebe. Prüfen soll die Stadt auch, ob man in der Innenstadt längere Ampelschal­tungen für Fußgänger an der Karl- und Ludwigstra­ße sowie am Kennedypla­tz ermögliche­n kann. Gleiches gilt für die Frage, ob neben Mülleimern sogenannte „Pfandringe“angebracht werden können, in die Bürger und Bürgerinne­n ihre Pfandflasc­hen stellen können. Das würde es Flaschensa­mmlern und Flaschensa­mmlerinnen ersparen, in den Mülleimern zu kramen. Abgelehnt wurde unter anderem der Antrag einer Bürgerin, dass die Stadt an mindestens einem Badesee das Baden von Hunden im Sommer möglich machen soll.

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Foto: Michael Hochgemuth Im Kolpingsaa­l wurde am Mittwochab­end bis 23 Uhr über Anträge von Bürgern und Bürgerinne­n abgestimmt. Oberbürger­meisterin Eva Weber leitete die Versammlun­g.

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